Kapitel 40

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"... und dann habe ich Jason überredet, mich ins Ocean's zu bringen.", schloss ich meinen Bericht. Marc hatte die ganze Zeit über meine Hand gehalten. Jetzt sah er mich betroffen an. "Das mit deinem Vater tut mir so Leid. Ich wünschte, ich hätte bei dir sein können." Das wünschte ich mir auch, dann wäre ich vielleicht nicht so aus gerastet und hätte mir meine Hände nicht blutig geschlagen. Diesen Teil hatte ich vorsorglich weggelassen bei meiner Erzähhlung. Marc sollte sich nicht noch mehr Sorgen machen. "Es tut mir Leid, dass ich nicht verhindern konnte, dass Simon so stark verletzt wurde. Weißt du, was man bei Verbrennungen machen kann?" Marc schüttelte den Kopf. "Ich habe Keuchhusten simuliert in der Woche. Ich konnte ja nicht ahnen..." Er verstummte. "Was hast du erlebt?", fragte ich vorsichtig. Er seufzte. Ich konnte spüren, dass er sich eigentlich vor diesem Teil sträubte. Ich drückte seine Hand. Dann fing er an, zu erzählen: "Ich würde bewusstlos, als ich aus dem Zug flog. Die Anderen müssen mich gefunden haben, jedenfalls wachte ich in einem Raum mit vergittertem Fenster auf. Ein Mann war bei mir in der Zelle und bot mir einen Deal an. Er würde mir helfen, aus der ganzen Sache herauszukommen, wenn ich ihn zu dir führen würde. Ich habe mich geweigert. Da haben sie mich gefoltert. Schließlich haben sie mir den Telefonhörer ans Ohr gehalten und mir die Pistole auf die Brust gesetzt. Ich habe den Hinweis mit Simon eingebaut. Ich hatte gehofft, du würdest das verstehen, aber wahrscheinlich war es zu wenig." Ich schaute ihn liebevoll an und gab ihm einen Kuss. "Es ist nicht deine Schuld! Jetzt sollten wir nur überlegen, wie wir aus der Scheiße hier wieder herauskommen..." Ich erwähnte absichtlich seine Folter nicht. Wahrscheinlich war das der Grund gewesen, weswegen er seine Geschichte nicht erzählen wollte. Er nickte. Dann klärte er mich auf. In der Nähe der Tür stand ein Mann im schwarzen Anzug. Überhaupt nicht auffällig. An der Bar saß nochmal einer und einer saß noch in einer ähnlichne Nische wie unserer. "Gibt es einen Hinterausgang?", fragte ich Marc, der den Laden besser kannte als ich. "Ja, aber dort haben sie auf jeden Fall auch einen positioniert", antwortete er. "Haben sie dir eigentlich gesagt, was sie von uns wollen?" Mir war das ganze immer noch schleierhaft. Was könnte ich bloß machen, was eine Gefährdung für sie darstellen würde? Was hatten sie überhaupt vor? Marc schüttelte den Kopf. "Nein, sie haben überhaupt nichts gesagt, weder was sie von uns wollen, noch wie wir ihnen gefährlich werden können." Ich ließ meinen Blick über die Leute schweifen. An einem Mann im schwarzen Anzug blieb er hängen. Plötzlich fasste ich einen spontanen Entschluss. Wahrscheinlich war es ziemlich dumm von mir und wahrscheinlich würde es mir rein gar nichts außer den Tod bringen, aber ich gab momentan einen Scheiß da drauf. Entschlossen stand ich auf. Marc sah mich erschrocken an. "Was machst du da?", fragte er mich. "Na, ich frage sie, was sie von uns wollen..." Mit diesen Worten stand ich auf und ging auf den Typ in der Nische zu. Ich hörte noch Marcs gestammeltes "Was?" hinter mir, doch ich ignorierte es. Ich wusste ja selber nicht, was mich dazu trieb. Mit einigen Schritten war ich bei dem Mann im schwarzen Anzug angelangt und ließ mich auf die Sitzbank gegenüber gleiten. Der Mann schaute mich taxierend an. Seine eine Hand war unter seinem Jackett verschwunden und umklammerte wahrscheinlich seine Waffe. Adrenalin strömte durch meinen Körper. Eine falsche Bewegung und ich wäre im besten Fall bewusstlos. Im schlimmsten Fall wäre ich tot ohne Marc noch ein letztes Mal sagen zu können, wie sehr ich ihn liebte. Ich schaute den etwa 30-jährigen Mann prüfend an und überlegte mir, wie ich meine Frage formulieren sollte. Er wartete auf eine Reaktion meinerseits. Dann sollte er die auf bekommen. Ich lächelte ihn vorsichtig an. Dann fragte ich: "Was wollt ihr von mir?" Ich ließ meine Stimme leicht resigniert klingen. Es wirkte. Der Mann entspannte sich etwas und zog auch seine Hand wieder unter Jackett hervor. "Ich habe nur den Befehl erhalten, dich um jeden Preis zu meinem Boss zu bringen", antwortete er mit einer sehr dunklen Stimme. Ich konnte das kaum glauben. Gab es wirklich noch so Männer die den blinden Gehorsam bevorzugten? "Ist das dein Ernst? Du weißt wirklich nicht mehr? Zum Beispiel, warum ihr meine Mutter getötet habt?" Der Mann sah mich schon fast erschrocken an. "Wir haben deine Mutter getötet? Das tut mir Leid!", murmelte er. Kopfschüttelnd sah ich ihn an. Spielte er nur so harmlos? Oder hatte ich mich wirklich so lange Zeit vor so schon fast naiven Männern gefürchtet? Ich überlegte kurz, dann fasste ich einen weiteren spontanen Entschluss. "Meinst du wir können einen Deal machen?", fragte ich den Mann. Der blickte mich fragend an. "Ich gehe freiwillig mit euch und wehre mich nicht, wenn ihr Marc nichts antut. Ihr dürft ihn nicht mehr foltert, ihr dürft ihn nicht mal mehr anfassen!" Abschätzend blickte ich den Mann an. Er verengte seine Augen und versuchte wohl, heraus zu finden, ob das mein Ernst sei. Ich erwiderte seinen Blick. Schließlich huschte ein leicht durchtriebenes Lächeln durch sein Gesicht. "Wir haben einen Deal!"

Danger (wird überarbeitet)Where stories live. Discover now