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Amara

"Hast du jetzt eigentlich Elena mal endlich rausgeschmissen? Die blöde Kuh war ja kaum zum Aushalten!", beschwert sich Sofia über die Frau, die Miguel hochkant aus dem Haus geworfen hat.

Er kaut stumm auf seinem Brötchen herum und als er nicht antwortet, verdrehe ich die Augen.

„Er hat sie rausgeworfen, weil sie mich respektlos behandelt hat. Seiner Meinung nach.", erzähle ich für ihn.

"Ne echt?! Ist ja geil.", lacht sie und klatscht dabei in die Hände.

"Was meinte die blöde Kuh denn zu dir?", will sie neugierig von mir wissen.
„Sie meinte ich soll mich von Miguel fern halten ansonsten würde ich schon sehen, was als nächstes passiert.", schmunzel ich leicht und denke an Miguels Worte über mich.

Sie ist schön, hat eine tolle Figur. Nicht zu vergessen der tolle Charakter.

"Ich sags dir, Amara, die ist so hohl. Einfach dumm, wirklich. Einmal hat sie mich angemotzt, dass ich Miguel ja nicht so nah stehen soll. Hallo? Ich bin seine Schwester!", beschwert sie sich.

Miguel unterbricht uns, indem er den Stuhl über die Fliesen zurück schiebt. Er schaut mir direkt in die Augen.

"Komm mal kurz mit.", fordert er mich auf.
Panisch gucke ich zu Sofia, die einfach nur kichert, weil sie den Ernst der Lage nicht versteht.

"Geh ruhig, ich räume eben ab und dann können wir los!", steht auch sie vom Stuhl auf.

Ich folge Miguel angespannt in den Flur.
Er zieht mich ins Gästebad und öffnet seinen Hose, weshalb ich mich schnell umdrehe.
Beim Pinkeln muss ich ihm jetzt wirklich nicht zusehen.

"Wenn ich ihr nicht antworte, dann hat das einen Grund. Nämlich den, dass es sie eigentlich nichts angeht!", beginnt er, als er seine Hose wieder zu macht.

"Sie ist deine Schwester und unfassbar freundlich! Sie hat uns ein riesiges Frühstück gemacht, Miguel!", spreche ich das eigentlich Offensichtliche an.
Ich höre, wie er sich stumm die Hände wäscht.

"Antworte ihr doch wenigstens, dass bist du ihr schuldig, wenn ihr euch schon so selten seht.", versuche ich ihn zur Vernunft zu bringen.

Er schnaubt belustigt.
"Sie heiratet meinen besten Freund. Ich bin ihr gar nichts schuldig.", schmunzelt er und trocknet sich die Hände ab.

"Ich weiß, dass du nur so tust, aber sie ist dir wichtig. Und eigentlich unterstützt du diese Beziehung, sonst würdest du sie jetzt nicht mitnehmen.", stelle ich fest.

"Gut erraten, Sherlock.", witzelt er und tritt dann aus dem Bad.
Ich schüttel lachend den Kopf.

"Trotzdem hätte sie sich einen Anderen aussuchen können.", scheint er wohl doch nicht ganz so zufrieden zu sein.

"Bist du dir sicher, dass du das gewollt hättest?", hake ich nach.
„Halt jetzt die Klappe", grinst er, als er bemerkt, dass ich recht habe.
"Habe meine Antwort schon", füge ich hinzu.

"Holst du Sofia? Ich warte im Auto."
Er streicht mit seiner Hand kurz über meine Taille und verlässt dann das Haus.

Kurz schaue ich ihm hinterher und gehe dann zurück in die Küche.

"Sofia?", rufe ich vorsichtig nach ihr.

"Hier bin ich!", ruft sie freudig zurück und kommt mit ihrem kleinen Koffer die Treppe runter.

"Wir können!", grinst sie mich an.

"Miguel ist schon im Auto.", teile ich ihr mit.
Sie nickt.

"Telefoniert er noch immer so viel?", will sie wissen, als sie ihre Haustür abschließt.

"Ja, er ist oft am Handy.", bestätige ich ihr. Enttäuscht seufzt sie.
"Das wird sich wohl nie ändern, verdad?", witzelt sie leicht und öffnet dann den Kofferraum.

Als ich vorne einsteige, ist er tatsächlich wieder am Handy.
Stumm startet er den Wagen und fährt Richtung Highway.

13.02 Uhr

"Wir stoppen in Tucson und bleiben da die Nacht über. Hab was zu erledigen.", teilt er uns nach einiger Zeit mit. Ich antworte nichts, da es mir sowieso nichts ausmacht, wo wir gerade sind. Solange er mich Mittwoch pünktlich zu meinem Dad bringt, ist alles in Ordnung.

Ich sehe im Rückspiegel, wie Sofia enttäuscht aus dem Auto schaut. Auch Miguel scheint das zu bemerken.

"Xavier wird auch da sein.", fügt er mit einem Schmunzeln hinzu.
Ihre Augen werden groß.

"Wirklich?", fragt sie ungläubig.
Miguel nickt.

"Danke Miguel, Danke!", quiekt sie.
Er antwortet nicht, aber ich kann die Zufriedenheit auf seinem Gesicht sehen.

"Du fährst ein bisschen zu schnell.", weise ich ihn darauf hin, dass er mit 150 definitiv über 100 kmh fährt.

Er grunzt.
"Und das interessiert wen? Warst du nicht diejenige, die auf dem Hinweg noch zu mir meinte, dass ich mir ja wohl keine Sorgen machen brauche, da ich in diesem Land sowieso für nichts zahlen muss?"

Er grinst und öffnet einen Knopf seines Hemdes.

Die Adern auf seinen muskulösen Armen, die auf seiner Hand weiter gehen, bringen mich aus dem Konzept. Kurz schaut er in den Rückspiegel zu der mittlerweile schlafenden Sofia, dann zurück auf die Straße.

Er räuspert sich.
"Schau mich nicht so an."
Seine raue Stimme ist dominant und ich will mir gar nicht vorstellen, was für Gedanken sich in seinem Kopf abspielen.
Sein Griff um das Lederlenkrad wird fester, doch er sagt nichts mehr.

Schnell wende ich meinen Blick ab, doch sein leises Lachen lässt mich erröten.

AmaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt