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Amara
17.21 Uhr

Ich öffne gerade meine Augen erschöpft, als Miguel gerade das Auto vor einem großen Haus parkt.
Es ist nicht so groß wie die Villa in Amerika, dennoch gehört es definitiv jemandem aus der mexikanisches Oberklasse.

Auch wenn ich fast durchgehend geschlafen habe, bin ich froh, dass wir endlich aus diesem Auto heraus können.

"Da bist du ja!"
Ich schaue überrascht hoch, als ich die weibliche Stimme höre. Eine schöne Frau kommt die Einfahrt hinunter gelaufen und geht direkt auf Miguel zu.

Ihr knielanges, seidiges Kleid, schmiegt sich perfekt an ihren schönen Körper.

Ich beobachte Miguel, wie er die Unbekannte auf die Wange küsst und kurz darauf seinen Arm um ihre Hüfte schlingt. Sie grinst breit und scheint sich riesig zu freuen, dass Miguel da ist.

Vorsichtig öffne ich meine Autotür und steige aus, in der Hoffnung, dass ich kein großen Aufsehen errege. Ich habe keine Lust auf Zickereien, weil ich mit ihrem Mann unterwegs bin.

"Du hast mir gar nicht gesagt, dass du in Begleitung kommst."
Die Unbekannte haut ihm leicht empört gegen den Oberarm, doch Miguel brummt nur irgendwas als Antwort und geht dann vor ins Haus.

"Und dann auch noch so ein hübsches Mädchen!", flüstert sie und kommt aufgeregt auf mich zu.

"Ich bin Sofia.", stellt sich sich vor und zieht mich in eine enge Umarmung.

"Amara.", nuschel ich in ihre dichten braunen Haare, da sie mir im Gesicht hängen.
Sie lächelt.
"Schöner Name. Komm ich bring dich rein. Mein Bruder ist ja leider kein Gentleman und wartet auf seine Freundin!", kichert sie.

Bruder also.
Hätte mich auch gewundert, wenn er wirklich eine so freundliche Frau hätte. Das passt gar nicht zu ihm.

Bevor ich sie korrigieren kann, dass ich alles bin aber nicht seine Freundin, hat sie mich bereits am Handgelenk gefasst und zieht mich hinter sich her ins Haus.
Ich habe kaum Zeit mich richtig umzusehen, da hat
Sie bereits eine Tür am Ende des langen Flurs geöffnet.

"Das ist euer Zimmer, ihr könnt so lange bleiben wie ihr wollt.", strahlt sie.
Mein Blick fällt auf Miguels breiten Rücken. Er hat sich das Hemd bereits ausgezogen und sein Blick ist undefinierbar, als er sich umdreht.

"Kannst du nicht anklopfen?", fragt er genervt.
Sie kichert.
"Aber Miguel, es gibt doch nichts, was deine Frau nicht schon gesehen hat, oder?", sieht sie mich abwartend an.

Frau? Jetzt bin ich also schon seine Frau?

Anstatt das Miguel das Missverständnis richtig stellt, schickt er sie einfach weg. Fassungslos schaue ich ihn an.

"Warum sagst du nicht, dass ich weder deine Freundin, noch deine Frau bin!", fauche ich.
Er zuckt mit den Schultern.

"Weil es mich nicht interessiert."
Teilnahmslos öffnet er jetzt auch noch den dunklen Ledergürtel.
Beschämt wende ich den Blick ab, und entlocke ihm ein raues Lachen.

"Gegenüber ist das Bad. Schmink dich schonmal ab, dann können wir Abendessen."
Ich höre wie er die teure, dunkelblaue Stoffhose von seinen Hüften schiebt. Ohne mich umzudrehen gehe ich aus dem Zimmer und suche das Bad.

17.37

Ich trockne gerade meine Hände ab, als Miguel an der Tür klopft.
"Bist du fertig?", will er ungeduldig wissen.
Ich öffne die Tür.

"Ja, kann ich mir noch kurz eine andere Hose anziehen?", bitte ich ihn auf mich zu warten. Er schnauft genervt und holt dann sein Handy aus der Jogginghose. Als er still bleibt, gehe ich schnell ins Zimmer, um mich umzuziehen.

Ich beeile mich, weil ich nicht weiß, wie viel Geduld er nach der langen Autofahrt hat.

"Bin fertig.", teile ich ihm mit.
"Wurde auch Zeit.", nuschelt er unfreundlich, als er sich umdreht und mir den Weg in die Küche zeigt.

"Ahhh da seid ihr ja! Ich habe gekocht, es gibt Amerikanisches Essen. Ich dachte, dass magst du doch bestimmt.", schaut sie mich interessiert an.
Ich nicke leicht.

"Danke", hauche ich.

Freudig klatscht sie in die Hände und verschwindet dann wieder in die Küche.

"Willst du im Stehen essen oder setzt du dich auch irgendwann mal hin?", brummt Miguel mich an. Sein Blick liegt auf seinem Handy.

"Mein Bruder ist schon immer so gewesen. Nimm dir das nicht zu Herzen.", flötet Sofia lachend aus der Küche.

Ich zwinge mir ebenfalls ein Lachen auf. Dann setze ich mich an den gedeckten Tisch.

Nimm dir das nicht zu Herzen.
Ich versuch's ja.

"Außerdem kann ich dir versichern, dass er noch nie so freundlich zu einer Frau gewesen ist, wie zu dir.", flüstert sie mir zu, als sie sich neben mir über den Tisch beugt und eine Sauce zwischen die Kartoffelecken und dem Fleisch stellt.

Sie ist nicht die erste, die mir das sagt, aber ich frage mich, wie er denn normalerweise zu Frauen ist? Ich finde es ehrlich gesagt alles andere als freundlich, wenn er so mit mir spricht. Beziehungsweise, wenn er gar nicht mit mir spricht.

Ich seufze.

„Was war das denn?", schaut mich Miguel endlich an.
"Entschuldige Chef.", rolle ich genervt mit den Augen.

Er steckt sein Handy in die Jogginghose und legt seine Arme auf den Tisch. Bedrohlich schaut er mir ins Gesicht.

"Wenn es dir hier nicht gefä-"

"Sooo Bruderherz, jetzt beruhigen wir uns mal wieder und genießen das leckere Essen. Guten Appetit.", unterbricht Sofia zum Glück sein Gerede. Noch immer schaut er mich an, sagt jedoch nichts mehr.

Ich wende meinen Blick schwerschluckend von ihm ab und greife nach einem Burgerbrötchen. Erst jetzt merke ich, dass mir der Appetit vergangen ist, weshalb ich langsam das Brötchen aufschneide, um Zeit zu gewinnen.

Ich kann ja jetzt schlecht aufstehen und das Brötchen liegen lassen.

"Wieso hast du Xavier nicht mitgebracht?", fragt Sofia nun an Miguel gerichtet. Dieser belegt gerade sein Brötchen mit Tomate.

"Der hat zu tun. Ich im Übrigen auch, also glaub nicht, dass wir Urlaub machen.", entgegnet er schlecht gelaunt.

"Nimmst du mich dann auf dem Rückweg mit nach Los Angeles?", bittet sie ihn. Sein Blick schnellt hoch.
"Vergiss es. Ich hab es schon erlaubt, dass ihr heiraten dürft. Ich werde nicht auch noch zulassen, dass du in dieses Geschäft reingerätst.", macht er ihre Hoffnung zu nichte.

heiraten?

"Xavier und ich haben uns verlobt. Du kennst doch Xavier bestimmt, nicht wahr? Der große Kräftige. Sein bester Freund im Übrigen.", klärt sie mich auf.

Ich nicke.
"Ja, habe ihn mal gesehen."

Zufrieden schaut sie mich an.
"Ist er nicht schön? Keine Sorge, ich bin nicht eifersüchtig, du kannst es mir ruhig sagen", zwinkert sie mir aufgeregt zu. Ich lache.

Ich lache. Und dieses mal wirklich. Echt. Ernsthaft.

"Sofia, ich glaube das reicht.", unterbricht uns Miguel.

AmaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt