(NEU) 34 - Wiedervereint

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"Ugh...", als Steven endlich wieder zu sich kam, dröhnte sein Kopf als hätte er mächtig etwas abgekriegt. Dabei konnte er sich gar nicht groß daran erinnern, dass er großartig verwundet wurde. All seine Verletzungen waren innerhalb von ein paar Minuten verheilt. Und wenn schon... Dieser Typ mit seinen Tentakeln hatte ihn ja nur bewusstlos gewürgt...
Noch immer vollkommen erschöpft versuchte er seine mittlerweile übermüdeten Augen zu öffnen und sich aufrecht auf dem Sofa aufzusetzen. Wie und wann war er auf dieses Sofa gekommen? Es war definitiv nicht das Sofa bei ihnen Zuhause. Es war... bequemer... Vor allem jetzt bemerkte er, wie müde er eigentlich war. Er hatte kein Auge geschlafen diese Nacht. Und wenn er wüsste, wo er war, würde er sich sofort wieder hinlegen, sich in die warme Baumwolldecke einkuscheln, mit welcher man ihn zugedeckt hatte und dann weiterschlafen...

Mit verschwommener Sicht warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war etwa halb sieben morgens. Durch das Bullauge in der Wand sah er die ersten Sonnenstrahlen, die sich über dem Horizont breit machten. Wie sie wie Wasser die Straßen von Metraville da unten fluteten, ihre Herbstwärme mit der Natur und den Menschen teilte. Von oben sah die Stadt so faszinierend aus...Von oben? 
Etwas perplex drehte Steven sich wieder vom Fenster weg und musterte den Raum, in welchem er sich befand. Der gräuliche Linoleumboden wurde großflächig mit einem weichen Teppich abgedeckt. Gegenüber von der roten Couch, auf der er lag stand eine weitere, identische. Und auf ihr Amika, noch immer schlafend. Vor ihr saß Kyu, auf sie herabschauend, und hielt ihre Hand, in der Hoffnung dass sie aufwachen würde...
Es bestand kein Zweifel, dass sie in der Peacemaker waren. 

"Kyu?", verwirrt sah er zu seinem Bruder, welcher seinen Blick von ihr abzuwenden schien. "Was machst du denn hier?!"
"Bomby hatte mir erzählt, was vorgefallen war", klärte Kyu ihn auf und ließ Amikas Hand los, um sich auf dem Hocker zu seinem Bruder umzudrehen. Dabei verzog er sein Gesicht vor Schmerzen. Anders als Stevens Arm, der nun fast gar nicht mehr weh tat, schienen Kyus Rippen noch eine Weile zum Verheilen zu brauchen... "Ihr habt den Turmalin also nicht gekriegt?"
"Warte... wir haben ihn nicht?!", seine Müdigkeit verschwand in Sekunden. Was meinte er damit, dass sie den Turmalin nicht hatten? Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass er Kenny zu Boden gerissen hatte. Und danach wachte er wieder hier auf... Hatte Bomby also dieser Tussi den Kristall wirklich ausgehändigt?! Am liebsten wäre er vor Wut explodiert. Sie brauchten den Turmalin dringend! "Wo ist diese kleine Bowlingkugel, ich mach' ihn kalt!"
"Alter", Kyu stand von dem Hocker auf und lief auf seinen Bruder zu. "Bomby hat euch das Leben gerettet und einem unschuldigen Artemier! Ja, wir haben den Turmalin verloren, aber schau mal aufs Datum. Wir haben noch fast ein Jahr Zeit! Die Chance, dass wir den bekommen, ist noch nicht weg."
"Und wenn doch?! Was ist, wenn die damit jetzt zum Mond fliegt?"

"Jetzt bleib realistisch, Mann!", bat Kyu ihn und seufzte. 
"Wie soll ich realistisch bleiben bei all dem Scheiß hier?!", schrie er ihm ins Gesicht, kurz davor die Fassung zu verlieren. Er wusste ja nicht wie wichtig Stevens Leben für Kyu war. Aber Steven war fest der Überzeugung, dass sein Leben nicht so wichtig war wie das von Millionen anderen. Er wollte seinen Fehler unbedingt gut machen. Aber wer wusste schon, wo man den Kristall aufbewahrt hatte? Er hätte wirklich überall auf diesem Planeten sein können. "Ich will doch einfach nur ein einziges Mal etwas richtig machen..!"
"Das hast du, Steven", versuchte Kyu seinen Bruder zu beruhigen, welcher frustriert auf das Sofa sackte. Sachte legte er seine Hand auf seine Schulter. "Du hast versucht, den Kristall zu holen. Du hast das Leben von jemand fremden gerettet", sein Blick wich zu Amika herüber. "Und von ihr... Du glaubst nicht, wie dankbar ich dir dafür bin."
"... Ich hätte trotzdem besser sein können", warf er sich weiterhin selbst vor und sah zur metallenen Decke. Man konnte von den Rotorblättern erstaunlich wenig hören. Erstaunlich wie gut die Isolation hier drin war.
"Wir haben gerade erst mit der Suche nach den Steinen angefangen, Fehler passieren. Außerdem warst du noch immer verletzt!", Kyu deutete auf den noch immer eingegipsten Arm seines Bruders. 
"Ja...", Steven nickte, auch wenn der Gedanke ihm noch immer nicht gefiel. Aber vielleicht hatte Kyu irgendwo ja recht gehabt. 

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