11 - Surrealität

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Das laute Summen und Knacken der Maschine hauchte Leben in den kleinen vermieften Keller, in dem Joey sich zurückgezogen hatte.
Eleysa saß währenddessen mit einem kleinen zerbrochenen Spiegel in der Hand, auf einem alten Holzstuhl und betrachtete ihr eigenes Gesicht. Zum ersten Mal hatte sie die Chance, ihr eigenes Gesicht zu sehen, und sie fand es einfach wunderschön. Bis auf die eine Hälfte ihres Gesichtes... Sie sah doch fast so aus, wie alle anderen Menschen! Der einzige Unterschied war ihre Gesichtshälfte, welches wie Glasscherben neben ihr herflog. Etwas stimmte nicht mit ihr... Zwar hatte Eleysa noch nicht so viele Menschen gesehen, doch sie war einfach anders.

Die gleiche Zeit verbrachte Joey damit, an einer Maschine herumzubasteln, welche sich in dem klitzekleinen Raum breit machte und ihre Hitze verteilte. Es war dort unten ja schon fast wie eine Sauna! Die Hitze und die Feuchtigkeit machten es ja beinahe schon unerträglich...
Was auch immer das für ein Apparat war, er schüchterte das Mädchen ein.
Dabei war das Design wirklich unspektakulär. Es handelte sich um einen gigantischen Metallwürfel auf Rädern. Hinten an der Maschine befand sich eine Klappe für den Tank und vorne ragte eine kleine Plattform heraus mit einem Bedienfeld. Direkt darüber war ein eingebauter Monitor, auf dem man den Vorgang verfolgen konnte, und direkt daneben eine Nische mit einem Scanner.
An der Seite der Anlage befand sich ein Kupferfarbenes Rohr mit einer kleinen Bühne. Wofür war das gut?

"Bring mir bitte mal noch einen Sack mit dem Baronit", forderte er sie auf, während er mit einem anderen Sack beschäftigt war, dessen Vorrat des Metalls langsam dem Ende zuneigte. Sein Rücken tat mittlerweile weh von der Arbeit, und durch die ekelhafte, warme Luft war er total verschwitzt.
"Okay", verunsichert stand Eleysa auf und lief mit langsamen Schritten zu einer Schubkarre, in der noch zwei pralle Beutel lagen, sie alle gefüllt mit dem Baronit. Bekomme ich das überhaupt hoch?

Bei Baronit handelte es sich um ein Metall, welches nicht sonderlich bekannt war. Es war seltener als vom Aussterben bedrohte Tiere, kostbarer als jeder Diamant und robuster als Osmium. Ein schwarzes Eisen, durch das gelbpulsierende Adern ihre Wege bahnten. Und so wie ein Füller Tinte zum schreiben brauchte, war der Kraftstoff dieser rätselhaften Maschine dieses Eisen.

Ohne jegliche Erwartungen griff Eleysa nach einem der schweren Säcke und versuchte ihn mit Anstrengung herauszuzerren. Wieso musste er die Beutel nur so vollstopfen?!
Als der Sack den Rand der Schubkarre verließ, blieb er an einer scharfen Kante hängen und riss auf. Eleysas Beine wurden von dem Baronit im inneren förmlich begraben, sie konnte sich überhaupt nicht mehr bewegen. Überall auf dem Boden lag das Metall nun herum und Joey seufzte genervt.
"Ist das dein Ernst?!", fragte er sie und verdrehte seine Augen. Oh Mann, war das peinlich...
"Tut mir leid...", entschuldigte Eleysa sich und duckte sich, um sich selbst frei zu buddeln.

Kurz nachdem Eleysa ihre Hand auf das Baronit legte, begann es zu pulsieren. Und das gleiche taten ihre Arme. Ein gelblicher glitzernder Schimmer legte sich auf ihrer Haut ab und kämpfte sich immer weiter über ihren Körper vor. Ein seltsames Gefühl floss durch sie hindurch, bis in ihren Kopf. Es fühlte sich an als würde sie in den Armen ihrer Mutter liegen, die sie versucht zu trösten. Es war so angenehm. So vertraut... Und gleichzeitig war sie so unsicher. Was passierte mit ihr?! Sofort zuckte sie wieder zurück.
"Wa- was ist das?!", vollkommen erstarrt vor Schock starrte sie zu Joey, welcher sich an die Maschine lehnte, jedoch wirkte er ungeduldig. Er zuckte mit den Schultern und betrachtete ihren Körper, deren Glitzern langsam nachließ. Was auch immer mit ihr passiert war, es hatte ja jetzt aufgehört. Was kümmerte ihn das also noch?

"Was weiß ich? Bring mir einfach das Zeug und halt dein Maul!", hetzte er sie und stieß einen genervten Seufzer ab. "Ich habe keine Lust darauf, wenn mir so ein Gör wie du nur die Zeit wegnimmt. Ich hab noch was vor!"
Dann mach es doch selbst!, hätte Eleysa ihm am Liebsten genau so gesagt. Doch es war vielleicht nicht die beste Idee. Schließlich bot er ihr eine Unterkunft an nachdem sie einfach so in diesen Flammen aufgewacht ist. Sie konnte sich noch immer nicht erklären, wie sie dort hingekommen war. Irgendwie hatte sie überhaupt keine Erinnerungen... Außerdem hatte sie das Gefühl, dass es Joey egal war, wie entstellt ihr Gesicht war...

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