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Amara

„Geht es dir wieder besser?", frage ich ihn, als er aufgegessen hat und ich den Wagen starten will.

"Besser würde es mir gehen, wenn du mir verzeihen würdest."
Es hört sich an wie eine Frage, doch die Antwort, die er gerne hätte, werde ich ihm nicht geben können.

"Ich kann dir nicht verzeihen.", flüstere ich und fahre langsam vom Rastplatz.

Wenn ich ihn so sehe, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass er ein Kartell führt, Drogen verkauft und mit Waffen handelt. Der Mann neben mir, ist nicht mehr der, der Anzug trägt und einem Angst macht.

Er ist verletzlich.

Vermutlich zum ersten Mal nach dem Tod seiner Mutter.

"Ich werde dich finanziell unterstützen, bis du deine Schulausbildung abgeschlossen hast. College, University, völlig egal. Ich bezahle dir das. Das bin ich dir schuldig.", teilt er mir mit, nachdem ich mich in den dichten Verkehr auf dem Highway eingeordnet habe.

"Ja, das bist du.", stimme ich ihm zu.
Überrascht von meiner Aussage schaut er mich an.

„Was denn, du hast Recht.", zucke ich mit den Schultern.
Er schüttelt grinsend den Kopf.

"Kein Danke oder so?", hakt er nach, als ich nichts mehr sage.
Jetzt bin ich diejenige, die falsch auflachen muss.
„Wofür soll ich mich bedanken? Dafür das du meine Mutter hast umbringen lassen?"

Er senkt seinen Kopf.
"Du hast recht."
Seine Stimme ist ruhig.

"Ich schlaf jetzt besser."
Er zieht seine Kapuze tiefer ins Gesicht und rutscht im Sitz weiter runter.

Noch 3 Stunden.
Dann bin ich in Los Angeles.
Und dann werde ich mir direkt einen Flug nach Miami buchen und zu Papa fliegen.

13:24 Uhr

Ich parke vor dem Haus meiner Mutter und schaue zu Miguel rüber, während ich den Schlüssel abziehe.
Er schläft noch immer.

"Miguel.", rüttel ich unsanft an seiner Schulter.

Es dauert nicht lange bis er hochschreckt und reflexartig meinen Arm festhält.

"Ich bin es nur. Wir sind da.", erkläre ich ihm und zeige auf das Haus auf der anderen Straßenseite.
Miguel setzt sich aufrecht hin und zieht sein Handy aus der Hosentasche, um nach der Uhrzeit zu schauen.

"Du kannst hier nicht alleine blieben, Amara. Das ist zu gefährlich.", flüstert er.
Seine Stimme ist rau und heiser zu gleich.

"Gefährlicher als bei dir?"
Fragend ziehe ich die Augenbrauen hoch, woraufhin er sich erschöpft mit der Hand über die dunklen Bartstoppeln fährt.

"Bei mir ist es nicht gefährlich, weil ich auf dich aufpasse."
Anscheinend will er mich überzeugen, dass ich bei ihm bleibe.

"Keine Sorge. Ich packe nur meine Sachen und dann kannst du mich zum Flughafen bringen. Ich fliege zu meinem Vater nach Miami.", will ich ihn beruhigen, doch ich habe das Gefühl, dass meine Aussage ihn nur noch nervöser macht.

"Bist du dir sicher?"

Seine Fragerei macht mich wütend.
"Ja verdammt! Was erwartest du? Ich fasse nicht, dass du wirklich noch Ansprüche stellst, nachdem was du getan hast! Du setzt dich wirklich hier hin und versuchst mich zu überreden doch noch bei dir zu bleiben.", schnaube ich fassungslos und wütend zugleich.

"Was ein Bullshit!", murmel ich und öffne gleichzeitig die Tür, um aus dem Auto zu hüpfen. Miguel hingegen lässt seinen Kopf gegen die Kopflehne fallen und schließt die Augen.

"Ich bin in 10 Minuten wieder da.", informiere ich ihn, als ich meine Tasche aus dem Kofferraum nehme und über die Straße laufe.

"Ich komme mit.", ruft er plötzlich und kurz danach höre ich seine Autotür zuschlagen. Ich verdrehe die Augen, doch lasse seine Handlung umkommentiert. Mit großen Schritten läuft er über die Straße und sieht bei Weitem nicht mehr so verletzlich aus wie noch vor ein paar Stunden.
Miguel hat seine Waffe wie immer in seinem Hosenbund stecken und sieht sich genau um, bevor ich die Haustür aufschließe.

"Lass mich vor gehen.", brummt er und zieht mich an der Schulter zurück, um sich dann an mir vorbei zu drängen.

"Entspann dich.", gebe ich leicht genervt von mir, weil er seine Waffe gezogen hat.

"Sag mir nicht, was ich zu tun und zu lassen haben.", spricht er dominant und steckt die Waffe weg, als er nichts ungewöhnliches erkennen kann.

Ich seufze und werfe meine Sachen in den Waschraum. Die Wäsche, die Mama vor ihrem Tod frisch gewaschen hatte, hängt noch immer auf den Wäscheständern im Waschraum. Ohne weiter darüber nachzudenken, nehme ich mir frische Sachen herunter und verstaue sie in meiner eigenen Sporttasche.
Im Augenwinkel fällt mir die getrocknete Blutlache auf dem hellen Teppich auf.

"Wo habt ihr Mama hingebracht?", flüstere ich und starre den Fleck an.

"Sie ist schon in der Trauerhalle am Friedhof aufgebahrt.", erklärt er mir ruhig und stellt sich mir in den Weg.

"Schau dir das nicht an.", flüstert er heiser und drückt mich an der Schulter nach draußen.

"Meine Mutter lag tot in meinen Armen, da werde ich diesen Anblick hier ja wohl auch noch verkraften.", fauche ich unter Tränen und laufe geradewegs auf Miguels Auto zu. Es nervt mich, dass er immer noch so tut, als sei ich das kleine Mädchen von vor ein paar Wochen.
Ich bin so viel stärker geworden, habe so viel erlebt.

Weil es in letzter Zeit doch viele Fragen gegeben hat:
Dieses Buch war im Juni bereits fertig. Ich habe es dann vor knapp 2 Wochen offline genommen und überarbeite jedes Kapitel einzelnd und lade es dann auch wieder hoch.
Es werden überwiegend Grammatik- und Rechtschreibfehler korrigiert, außer beim Ende.
Das ist komplett neu 🤫😌
Die Fortsetzung, also das 2. Buch, gibt es auch schon.
Auch das habe ich offline genommen und werde es überarbeiten, wenn das hier fertig ist.
Ich versuche wirklich so oft es geht die Kapitel hochzuladen, aber eine Überarbeitung dauert leider manchmal etwas länger, weil ich möchte, dass perfekt wird. 🥲
Mir ist aufgefallen, dass einige Szenen vielleicht missverständlich beschrieben sind, da muss ich dann teilweise komplett neue Handlungschritte hinzufügen.
Also: Heute kommt vermutlich der Rest der Geschichte, sind nur noch 2-3 Kapitel.
Ab Montag folgt dann das 2. Buch🙏🏼

Auf jeden Fall möchte ich mich über das überwiegende positive Feedback bedanken, das bedeutet mit unfassbar viel❤️❤️

AmaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt