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Miguel

"Na kleiner, wie gehts uns denn so?", frage ich den kleinen Bastard, der zitternd auf dem Holzstuhl im Keller sitzt.

Er antwortet nicht.

War klar.

Ich schaue mir ein silber-glänzendes Messer genauer an.
"Weißt du. Es ist nicht schön, wenn man eine Frau betrügt. Aber das ist mir normalerweise egal, weil du nicht der einzige in Amerika bist, der das tut."

Er zittert stark und sein Shirt ist vom Schweiß durchnässt. Seine Augen sind rot vom Geheule.

"Du bist dumm. Amara hat dir vertraut und du fickst die nächst Beste, die dir über den Weg rennt.", beleidige ich ihn.
„Dazu noch eine, die wirklich für jeden die Beine breit macht."

"Wer bist du?", haucht er erschöpft.
"Und wo ist Amara?", traut er sich tatsächlich noch nach ihr zu fragen.

"Wehe du packst sie an!"
Ich schaue zu, wie er wütend auf dem Stuhl zappelt, obwohl er gefesselt ist.

"Aber Mason. Wir wollen doch nicht frech werden.", warne ich ihn. Dann ramme ich ihm das scharfe Messer ins Bein. Wie ein Kind schreit er auf und flennt.

Ich ziehe das Messer aus seinem Bein und sehe kurz zu, wie das Blut aus seinem Bein quillt.

Dann drehe ich mich um.

"Xavier, jag ihm eine Kugel in den Kopf. Morgen kannst du ihn entsorgen.", weise ich Xavier an.

Als ich den Keller entlang gehe, höre ich den Schuss. Es befriedigt mich, dass er Bastard endlich weg ist.

Amara

21.47 Uhr

Ich habe Miguel den ganzen Tag nicht mehr gesehen, bis er gerade eben ins Zimmer gekommen ist.
Das Blut an seinem weißen Hemd ist mir nicht entgangen.
Gerade wirft er ein paar Anzüge in die große Ledertasche, die auf dem Bett steht.

"Wo sind deine Sachen?", spricht er jetzt zum ersten Mal mit mir.

"Noch in meiner Tasche. Ich wollte warten, bis du all deine Sachen eingepackt hast.", gebe ich zu.

Verstehend nickt er, dann packt er weiter.

"Bist du verletzt?", will ich vorsichtig wissen.
Kurz blickt er zu mir, unterbricht seine Beschäftigung jedoch nicht.

"Nein.", ist das einzige was er antwortet.

"Was machst du?", unterbricht er mich, als ich ins Bad gehen will.

Ich drehe mich um.

"Ich wollte noch einmal duschen, bevor wir fahren."

"Ok."
Unbeteiligt dreht er sich wieder zum Schrank. Ich runzle irritiert die Stirn.
Versteh einer diesen Mann.

22:40Uhr

Als ich fertig bin und aus dem Bad komme, ist er nicht mehr im Zimmer. Schnell werfe ich ein paar Sachen in seine Tasche und föhne dann meine Haare.

"Bist du fertig?", fragt Miguel ungeduldig. Er lehnt lässig im Türrahmen.
"Eh ja..", erwidere ich schnell atmend, weil seine plötzliche Anwesenheit mich erschreckt hat.

"Dann komm. Das Auto steht schon draußen und ich will nicht erst in 4 Tagen ankommen.", hetzt er mich und verschwindet dann aus dem Türrahmen.

Die Tasche hat er bereits mitgenommen.

22.56 Uhr

Ich schnalle mich gerade an, als Miguel den teuren Wagen startet.
"Wir werden fast einen Tag fahren, in San Diego machen wir einen Halt. Bis dahin kannst du schlafen.", informiert er mich und schaltet dann wieder das Radio ein.

Mir fällt auf, dass er kein Navi benutzt. Fährt er öfter nach Mexiko?

"Warum San Diego?", frage ich neugierig.
Er seufzt.
"Muss was abholen.", antwortet er stumpft.

Ich verstehe, dass er nicht darüber reden will, also halte ich die Klappe und lehne mich in den Sitz.

Calling out your name

Oh, I hope that you are somebody

Someone I could count

To pull me to my feet again

When I was in doubt

Oh now Mama, do you hear me?

Calling out your name

Calling out your name

höre ich den Text des Liedes, welches im Radio läuft. Dann schlafe ich ein.

Miguel

23:20 Uhr

Immer wieder schaue ich zu ihr rüber, wie sie friedlich im Sitz schläft. Ein paar ihrer blonden langen Haare fallen ihr ins Gesicht und ich gerate in Versuchung, sie hinter ihr Ohr zu klemmen, doch ich halte mich davon ab.

Sie ist ganz schön neugierig.
Zu neugierig.
Es gibt Dinge in diesem Business, die sie einfach nichts angehen. Außerdem muss ich sie so lange es geht davor schützen. Sie darf nicht ins Visier von anderen Kartellen gelangen, dass wäre sowohl ihr Tod als auch meiner.

Als ich ihre Gänsehaut bemerke, lege ihr meinen Pullover über die Beine.
Dann widme ich mich wieder der Straße.

Wir haben eine lange Fahrt vor uns. Eigentlich würde ich fliegen, doch da ich noch bei meinen Lieferanten vorbeischauen muss, bietet sich das Auto an.

Nie hätte ich einen Gedanken daran verschwendet, dass sie wohlmöglich auch aus Mexiko stammt. Blonde Haare hat man dort selten, erst recht nicht in Verbindung mit gebräunter Haut.

Es fällt mir schwer zuzugeben, dass sie schön ist.

Nein.

Wunderschön.

Ihre langen Beine, die mir bereits heute morgen den Atem geraubt haben und dann ihr flacher Bauch. Sie ist schlank und obwohl ich eigentlich auf kurvige Frauen stehe, geht mir der Gedanke an ihren Körper nicht mehr aus dem Kopf.

AmaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt