24 - Der Kellner

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"Ein Glas Orangensaft für die Dame und für den Herrn den Toast mit Rührei und Speck", wiederholte der Kellner die Bestellung, während er Amika und Mack die Bestellungen auf den Tisch stellte. "Kann ich euch noch etwas bringen?"
"Nein, danke!", wie ausgehungert zog Mack seinen Teller vor seine eigene Nase und griff nach einer Scheibe des frischen, warmen Toasts.
Kichernd schüttelte Amika den Kopf. "Wenn wir noch etwas möchten, sagen wir bescheid."
Amika schenkte dem Kellner ein gekünsteltes Lächeln, welches er nicht wirklich zu erwidern versuchte.
Seid wann stellte Anja eigentlich Artemier in ihrem Café ein? Nicht, dass sie etwas dagegen hätte, doch irgendwas an dem Kerl missfiel ihr gewaltig.
Seine Augen waren weiß wie Papier, anders als Haut und Klamotten, welche samt lila waren.
Irgendwie überkam sie das Gefühl er würde sie anstarren... Eine Gänsehaut machte sich auf ihr breit, sowie ein seltsames Gefühl im Magen.

In der letzten Woche strengten die Menschen sich an mit den Artemiern zusammen zu leben, die sich immer weiter vermehrten. Und in vielen Fällen klappte es sogar!
Manche von den Artemiern fanden Arbeit, Freunde oder wurden für die Schule angemeldet.
Es gab aber auch viele Menschen, die sich nicht dran gewöhnen konnten oder wollten. Manche kamen auf die Idee, die Artemier zu Mobbingopfern zu machen, sie zu verletzen oder gar zu töten, was bisher noch nicht allzu schwer bestraft wurde. Leider war der Großteil noch immer gegen sie, und hauptsächlich alte Menschen. Natürlich, manche Artemier gingen auch nicht gut mit Menschen um. Doch viele hatten nur furchtbare Angst, sie wurden schließlich ohne irgendein Gedächtnis in dieser Welt geboren. Besaßen nichts weiteres als das Bewusstsein, welches ihnen der Künstler gegeben hatte. 
Was Mack auch häufiger Erlebte: Manche Menschen akzeptierten die neuen Lebewesen in ihrem Alltag, behandelten sie aber trotzdem wie Außerirdische. Sie sahen vielleicht anders aus und hatten eventuell einen anderen Körperaufbau. Trotzdem hatten sie Emotionen und ein eigenes Leben.

Amika nippte an ihrem Orangensaft und versuchte den Kellner zu ignorieren, der scheinbar jede einzelne Bewegung und jeden Atemzug von ihr einstudierte. Sein Blick war eiskalt. Emotionslos... Und weshalb stand er noch immer vor ihrem Tisch? Mittlerweile war sie sich definitiv sicher, dass er sie beobachtete. Oder musste man ein bestimmtes Wort sagen, damit er abhauen würde? Ein wenig schüchterte es sie ein... 
"Ähm, kann ich Ihnen helfen?", fragte sie skeptisch und behielt ihn genau im Auge. Selbst die vielen Leute, die ebenfalls im Aquarium aßen, waren mittlerweile auf den Artemier aufmerksam geworden. Das waren jedoch größtenteils alles Leute, die immer gafften, wenn es um Artemier ging.
Wenige Sekunden später löste sich der Kellner aus seiner Starre und sah sich betreten in seiner Umgebung um. Ups? Ähm...
"Tut- tut mir leid, ich war gerade etwas abwesend...", murmelte der Kellner, weiterhin peinlich berührt und verschwand dann mit einem hastigen "Guten Appetit" in die Küche.

"Ich sage dazu einmal mal nichts", nuschelte Mack verwirrt mit vollem Mund und sah zu Amika herüber, die gegenüber von ihm saß. Was bei dem Typen wohl im Kopf abging? Schräger Typ...
"So... Du wolltest mit mir reden?", fragte Amika und starrte auf ihren Saft. Seitdem sie ihn in der Schule so abgewiesen hatte, hatte sie ihm kein einziges Mal mehr in die Augen schauen können. Sie tat es nicht gerne, und sie wusste genau, wie sehr sie ihn damit verletzt haben musste. Weshalb sie ihm aber nicht mehr ins Gesicht schauen konnte, wusste sie nicht. Womöglich hatte sie Angst, seinen Schmerz sehen zu müssen. Vermutlich war es genau das...
"Richtig, richtig... Es geht um folgendes", begann er und schob den Toast von sich weg. Auf einen Schlag verging sein Appetit. Sein Plan war es, ihr von Joey zu erzählen. Einfach alles: Von dem Abend, wo er ihn auf dem Friedhof traf, bis hin zum aktuellen Tag.
So sehr er hoffte, dass es das war, war das Treffen mit Koslowski am Grab nicht das Letzte gewesen. Der Mann wusste wirklich vieles über Macks Vater, mehr als dem Jungen recht war.
(Er wollte noch immer nicht ganz wahrhaben, dass Raymond und Joey was laufen hatten... Allein der Gedanke daran war falsch!)

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