Kapitel 44

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Kaum hatte ich diese Worte gerufen, wurde die Tür mit einem lauten Knall aufgestoßen. Sie prallte an die Wand und ein bisschen Putz bröckelte auf den Boden. Erschrocken wich ich zurück. Steffan kam herein. Er hatte einen leicht panischen Gesichtsausdruck aufgesetzt. "Mila, was ist da draußen los? Sind das etwa deine Leute, die gerade meine Straße demolieren?" Verwirrt wich ich noch einen weiteren Schritt zurück. Wie hatte die ganze Situation so schnell eskalieren können? Steffan machte zwar keinen besonders drohenden Eindruck, doch er schien ziemlich wütend zu sein. "Na ja...", stammelte ich, unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Dann ertönten wieder Schüsse von draußen. Ich musste das ganze stoppen, bevor Jason oder Simon verletzt wurden. "Steffan, da draußen sind mein Bruder und ein Freund. Sie denken ihr habt mich gefangen, womit sie auch nicht so ganz Unrecht haben, aber jetzt wollen sie mich hier herausholen. Bitte, du musst deinen Männern sagen, dass sie aufhören sollen!", flehte ich ihn an. Steffans Gesicht wandelte sich von wütend und verwirrt zu entschlossen. Mit einem Schritt war er bei mir. Erschrocken zuckte ich zurück. Hatte ich mich doch in ihm geirrt? "Schnell, komm mit, wenn ich meine Männer zurückhalten soll, musst du auch deine zurückhalten." Eilig hasteten wir aus der Wohnung und das karge Treppenhaus
herunter. Auf halben Weg trafen wir auf meinen Vater und Marc. Mein Vater hatte Marc offensichtlich nicht gesagt, warum er ihn holen sollte, jedenfalls wehrte Marc sich vehement, wenn auch ziemlich uneffektiv gegen seinen harten Griff. "Mila, ist alles in Ordnung mit dir?", rief er mir entgegen, als er mich sah. Ich lächelte ihn nur beruhigend an, denn ich kam nicht zum Sprechen. "Verdammt, Steffan, was ist da draußen los? Ist der dritte Weltkrieg ausgebrochen?", kam mein Vater meiner Antwort zuvor. "Bleib ganz ruhig! Wir sind schon auf dem Weg nach unten, um das Problem zu lösen. Bring ihn einfach nach oben und komm dann auch runter!", wies Steffan ihn an. Wir liefen weiter nach unten. Ein paar Absätze weiter unten, hielt Steffan mich nochmal zurück. "Ich habe mich spontan dazu entschlossen, dir zu vertrauen, also missbrauch mein Vertauen nicht... Sonst werde ich dafür sorgen, dass du und deine Freunde sterben!", drohte er. Geschockt nickte ich. Das war eine neue Seite an Steffan, die er mir soeben gezeigt hatte. Unten angekommen drückte Steffan die Haustür auf. Ich stürmte sofort heraus und wurde grob wieder am Arm zurückgerissen. "Hey, glaub ja nicht, dass du jetzt abhauen kannst!", brüllte Steffan mich an. Ich nickte eingeschüchtert. Langsam traten wir vor die Tür. Wir versuchten gerade, uns zu orientieren, als eine Kugel über Steffans Schulter in der Tür einschlug. Ich schrie auf. Steffan zerrte mich fluchend auf den Asphalt hinter ein Auto und hielt mir den Mund zu. "Sei still!" Ich starrt ihn mit großen Augen an. Wäre die Kugel nur ein wenig tiefer geflogen, wäre er nun tot! Aber das war jetzt unwichtig. Um mich herum wurde immer noch geschossen. Ich musste dem ein Ende bereiten. "Sag deinen Männern, sie sollen das Feuer einstellen!", schrie ich Steffan an. Leiser ging es bei der Lautstärke wirklich nicht. Nebenbei fragte ich mich kurz, ob ich mir Sorgen um meine Ohren machen sollte, verwarf diesen Gedanken jedoch sofort als unwichtig. Er blickte mich prüfend an. Dann nickte er und begann, um das Auto herum zu kriechen, um zu seinen Männern zu gelangen. Ich wartete, mit dem Rücken an das Auto gelehnt, darauf, dass die Schüsse aufhören würden, oder wenigstens leiser werden würden. Doch nichts geschah. Kurz überlegte ich, wie weit Steffans Männer wohl vom Eingang weg waren. Es konnte doch nicht so lange dauern, ihnen zu sagen, dass sie aufhören sollten zu schießen. Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass noch etwas passieren würde, als tätsächlich weniger Schüsse fielen. Von weiter unten kamen noch ein paar Schüsse, dann war es ruhig. Das war meine Chance! "Jason!", schrie ich, so laut ich konnte, "Jason, hör auf zu schießen! Mir geht es gut! Ich bin hier unten!" Plötzlich war Steffan wieder bei mir. "Was hast du vor?", fragte er. Ich grinste so halb. "Deeskalation" Dann sprang ich auf und lief los, zu schnell, als dass er mich noch hätte festhalten können. Zum Glück hatte sie mich nicht gefesselt, sonst wäre ich nie so schnell gewesen. Ich lief an parkenden Autos die Straße hinunter und schaute immer in die Zwischenräume. Plötzlich flüsterte es aus einem Zwischenraum: "Mila". Ich hielt so plötzlich an, dass ich beinahe hingefallen wäre. Schnell duckte ich mich in den Zwischenraum. Dort kauerte Jason in der Hand eine AK-47. Neben ihm saß Simon auf dem Boden, den Rücken gegen das Heck eines schwarzen Audi gelehnt. Er schien nur so halb bei Bewusstsein zu sein. Sein Oberkörper sah noch schlimmer aus. "Mila, verdammt was machst du denn hier unten?", zischte Jason, "wir wollten dich doch daraus holen" Ich lächelt. "Das war nett, aber das hättet ihr nicht gebraucht. Das Ganze ist ein riesiges Missverständnis, glaube ich. Und ich glaube, dass wir immer auf der falschen Seite waren. Kommt ihr mit rein? Dann kann Steffan euch alles erklären..." Jason sah mich prüfend an. "Du willst, dass wir in die Höle des Löwen gehen, obwohl wir einfach abhauen könnten? Das ist doch verrückt, Mila." Ich atmete tief durch. "Wir können nicht einfach abhauen. Sie haben Marc dadrin..." Jason fluchte leise. Dann schubste er die AK-47 unter den schwarzen Audi. "Also gut, dann werden wir uns mal anhören, was sie uns zu sagen haben..."


Danger (wird überarbeitet)Where stories live. Discover now