Kapitel 46

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Unser Vater stürtze sich auf Jason. Als würde ich nichts wiegen, fegte er mich beiseite, wie ein lästiges Insekt. Ich stolperte zurück, fiel nach hinten und stieß mir den Kopf an einem Sessel. Man würde nicht denken, dass ein gepolsterter Sessel so wehtun würde. Fluchend hielt ich mir den Kopf, dann schaute ich auf. Jason war ein paar Schritte zurückgestolpert als er Vaters Schlägen ausgewichen war, doch er schien nichts abbekommen zu haben. Unser Vater wurde von Steffan zurückgehalten und er flüsterte ihm etwas ins Ohr. Es dauerte nur kurz, dann hatte unser Vater wieder seine undurchdringliche Maske aufgesetzt. Ich schauderte. Wie hatte unser liebevoller Vater nur zu so einem Monster werden können? Stöhnend rappelte ich mich wieder auf. Steffan sah uns abschätzend an. "Sagt mal, wer von euch war eigentlich zuerst bei Ryan?", fragte er. Ich kniff die Augen zusammen. Irgendetwas an dieser Frage störte mich. Aber was bloß? Jason meinte achselzuckend: "Das war dann wohl ich" Hätte er gewusst, was er mit dieser Antwort tat, hätte er bestimmt geschwiegen. Steffan nickte verstehend. "Ja, das macht Sinn...", murmelte er wie in sich versunken. Dann schaute er uns wieder an. "Kann ich ein kurzes Gespräch mit dir allein führen?", fragte er Jason. Der zuckte mit den Schultern und folgte Steffan nach draußen. Wie ein treuer Hund folgte mein Vater. Immer noch leicht verwirrt von der schnellen Wendung der Situation hob ich die Salben, Kühlpacks und Verbände auf, die ich fallen gelassen hatte. Dann setzte ich mich neben Simon auf das Sofa. Er schien immer noch weggetreten. Ich wickelte vorsichtig die verrutschen Mullbinden von seinem Oberkörper. Marc half mir so gut er konnte und richtete Simons schlaffen Oberkörper auf. Ich schmierte großzügig Salbe auf die rote Haut, dann wickelte ich eine Lage Mullbinden drumherum und fixierte die Kühlpacks mit den Verbänden an seinem Oberkörper. Dann legten wir ihn wieder vorsichtig hin. Erschöpft ließ ich mich in einen Sessel fallen. Ich bräuchte dringend mal wieder Schlaf und eine Dusche wäre auch nicht gerade schlecht. Ich schaute aus dem Fenster. Die Dämmerung brach langsam herein. Marc hatte sich neben mich in den Sessel gequetscht, einen Arm um mich gelegt und bedeckte meinen Hals mit Küssen. Langsam wanderte sein Mund nach oben, über mein Kinn und bedeckte jeden Fleck meiner Wange. Ich kicherte. Er ließ seine Lippen wieterwandern, bis sie schließlich meinen Mund trafen. Ein selig warmes Gefühl breitete sich in mir aus als ich den Kuss seine weichen Lippen erwiederte. Die Wärme füllte mich aus und ich glaubte, es könne nichts schlimmes mehr passieren, wenn nur Mac bei mir wäre. Seine Lippen liebkosten weiterhin die meinen und langsam wurde sein Kuss fordernder, leidenschaftlicher. Seine Zunge strich über meine Lippen als bäte sie um Einlass, den ich ihr auch gewährte. Sanft tanzten unsere Zungen miteinander und meine Hände vergruben sich in seinen Haare. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Marc und ich fuhren erschrocken auseinander. Steffan sah uns peinlich berührt an. "Oh, tut mir Leid, euch gestört zu haben. Aber Mila, könntest du mal kurz mitkommen?" Ich seufzte, dann gab ich Marc noch einen kurzen Kuss auf die Wange und stand auf. "Natürlich", sagte ich ergeben und folgte Steffan aus dem Zimmer, Marcs besorgten Blick im Rücken spürend. Ich folgte Steffan bis ins Treppenhaus. Dort blieb er stehen. Hinter ihm standen zwei seiner Männer. "Also was ist los? Warum hast du mich geholt?", fragte ich irritiert. "Nun ja, wir haben ein Problem...", fing Steffan an. Ich zog fragend eine Augenbraue hoch, als er keine Anstalten machte, weiterzureden. "Das Problem ist, dass wir Ryan ausschalten müssen, um diesen Streit ein für alle Mal zu beenden. Ich habe schon alles mögliche versucht, habe ihm einen Kompromiss angeboten, ich habe es mit Diplomatie versucht, doch inzwischen habe ich eingesehen, dass bei meinem wahnsinnigen Bruder nur Gewalt hilft. Also wollen wir das Hauptquartier hochnehmen." Er stockte wieder. "Ja und?", fragte ich ungeduldig. "Genau das ist unser Problem: Wir wissen fast gar nichts über sein Hauptquartier, weder die inneren Strukturen, noch wo sich die Waffen befinden, ob sie irgendwelche Abwehrmechanismen haben, nichts. Und hier kommt ihr ins Spiel. Dein Bruder kennt sich am besten aus, aber er will uns nichts sagen. Nicht mal unter Druck. Deswegen haben wir dich geholt..." Steffan fing an, fies zu grinsen. Noch bevor ich die Bedeutung seiner Worte verstanden hatte, hatten seine Männer mich an den Armen gepackt und meine Handgelenke mit Kabelbinder zusammengebunden. Leise stöhnte ich auf, es war viel zu eng. "Warum tust du das?", stieß ich hervor. "Nun ja, wir brauchen diese Informationen und ihr habt sie. Wenn ihr sie nicht freiwillig rausrückt müssen wir eben ein bisschen nachhelfen!" Ich keucht auf. "Du Schwein!" Steffan lachte nur und schlug mir ins Gesicht. "Weißt du, das höre ich nichts so gerne...", gab er zurück. Dann gab er das Zeichen zum Aufbruch und seine Männer fingen an mich die Treppe hinunter zu schleifen, ungeachtet dessen, dass ich ja eigentlich selber laufen konnte. Wir gingen wieder tief runter bis in den Keller. Dort gingen wir einen langen, kalten Gang entlang, der nur von flackerndem Neonlicht erleuchtet war, was dem Ganzen einen unheimlichen Eindruck verpasste. Irgendwann stieß Steffan eine Tür auf der rechten Seite auf. An der Wand waren Ketten festgemacht und es waren Peitschen, Messer und andere Sachen aufgehängt, die mich frösteln ließen. Jetzt erst wurde mir klar, dass ich kurz vor einem Höllenritt stand. Und ich konnte diesen noch nicht einmal selbst beenden. Erst als wir schon halb im Raum waren, bemerkte ich die Person, die in der Mitte des Raumes gefesselt und nach vorn gebeugt auf einem Stuhl saß. Langsam richtete er sich auf und sah mich. "Nein!", flüsterte er entsetzt.




Danger (wird überarbeitet)Where stories live. Discover now