Kapitel 41

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"Was?", hörte ich Marc hinter mir schreien. "Das ist nicht dein Ernst!" Schuldbewusst verzog ich mein Gesicht und drehte mich um. Ich hätte das wohl besser vorher mit ihm abgesprochen. "Tut mir leid, aber ich weiß wirklich nicht, was ich sonst machen könnte. Wir kommen hier sowieso nicht mehr raus..." Sein Gesicht war rot vor Wut. "Mila, das sind die Bösen! Wenn ich gewusst hätte, wie leichtsinnig du bist, hätte ich dir alles erzählt, was passiert ist." Mein Gesicht entgleiste. Was hatten sie noch alles getan? Ich überlegte blitzschnell, was ich jetzt nur tun sollte. Doch da spürte ich schon kaltes Metall an meinem Rücken. "Eine falsche Bewegung und du bist tot!", zischte der Mann hinter mir. Ich schluckte. Was hatte ich getan? Langsam bugsierte nun der Mann mich und Marc aus dem Ocean's. Draußen hielt ein schwarzer Wagen mit quitschenden Reifen vor uns. Brutal wurden wir rein geschubst. Hinter uns stiegen noch drei weitere Männer ein. Kaum waren sie drin, wurden die Türen zugeschlagen und das Auto fuhr mit durchdrehenden Reifen wieder los. Ich konnte mich kaum aufrichten, da waren meine Hände auch schon mit Kabelbinder zusammengebunden. Marc ging es ähnlich. Verbittert rappelte ich mich in dem schlingernden Fahrzeug auf und rutschte auf einen Sitz. Zwischen Fahrerkabine und der Rückbank war eine schwarze Abtrennung. Die getönten Scheiben ließen nur wenig Licht herein. Marc saß zwei Sitze weiter. Zwischen uns schwarze Männer. Er hielt seinen Kopf gesenkt und schaute mich nicht an. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf gegen die Fensterscheibe. Ich war so unglaublich dumm. Ich hätte besser auf Marc hören sollen. Hätte ihm besser zuhören sollen. Und ich sollte aufhören immer das Gute im Menschen zu suchen. In der Welt, in der ich momentan lebte, war kein Platz für gute Menschen. Meine Gedanken schweiften immer weiter ab. Ich verfluchte die Menschheit, verfluchte die Welt, verfluchte mein Schicksal, das mir so gar kein Glück brachte...

Schließlich hielten wir. Marc hatte mich die ganze Fahrt über kein einziges Mal angesehen. Wir wurden aus dem Auto gezerrt und gleich in ein mehrstöckiges heruntergekommenes Haus in einem größtenteils verlassenen Viertel geführt. Das Treppenhaus war voller Graffitti und der Putz bröckelte von den Wänden. Obwohl es draußen relativ warm war, war es hier drin eiskalt. Wir wurden die Treppe in den Keller heruntergeschubst. Auf halber Strecke stolperte ich. Meine zusammengebundenen Arme gaben mir keine Möglichkeit, mich abzustützen und so stürzte ich nach vorne. Ich musste mich mehrmals überschlagen haben. Jedenfalls kam ich am Fußende der Treppe wieder zu mir. Ich konnte nicht lange weg gewesen sein. Marc war noch nicht ganz die Treppe heruntergesprungen. Mein ganzer Körper schmerzte. Vor allem mein Kopf. Hoffentlich hatte ich keine Gehirnerschütterung. Das könnte ich jetzt echt nicht gebrauchen. Plötzlich war Marc bei mir und beugte sich über mich. Ich habe bis jetzt noch keine Ahnung wie ich darauf kam, aber irgendwie hatte sich der Gedanke in meinem Kopf festgesetzt, dass wir beide dringend mal duschen müssten. Das ließ mich die ganze Zeit nicht mehr los. Während die Männer mich auf die Füße zogen, dachte ich an duschen. Als Marc und ich den kalten Gang herunter geführt wurden, dachte ich an das kühle Nass des Wassers im Sommer. Als wir in einen winzigen Kellerraum geschubst wurden, stellte ich mir eine heiße, dampfende Dusche vor. Doch dann hatte mein Gehirn keine Zeit mehr, seine überdrehten Gedanken zu denken. Denn Marc kauerte in einer Ecke des Raums und Tränen liefen über sein Gesicht. Bestürzt kniete ich mich vor ihn. Er drehte den Kopf weg und Tränen tropften auf sein T-Shirt. Trotz der gefesselten Hände, versucht ich, sein Gesicht zwischen meine Hände zu nehmen. Ich versuchte es so lange, bis er mich schließlich ansah. Aus seinen Augen tropfte die pure Verzweifelung. "Es tut mir so leid!", flüsterte ich mit rauer Stimme. Was auch immer sie ihm angetan hatten, es musste schlimmer gewesen sein, als ich mir vorstellen konnte. Vorsichtig rutschte ich näher zu ihm und presste seinen Kopf an meine Brust. Ich versuchte stark zu sein, doch er machte mir so furchtbare Angst. Was würden die nur mit uns machen?

Irgendwann hörte Marc auf zu schluchtzen und richtete sich auf. Ich blickte ihn aufgewühlt an. Er strich mir vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht. "Es ist nicht deine Schuld. Du hast nur gemacht, was du für richtig hieltest." Ich schloss meine Augen und schmiegte mich an seine warme weiche Handfläche. Langsam kamen wir einander immer näher. Ich hob meine Hände und strich seinen Hals entlang. Der Moment, als unsere Lippen sich trafen, war wie ein Aufseuftzen. Als würde der Köper wieder ein kleines Stück Hoffnung finden.

Ein sich drehender Schlüssel im Schloss riss uns auseinander. Erschrocken starrten wir auf die Tür. Langsam ging sie auf und ein Mann kam herein. Meine Augen weiteten sich. Entsetzt keuchte ich auf.

"So sieht man sich wieder, Töchterchen!"

Danger (wird überarbeitet)Where stories live. Discover now