Kapitel 27

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Das war der Moment, in dem ich aufwachte. Mein Kopf war auf einmal klar und mein Verstand rasiermesserscharf. Mit einem Ruck riss ich mein Knie hoch, genau in Bens kostbarsten Edelsteine. Er stöhnte und krümmte sich zusammen. Seine Hände nagelten mich nicht mehr mit ungeheurer Kraft an der Wand fest. Mit einer Drehung wand ich mich aus seinem Griff. Er kniete vor mir auf dem Boden und hielt sich jammernd seine Eier. Mit einem kräftigen Tritt ins Gesicht beförderte ich ihn ganz auf den Boden. "Arschloch!", murmelte ich. Da packte mich eine Hand von hinten und ich wurde herum geschleudert. Scheiße, ich hatte seine Freunde vergessen! Schon traf mich eine Faust im Gesicht und ich wäre zu Boden gegangen, hätten mich nicht andere Hände gepackt und aufrecht gehalten. Schon kam der nächste Schlag, diesmal in meinen Bauch. Ich wurde zurückgeschleudert und keucht auf vor Schmerz. Ich glaubte, mich noch nie so hilflos gefühlt zu haben. Mit Mühe hielt ich meine Augen offen und sah gerade den nächsten Schlag kommen, als ich eine Stimme hört. "Stopp!" Die Faust hielt direkt vor meinem Auge an. Mein Kopf fuhr herum und sah Marc mit Jason am Gebäude stehen. "Seid ihr bescheuert? Sie hat heute Abend ihren großen Auftritt und ihr richtet sie so zu?", meinte Jason empört. Marc sah einfach nur entsetzt aus. Er flüsterte etwas, das ich nicht verstand. Währenddessen rappelte Ben sich in mein Blickfeld. "Sorry, Jason, ich weiß, sie ist deine Schwester, aber wenn sie hier so rumläuft, dann muss sie schon damit rechnen..." Er verstummte, als Marc auf ihn zu ging und ihm ohne zu zögern eine rein haute. Der Schlag musste kräftig gewesen sein, denn Ben ging schon wieder zu Boden. Achtlos ging Marc weiter auf mich und die Jungs zu. "Lasst sie los!", flüsterte er bedrohlich. Sein Gesicht war starr vor Zorn. Die Jungen wichen zurück und ließen mich los. Ich wäre haltlos auf den Boden geklatscht, hätte Marc mich nicht aufgefangen. Er nahm mich hoch und trug mich aus der Gasse zwischen den Gebäuden raus, wobei er es nicht lassen konnte, Ben nochmal kräftig in die Seite zu treten. Ich drehte meinen Kopf an seine Brust und schluchzte leise. "Ganz ruhig", flüsterte er in mein Ohr, "ich beschütze dich..."

 Wenig später saß ich im Auto und ließ mich zu dem Studio fahren, in dem ich auf Sendung gehen sollte. Man hatte mir einen Aktenordner in die Hand gedrückt, mit Fragen, die mir gestellt werden könnten und was ich darauf antworten sollte. Ich versuchte, mir die Antworten einzuprägen, doch ich konnte mich nicht richtig konzentrieren. Die ganze Zeit schweiften meine Gedanken ab. Ich stellte mir vor, wie der Abend verlaufen könnte, was alles schief gehen könnte... Draußen dämmerte es und wurde langsam dunkler. Nach einer Weile hielt der Fahrer an und Marc stieg aus der Beifahrertür und hielt mir die hintere Tür auf. Ich atmete noch einmal tief durch, dann stieg ich aus. Dankbar, dass er bei mir war, hakte ich mich bei Marc unter und er half mir in das Gebäude zu stöckeln. Dort wurden wir von schwarzen Anzugmännern empfangen, die uns tiefer ins Gebäude brachten. Ich versuchte mir den Weg zu merken, doch es war gar nicht so lang. Wir wurde zuerst in die Maske gebracht, wo Marc sich still neben die Tür stellte und ich mich von aufgeregten, zurechtgemachten Frauen umwuseln lassen musste, die mich nochmal kräftiger schminkten und meine Haare zu einer aufwendigen Steckfrisur hoch steckten. Als ich danach in den Spiegel schaute, erkannte ich mich kaum wieder. Kurz bekam ich Zweifel an dem gesamten Plan. Wie zur Hölle sollten mich die Anführer des anderen Clans so erkennen. Doch ich schob meine Zweifel zur Seite, denn schon wurde ich in den Hinterraum des Studios verfrachtet, wo mir ein Mikrofon ins Gesicht geklebt wurde und ich nochmal kurz gemustert wurde. Dann stand ich auch schon im Studio und wartete, dass der Typ sagte, dass wir auf Sendung wären. Aus irgendeinem Grund war ich aufgeregt. Die Moderatorin stand schon im Licht und bereitete sich auf den Sendebeginn vor. Plötzlich stand Marc wieder neben mir und zupfte mich verlegen an der Hand. "Kann ich kurz mit dir reden?", fragte er und ich konnte es nicht genau sehen, aber ich glaube, er wurde dabei rot. "Klar, was ist?", fragte ich. Er nahm meine beiden Hände in seine und schaute mir tief in die Augen. "Ich weiß nicht, was in dieser Nacht alles passieren wird und vielleicht sehen wir uns nie wieder, deswegen hatte ich mir vorgenommen dir das noch zu sagen..." Ich schaute ihn fragend an. Er atmete noch einmal tief durch. "Mila... Ich liebe dich!" Ich konnte nicht fassen, was er mir sagte. Tränen traten mir in die Augen. "Oh Marc, ich liebe dich auch!" Man konnte die felsengroße Erleichterung fast in der Luft spüren. Er ließ meine Hände los und nahm stattdessen mein Gesicht in die Hände. Er kam näher. Doch gerade, als seine Lippen auf meinen landeten, wurde ich von ihm weggezogen. "Mädchen, was machst du denn? Du bist gleich dran!", hörte ich und wurde zu Rand des Lichtes gezerrt. Bevor ich mich irgendwie sammeln konnte, erklangen schon die Worte: "... und wir sind auf Sendung in 5, 4, 3, 2, 1..."

Danger (wird überarbeitet)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن