Kapitel 21 ~ überarbeitet

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Ich lag auf dem Boden und schaute an die Decke. Ich fühlte absolut nichts. Sie hatten die Leiche meiner Mutter weggeschafft, bevor ich mich verabschieden konnte. Ich sollte traurig sein, mich verlassen fühlen, doch ich fühlte nichts. Nicht einmal diese "große Leere", die Menschen anscheinend immer bei dem Verlust eines geliebten Menschen spüren. Doch bei mir ... Nichts. Ich war leicht beunruhigt, dass ich so gar nichts fühlte, aber das hielt sich nicht lange. Das einzige was ich ansatzweise fühlte, war diese Beunruhigung und leise Wut.

Ich wollte hier raus und ich wollte Rache. Und langsam begann sich in meinem Gehirn ein Plan zurecht zulegen. Ich stand auf und hämmerte gegen die Tür. Diese ging fast sofort auf und Kyle schaute herein.

"Was willst du?", fragte er genauso unfreundlich wie sonst immer.

"Ich will zu eurem Anführer. Ich will ihm einen Deal vorschlagen", verlangte ich. Kyle packte mich, drehte mich um und fesselte mir meine Hände mit Handschellen hinterm Rücken. Dann zog er mich immer noch schweigend den Gang runter. Diesmal achtete ich sehr genau auf den Weg und Leute, die an uns vorbei kamen. Irgendwann blieb er stehen und klopfte an eine Tür. Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete er die Tür und ging mit mir rein.

Der Raum war in einem dunklen Rot gehalten und sah ziemlich herrschaftlich aus. Hinter einem riesigen Schreibtisch aus Mahagoni saß der Anführer und schaute mich mit verhaltenem Interesse an. Ich riss mich mit einem Ruck von Kyle los und machte ein paar Schritte auf ihn zu. Kyle war sofort wieder hinter mir, doch der Anführer scheuchte ihn mit einem Wink zurück. Dann stand er auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor.

"Also, was hast du mir anzubieten und was sind deine Bedingungen?", fragte er in geschäftigen Tonfall. ich schaute ihm gerade in die Augen und versuchte, diesen geschäftigen Tonfall nachzumachen.

"Ich weiß, warum ihr das Geld nicht bekommen habt und ich kann es euch beschaffen. Genauso die geheimen Unterlagen..." Der Anführer bedeutete mir weiter zureden.

"Mein Bruder konnte euch das Geld nicht bringen, weil er nicht weiß, wo unser Vater es versteckt hat, genauso wie die Unterlagen. Unser Vater hat ihm nie davon erzählt. Er hat auch mir nie davon erzählt, aber er hat immer Andeutungen gemacht und mir Hinweise da gelassen. Ich bin die Einzige, die diese Hinweise versteht. Ich bin die Einzige, die euch verschaffen kann, was ihr wollt..." Der Anführer kniff die Augen zusammen.

"Was willst du dafür?", fragte er misstrauisch. Jetzt kam der Haken. Ich wusste selbst nicht genau, für was ich ihnen das Geld meines Vaters und irgendwelche Unterlagen überlassen würde.

"Ich will..." Stille. Da schoss mir eine Idee durch den Kopf. "Ich will ein vollwertiges Mitglied mit allen Rechten bei euch werden. Und ich will eine Knarre", wagte ich mich vor. Der Anführer lachte.

"Warum sollten wir dir trauen?" Ich zuckte mit den Schultern.

"Ich will euch freiwillig das Geld und die Unterlagen überlassen. Wenn ihr die wirklich wollt, müsst ihr machen, was ich will. Meine Mutter ist tot, an meinen Bruder kommt ihr nicht ran. Mit was wollt ihr mich zwingen, euch das Geld und die Unterlagen ohne Gegenleistung zu überlassen?" Ein kleines siegessicheres Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. Der Anführer blickte zu Boden, er schien nachzudenken, dann kam er langsam auf mich zu. Seine Hände hatte er in die Hosentaschen gesteckt. Als er direkt vor mir stand, zog er seine zu Fäusten geballten Hände heraus.

"Wir haben auch andere Methoden, um Informationen zu bekommen...", flüstere er und schaute mir endlich in die Augen. In dem Moment, in dem seine Augen meine trafen, hob er blitzschnell seine rechte Faust und schlug mir hart ins Gesicht. Mein Kopf flog zur Seite. Der Schlag war so wuchtig gewesen, dass ich mich nicht auf den Beinen halten konnte und mich auf dem Boden wiederfand. Alles drehte sich. Verwirrt schüttelte ich mehrmals meinen Kopf, um den Schwindel weg zu bekommen. Ich blickte hoch, in das Gesicht des Anführers, der grausam lächelte und sich ruckartig aufrichtete.

"Bring sie in die Kammer. Ich kümmer mich später um sie", wies er Kyle an. Der nahm mich immer noch wortlos am Arm, zerrte mich auf die Beine und zog mich wieder aus dem Zimmer raus. Frustriert stöhnte ich auf. Ich musste einen klaren Kopf behalten. Plan A hatte nicht geklappt, also musste jetzt Plan B her. Ich musste mir schnell etwas einfallen lassen.

Der Zufall half mir. Wir gingen an einem Gang entlang an dessen Ende eine offene Tür war. Ich schaute in den Gang, doch ich realisierte nicht sofort, was ich da gesehen hatte. Als es mir klar wurde, war ich wie elektrisiert. Ich musste mich von den Fesseln befreien. Und zwar jetzt, denn so eine gute Chance bot sich mir bestimmt nicht so schnell wieder...

Danger (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt