Kapitel 10 ~ überarbeitet

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Am nächsten Morgen erwachte ich, weil mir Rage against the machine ins Ohr brüllten. Ich quälte mich aus dem Bett und stöhnte. Mir tat alles weh. Noch im Halbschlaf nahm ich irgendwelche Klamotten aus meinem Kleiderschrank. Im Bad bekam ich erstmal einen riesigen Schock. Ich sah furchtbar aus. Ich wusch die Platzwunde an meiner linken Stirnhälfte vorsichtig sauber. Und versuchte dann, die Platzwunde und den kleinen Striemen aufgeplatzter Haut an meinem linken Wangenknochen mit Make-up zu verdecken, was mir mit mehr oder eher weniger Erfolg gelang. Ich zog ein hochgeschlossenes T-Shirt an, um den riesigen Bluterguss auf meiner Brust zu verstecken und die Ärmel von meiner Sweatshirtjacke runter um die Striemen von den Kabelbindern an meinen Handgelenken zu verdecken.

Dann stopfte ich hastig mein Schulzeug in meine Tasche und ging runter, wo meine Mutter schon Frühstück gemacht hatte. Ich schlang mein Müsli herunter, hörte mir das Gerede meiner Mutter über die Nachbarn an, die wohl endlich mal ihre Hecke schneiden sollten, und sprang dann auf. Ich wollte so schnell wie möglich in die Schule zu Ciara, um ihr alles zu erzählen. Meine Mutter wünschte mir noch viel Spaß in der Schule. Da mein Fahrrad ja noch an der Schule stand, wie mir dann einfiel, musste ich notgedrungen mit dem Bus fahren, den ich auch noch fast verpasst hätte.

In der Schule ging ich zu meinem Schließfach, um meine Bücher zu holen. Ich erstarrte, als ich plötzlich eine Stimme hinter mir hörte. "Mila", sagte Marc. Ich drehte mich um und er stand direkt vor mir. Erschrocken zuckte ich leicht zurück. Besorgt sah er mich an. "Ist alles ok?", fragte er flüsternd. Ich brachte nur ein Nicken zusammen und versuchte, nicht auf seine Lippen zu starren. Wie gern würde ich ihn jetzt einfach an mich ziehen und küssen. Oder auch nur umarmen. Ich sehnte mich so nach ihm. Er packte mich an der  Schulter. Ich zuckte zusammen, denn es war die mit dem Streifschuss. Er ließ die Hand wieder sinken und sah mich eindringlich an.

"Mila, du darfst niemanden von gestern erzählen, ok? Noch nicht mal Ciara!" Empört sah ich ihn an.

"Soll ich sie etwa anlügen oder was?", zischte ich wütend. Er verzog das Gesicht.

"Mila, bitte du musst das verstehen. Wenn Ryan und Jackson herausfinden, dass du geredet hast, werden sie nicht nur dich bestrafen! Sie werden auch Ciara prüfen und wir wissen beide, dass sie auf keinen Fall geeignet ist! Und ich glaube nicht, dass Jackson zulässt, dass sie überlebt...". Seine Stimme verebbte. Ich konnte mich nicht bewegen vor Entsetzen. Mit großen Augen starrte ich ihn an. Ich sah ihn an und merkte, dass ich wusste, dass er Recht hatte. Jackson würde toben, ich wäre am Arsch und Ciara zum Tode verurteilt. Tränen traten in meine Augen. Das konnte ich ihr nicht antun. Egal wie sehr ich ihr das alles erzählen wollte, ich konnte nicht zulassen, dass sie wegen meiner Unzuverlässigkeit starb. Verunsichert sah Marc mich an.

"Was denkst du?", fragte er.

"Ich denke", antwortete ich, "dass mein Verlangen, jemandem von dem gestrigen Tag zu erzählen, soeben erheblich kleiner geworden ist". Er grinste erleichtert und strich mir leicht über die Wange.

"Na dann, viel Spaß im Unterricht", sagte er und verschwand. Immer noch mit Tänen in den Augen sah ich ihm nach und spürte wieder das Messer zustechen. Wie konnte er jetzt nur einfach so gehen. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich ihn ja vielleicht heute nachmittag wiedersehen würde und ging in den Unterricht. Der Unterricht verging wie immer unglaublich zäh. Ich merkte mehrmals, wie ich beinahe einschlief. Ich war immer noch so unglaublich fertig.

Ich war so froh, als endlich die Schulglocke klingelte und wir gehen durften. Nachdem ich bei meinem Schließfach gewesen war, trat ich aus dem Schulgebäude. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, einfach nach Hause zu gehen und mich in meinem Bett zu verkriechen, doch da sah ich Marc und Simon am Zaun lehnen und verwarf den Gedanken bedauernd. Wir gingen gemeinsam zum Fabrikgelände. Dort zogen mich die Jungen in einen Raum in dem viele Spinde und Bänke standen. Sie wiesen mir einen Spind zu und schmissen ihre Rucksäcke und Jacken in zwei andere. Ich legte meine Tasche in den Spind und wollte meine Jacke anlassen. Die Jungs lachten laut los.

"Zieh die Jacke lieber aus, die wirst du nicht brauchen", grinste Simon und seufzend zog ich meine Jacke aus und folge den beiden. Wir gingen in einen Trainingsraum, der dem ersten von gestern verdammt ähnlich sah. Ich fragte Marc, doch er meinte, dies wäre ein anderer und die Trainingsräume für körperliches Training sähen alle so aus. In dem Raum warteten schon ein paar andere Jungen in unserem Alter, die mich skeptisch musterten.

"Wer ist unser Lehrer?", fragte ich die beiden Jungs, doch da ging die Tür auf und meine Frage beantwortete sich von selbst. "Scheiße", murmelte ich entsetzt...

Danger (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt