Kapitel 22

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In der hintersten Ecke des Zimmers saß Harry Potter. Der Junge, der überlebte. Die junge Berühmtheit der Zauberwelt.

In der Welt der Zauberer wurde er verehrt, als mächtig angesehen, fast jeder wollte einen Autogramm von ihm und wollte mit ihm mindestens ein Mal im Leben sprechen.

Doch nicht hier.

Hier, im Haus der Durslys, war es anders. Hier war er ein Nichtsnutz, ein Kranker und keiner, wirklich keiner, wollte etwas mit ihm zutun haben. Vor allem seine eigentliche Familie.

Normalerweise war es in den Familien so: die Eltern beschützen ihre Kinder, unterstützen sie und liebten sie.

Aber nicht hier.

Bezeichnungsweise nicht in Harrys Fall. Seine Familie wollte ihn nicht. Sie behandelte ihn wie dreck oder als ein gefährliches Wesen, je nach dem, welche Laune Tante Petunia, Onkel Vernon oder sein Cousin Dudley hatten.

Heute Morgen war ihre Laune eher aufgeregt gewesen. Onkel Vernon hatte viele Telefonate geführt, die laut Harrys Beobachtungen, gut liefen. Tanze Petunia hatte in ihre Hände geklatscht und was Dudley anging, bei ihm war nicht besonderes gewesen. Er hatte vor dem Fernseher gesessen und hatte etwas mit ernster Miene geschaut. Nebenbei wurde er natürlich von seinem Vater gelobt und von seiner Mutter beknutscht. Wie gesagt, Dudleys Alltag. Nur heute Morgen war dies etwas heftiger gewesen.

Wie bereits schon erwähnt, mittlerweile saß Harry in seinem Zimmer. Sein Onkel hatte ihn hierher geschickt, damit er schwieg und keinen Mucks von sich gab. Das war sein heutiger Job. Seine Existenz vertuschen und so tun, als gäbe ihn gar nicht. Es könnte schlimmer kommen. Naja, eigentlich klang es für Harry ziemlich verlockend.

Bis zu seinem Schulbeginn hatte er noch drei Wochen, in denen er noch irgendwie seine Bücher besorgen musste, vor sich. Wie er das anstellen sollte, wusste er nicht. Seinen Freunden konnte er schließlich nicht schreiben, da ihm dies sein Onkel nicht einwilligte. Aber er musste wohl das ganze doch riskieren, falls er keine andere Lösung fände. Vielleicht würde ja sein Onkel ja doch eine Ausnahme machen, oder Onkel Vernon könnte theoretisch sogar den Brief selbst verfassen und an Hedwig geben, damit sie den Brief zum Beispiel zu Ron brachte. Mal sehen.

In seiner Ecke saß Harry und blätterte durch das Album, das ihm Hagrid geschenkt hatte. Zum Ostern hatte er ihn bekommen.

Auf dem Fotos lachten seine Eltern. Sie tanzten und schauten sich tief in die Augen. Sein Vater beugte sich zu seiner Mutter und küsste sie auf die Lippen. Dann hob er seinen Kopf zu Lilys Ohr und flüsterte etwas. Harrys Mutter lachte auf und gab James einen Kuss auf die Wange.

Auf einem anderen Bild sah man, wie sie zu zweit in der Mitte einer Gruppe standen. Dort waren vier Männer abgebildet. Einer von denen mit schwarzen, mittellangen Haaren stand etwas abseits, Harry hätte ihn fast übersehen, wenn er nicht bereits seit zehn Minuten das Bild betrachtet hätte, und schaute glücklich, traurig und verträumt zugleich zu Lily, während diese ihn, Harry, in den Händen hielt und mit ihm sprach. Während alle auf der Abbildung lachten und miteinander redeten, stand der Mann abseits und eine Träne kullerte seine Wange hinunter, während er zu Lily und James sah und zu Harry. Erst als Lily sich zu ihm drehen wollte wischte er seine Träne weg und schaute Lily wieder an. Wer war das und wieso sah er so traurig aus, obwohl alle Harrys ersten Geburtstag feierten? Wieso schaute er Lily so traurig an? Gab es einen Grund?

Harry blätterte weiter und erkannte die Hochzeit seiner Eltern. Es waren die selben drei Männer auf dem Bild, wie auf dem Bild davor, nur der schwarzhaarige fehlte. James beugte sich gerade runter zu Lily und gab ihr einen Kuss auf die Lippen. Alle Gäste klatschten und applaudierten.

Drarry- I will make it up to youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt