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Amara

Ich sitze auf dem Bett, als Miguel aus dem Bad kommt. Seine Haare sind nass und einige Strähnen hängen ihm ins Gesicht.

"Wie alt bist du?", überwinde ich mich ihn zu fragen. "Ist das wichtig?", stellt er mir die Gegenfrage und trocknet gleichzeitig mit einem kleinen, weißen Handtuch seine Haare ab.
Erst jetzt fällt mir auf, das sie nach dem Duschen extrem lockig sind.

"Es interessiert mich halt", zucke ich mit den Schultern und schaue dabei auf meine Hände.

Er schnaubt.

"Was denkst du?"
Er lehnt sich mir gegenüber an die Wand und verschränkt die Arme.

„Keine Ahnung, deshalb frag ich dich ja"
Leicht runzle ich die Stirn, als er seine Unterlippe befeuchtet.

"27", antwortet er und achtet penibel genau auf meinen Gesichtsausdruck.
Ich bemühe mich nicht zu überrascht zu gucken.

"Okay", antworte ich ihm.

"Okay?", fragt er irritiert.
"Mehr hast du nicht zu sagen?", lacht er jetzt leise.

"Was soll ich sonst sagen?", will ich von ihm wissen.

"Ich hab mehr erwartet", gibt er zu.
Was meint er denn damit?
Ich kann nicht weiter drüber nachdenken, denn er hat sich von der Wand abgestoßen und kommt auf mich zu.

Nervös schaue ich umher, da ich ihm nicht in die Augen schauen will.

Kurz vor mir bleibt er stehen und greift nach meinem Kinn.
Sein Griff ist bestimmend aber keines Falls schmerzhaft.

"Warum schaust du mich nicht an, wenn ich mit dir rede?"
Ich erkenne ann Zucken seiner Mundwinkel, dass er nicht sauer, sondern eher belustigt ist.

„Du hast fast nichts an.", räuspere ich mich und schaue überall hin, nur nicht auf seinen nackten Oberkörper.
Seine Augen scannen mein Gesicht, während ich mir nichts sehnlicher Wünsche, als dass er endlich im Bad verschwindet und sich anzieht.

Fest umgreife ich sein Handgelenk und signalisiere ihm, dass ich Abstand möchte.

"Hat dir schonmal jemand gesagt, wie schön du bist?", haucht er mit belegter Stimme und schaut mir in die Augen.

Ich schlucke.
Ein belustigtes Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht, ehe er sich von der Bettkante abstößt und gut gelaunt im Badezimmer verschwindet.

Was in Gottes Namen war das gerade?

Zittrig lege ich mich ins Bett und ziehe die Decke bis unter mein Kinn. Obwohl die Klimaanlage nicht mehr ganz so häufig läuft und es dementsprechend wärmer geworden ist, ist mir kalt.

Eiskalt.

Als ich mich gerade auf die linke Seite drehe, kommt Miguel vollständig bekleidet aus dem Bad.
Mehr oder Weniger.

Er trägt die dunkelblaue Sweathose, sonst nichts.
Reflexartig schließe ich die Augen, doch spüre seinen Blick, der auf mir liegt, während er sich neben mir ins Bett legt.
Diesmal hält er keinen Abstand.
Sein Arm berührt meinen und ich könnte schwören, dass zwischen deiner Hüfte und meiner nur noch wenige Zentimeter Platz sind.

10.36 Uhr

Die rechte Bettseite ist kalt und leer, als ich aufwache.
Ist er arbeiten?

Ich schaue auf den kleinen Wecker.
Hab ich so lange geschlafen?

Während ich aufstehe und ins Bad laufe, wandern meine Gedanken zu der Situation gestern Abend.
Seit wann redet Miguel so mit mir?
Und seit wann macht er mir Komplimente, die er wirklich ernst meint?

Das warme Wasser auf meiner Haut tut gut.
Wie lange habe ich mich schon nicht mehr entspannen können?
Heute muss ich Miguel unbedingt fragen, ob er was neues herausgefunden hat und ob er was von meinem Bruder gehört hat.

Unwillkürlich kommen mir die Tränen, da mir wieder bewusst wird, was in den letzten Tagen eigentlich alles passiert ist.
Was mache ich, wenn ich wirklich wieder von Miguel los komme?
Wie erkläre ich das meinem Vater?

AmaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt