Kapitel 22 ~ überarbeitet

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Ich machte mich schlapp. Meine Beine trugen mich nicht mehr, meine Knie knickten ein. Kyle, der darauf nicht vorbereitet gewesen war, ließ meinen Arm los. Ich krachte auf den Boden. Mein Kopf schlug unsanft auf und rollte zu Seite. Ich ließ meine Augen geschlossen. Ich spürte, wie Kyle sich neben mir auf den Boden kniete. Er packte meine Schulter und schüttelte sie einmal kräftig. Dann hörte ich ihn leise fluchen. Er versuchte, mich hochzuheben, doch meine Arme waren im Weg. Immer noch fluchend, drehte er mich um und löste die Handschellen.

Das war der Moment! Blitzschnell sprang ich auf, packte seinen Kopf und knallte ihn gegen die Wand. Bewusstlos sank Kyle zu Boden, an seiner Stirn eine riesige Platzwunde. Sofort drehte ich mich herum und rannte zu dem Gang, an dem wir voretwa einer Minute vorbeigekommen waren. Ich bog ab und rannte zur Tür am Ende. Ich wusste nicht genau, wie viel Zeit mir blieb, bis jemand Kyle fand und Alarm schlug. Ich schlüpfte durch die halb offene Tür und fand mich zwischen Regalen voller Waffen wieder. Ich schnappte mir zwei Klappmesser, die ich in meine Hosentasche steckte, zwei Pistolen und Munition. Ich wollte gerade schon wieder verschwinden, da sah ich ein Regal voller Kalaschnikovs. Ich zögerte kurz, ob ich eine nehmen sollte, doch ich war mir nicht sicher, wie weit ich mit den Glocks kommen würde und so schnappte ich mir kurzerhand eine. Mit den Glocks in beiden Händen und dem AK47 auf dem Rücken rannte ich aus dem Raum raus und aus dem einen Gang in den anderen. Ich rannte den ganzen Weg zurück, zum Büro vom Anführer. Mich erfüllten nur brennende Wut und der tiefe Wunsch, Rache für den Tod meiner Mutter zu üben. Als ich etwa den halben Weg zurückgelegt hatte, jaulte plötzlich eine hohe Alarmsirene auf. Ich fluchte und erhöhte mein Tempo nochmal. Als ich zurückschaute, sah ich ein paar Männer aus den Türen stürzen und sich hektisch umsehen. Doch ich erreichte das Büro des Anführers, ohne irgendwelche anderen Männer gesehen zu haben.

Kurz davor hielt ich an und holte noch einmal tief Luft. Wenn ich da reingehen würde, gäbe es kein Zurück mehr. Kurz war ich voller Zweifel. Dann dachte ich wieder daran, wie eiskalt der Anführer meine Mutter erschossen hatte. Plötzlich war alle Unsicherheit weg und mich trieb nur noch brennende Wut an. Mit einem Tritt sprengte ich die Tür aus den Angeln. Mit Genugtuung sah ich, wie der Anführer hinter seinem Schreibtisch aufsprang. Dann fing er an zu lächeln.

"Sehr gut. Ich sehe, du hast den Test bestanden." Mir wurde kalt.

"Test?", hauchte ich. Ich atmete schwer von dem Sprint, meine Hände zitterten. Das Lächeln des Anführers wurde spöttisch.

"Natürlich. Du hast doch nicht gedacht, dass du einfach so entkommen und zu mir kommen könntest. Noch dazu mit Waffen. Das wäre doch viel zu einfach gewesen. Ist dir das nicht aufgefallen? Dass Kyle sich so leicht täuschen lässt, erst recht so kurz nachdem ihr an der Waffenkammer vorbei gelaufen seid. Dass der Alarm erst losgeht, nachdem du genug Zeit hattest, dir Waffen zu suchen und dort weg zukommen..." Das Zittern, das meine Hände nutzlos machte, breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Wenn man es so betrachtete, schien es wirklich viel zu einfach gewesen zu sein. Fast wollte ich mich für meine Naivität auslachen. Aber nur fast, denn in meinem Kopf hatte ich immer noch den Gesichtsausdruck vom Anführer im Kopf, als er aufgesprungen war. So erschrocken und entsetzt schaute man nicht, wenn man darauf wartete, dass genau so was passiert. In Sekundenbruchteilen traf ich eine Entscheidung. Meine Hände, die an meine Seiten gesunken waren, zwang ich hoch und zielte wieder auf den Anführer. Wütend kniff ich meine Augen zusammen.

"Und wenn schon, selbst wenn es nur ein Test war, ich bin bis hierher gekommen, oder? Und ich habe die Waffen und ein winziges Zucken meines Fingers reicht aus, damit meine Mutter gerächt ist!", knurrte ich. Das Gesicht des Anführers entgleiste. Er schluckte.

"Noch irgendwelche letzten Worte?", fragte ich grausam.

"Du weißt, dass du hier niemals lebend raus kommst, oder?", versuchte es der Anführer ein letztes Mal.

"Ich weiß", meinte ich kalt. Dann drückte ich ab.

Danger (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt