Kapitel 30 (überarbeitet)

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Überarbeitete Version!

Keuchend hetzten wir durch die engen Gänge des Zuges. Mein Vater trug Marc auf seinem Rücken, weil er unmöglich imstande war, selbst zu stehen geschweige denn zu rennen. Ich lief vor und versuchte irgendwie den anderen Personen auszuweichen. Der Schweiß lief mir übers Gesicht. Konnte ich nicht einmal Pause haben? Durch meine Gedanken war ich einen Moment abgelenkt und krachte voll in einen Jungen rein. Er stolperte zurück, als ich mich erschrocken an ihm fest klammerte. "Oh Scheiße, Entschuldigung...", keuchte ich und schaute auf. Scharf zog ich die Luft ein. "Liam! Was machst du hier?", fragte ich erschrocken. Er grinste gemein und hob seine Hand. Mit riesigen Augen schaute ich in den schwarzen Lauf einer Walther ppk 99. "Damit hast du nicht gerechnet, oder?", fragte Liam und grinste noch gemeiner. Ich schüttelte nur den Kopf. Mein Vater fluchte hinter mir. Ich hörte einen Körper auf den Boden aufschlagen und Marc aufstöhnen. Kampfgeräusche ertönten. Ich wollte mich unbedingt umdrehen, doch ich hatte zu sehr Angst vor Liam und seiner Pistole. "Bitte!", flüsterte ich und Tränen stiegen mir in die Augen. Er grinste immer noch. "Kannst du vergessen!", lachte er und beobachtete mit seinen Augen den Kampf in meinem Rücken. Plötzlich schrie Marc auf und reflexartig drehte ich mich um. Blitzschnell erfasste ich die Lage. Marc lag auf dem Boden an die Wand gepresst und versuchte, einen Mann abzuwehren, der ihm immer wieder in die Rippen trat. Mein Vater stand weiter hinten und versuchte, sich gegen drei andere Männer zu behaupten. Ich spürte, wie Liam einen Arm um meinen Hals schlang und mich zurückhielt. Obwohl ich versuchte, die Tränen zurückzuhalten, rollten sie über meine Wange, die sich vom vielen Heulen schon ganz wund anfühlten. Mein Vater schien sich ganz gut zu schlagen, aber Marc konnte sich kaum wehren und schien der Bewusstlosigkeit nahe. Während mein Vater einen der Männer erledigte, erschlaffte Marc Körper plötzlich. Der Mann über ihm lachte und beugte sich runter. In einer Bewegung hatte er Marc aufgehoben und schleuderte ihn wie eine Keule gegen das Fenster. Man sollte meinen, Zugfenster würden mehr aushalten, doch dieses zerbrach sofort und Marc wurde aus dem Zug geschleudert. Ich schrie, ohne es zu merken, bis Liam mir den Mund zu hielt. Einer der Männer schrie ihm etwas zu und Liam trieb mich den Gang runter. Ich stolperte, doch er zog mich hoch und zerrte mich hinter ihm her. Ich schluchzte, während ich ihm notgedrungen folgte. Marc war weg! Er war aus dem Zug geflogen! Vielleicht war er irgendwo gegen einen Eisenträger geprallt. Oder war er schon von den Fußtritten tot? Hatten die ihm den Rest gegeben zu seiner Schusswunde? Ich hob meine Händ, um mir die Tränen abzuwischen, doch plötzlich wurde ich an dem Arm zurückgerissen. Mein Arm rutschte aus Liams Hand und ich knallte auf den Boden. Erschöpft blieb ich liegen, während mein starker, schlauer Vater über mich hinweg sprang und Liam im Sprung fertig machte. Liam flog auf den Boden und schlitterte noch einige Meter weiter, die Augen noch erschrocken aufgerissen. Mein Vater war mit einem Satz wieder bei mir und zog mich auf die Beine. Ich klammerte mich heulend an ihn und er streichelte mir beruhigend über den Rücken.

Wenig später stiegen wir aus dem Zug. Ich hatte so lange gebettelt und meinen Vater verflucht, bis er mir zugesagt hatte, dass wir uns ein Auto leihen würden und die Strecke nochmal nach Marc absuchen würden. Obwohl mein Vater nicht glaubte, dass er noch lebte, konnte ich die Hoffnung einfach nicht aufgeben. Er ließ mich am Bahnhof warten und kam nach fünf Minuten mit einem Geländewagen zurück. Ich kauerte mich auf den Beifahrersitz, während mein Vater Gas gab und uns aus der Stadt hinaus fuhr. Etwas außerhalb von der Stadt bog er auf einen Feldweg ab. "Schau ins Gestrüpp und such nach irgendeinem Zeichen von ihm!", wies er mich an. Aufmerksam starrte ich in das Geäst, flehentlich auf eine Spur, ein winziges Zeichen hoffend. Irgendwann hielt mein Vater an. Meine Augen tränten inzwischen und  waren gerötet vom angestrengten Starren. "Warum hältst du an?", fragte ich erschrocken. "Wir sind mehr als die Hälfte der Strecke zurück gefahren, er muss auf einem Stück der letzten Strecke liegen!" Ich schluckte. Warum hatte ich nichts gesehen? Mein Vater wendete stumm und fuhr etwas schneller wieder zurück. Ich schaute wie in Trance aus dem Fenster. Hatte ich ihn verloren? Hatte ich meinen lieben, fürsorglichen, wundervollen Freund verloren? Ich hätte ganze Seen mit meinen Tränen füllen können, wenn sie nicht schon lange versiegt gewesen wären. Wir waren noch nicht weit gekommen, als ich aufschrie. Mein Körper hatte schneller erkannt was ich sah, als mein Gehirn. Mein Vater erschrak und machte eine Vollbremsung. "Um Himmels Willen, Mila, was ist los?", schrie er geschockt. Ich starrte immer noch auf die Schneise in dem Gestrüpp. Wie hatte ich sie übersehen können? Ohne auf meinen Vater zu warten, riss ich meine Tür auf und sprang aus dem Auto. Ich schlüpfte durch die Schneise und kam bei den Bahngleisen raus. Verbissen suchte ich den Boden nach Spuren ab. Mein Vater trat hinter mich, als ich den Abdruck eines Körpers auf dem Boden erkannte. Mein Vater trat näher und kniete sich hin. Behutsam fuhr er mit den Händen über den Abdruck. Dann stand er mit düsterer Mine auf. "Der Abdruck ist kalt, Mila. Ich weiß nicht, wie er verschwunden ist, aber er muss tot gewesen sein!" Ich starrte ihn an, unfähig, die Bedeutung seiner Worte zu verstehen. "Nein...", flüsterte ich schließlich. "Nein!", schrie ich meinen Vater an. "Das kann nicht sein, du musst irgendetwas übersehen haben!" Ich hob meine Hände und trommelte mit meinen Fäusten auf seine Brust. Er ließ es mit sich geschehen und versuchte, seine Arme um mich zu legen. Anscheinend hatten sich meine Tränendrüsen wieder aufgefüllt, denn die Tränen schossen nur so aus meinen Augen. Schließlich sanken meine Arme herunter und ich ließ zu, dass mein Vater mich in die Arme nahm. "Es tut mir so Leid...", murmelte er...

Danger (wird überarbeitet)Where stories live. Discover now