Kapitel 35

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"Nein!", stieß ich geschockt aus. Das konnte einfach nicht sein. Mein krankes, verzweifeltes, von Sehnsüchten geplagtes Gehirn musste mir einen Streich spielen. "Wer ist da?", fragte ich scharf. Kurz Stille am anderen Ende, dann: "Mila, verdammt, erkennst du meine Stimme nicht mehr?" Er hörte sich verletzt an. Er musste es sein, doch ich weigerte mich immer noch, die Hoffnung zuzulassen. "Marc?", flüsterte ich in mein Handy. "Ich wusste, du würdest mich erkennen..." Ich hörte ihn erleichtert aufseufzen. "Aber ... Wie kann das sein, ich meine... Mein Vater meinte, du wärst tot?" Meine verfluchten Augen füllten sich schon wieder mit Tränen. "Die Anderen haben mich gefunden" Ich keuchte auf. Marc redete schneller: "Mila, du musst zuhören! Sie sind nicht die Bösen! Wir haben uns verarschen lassen! Die Geheimorganisation plant einen Anschlag und nur die Anderen können sie aufhalten! Du musst sofort von da verschwinden!" Ich konnte es kaum fassen was er da sagte. Wäre es nicht Marc gewesen, der das sagte, hätte ich ihm nicht geglaubt. Doch ich vertraute Marc. "Was ist mit Simon?" "Simon?", wiederholte Marc. Für einen kurzen Augenblick schien er irritiert. "Lass Simon da, wir können ihm nicht mehr vertrauen!" Das wollte ich nicht glauben. "Aber... Er hat mich vor meinem Vater gerettet!" Marc holte tief Luft, wie wenn er sich beruhigen müsste. "Mila, pass auf, du schleichst dich jetzt raus und dann kommst du zum Ocean's, ja? Weißt du noch, das kleine Café, wo wir unser erstes Date hatten?" Ich nickte, dann fiel mir ein, dass er das ja nicht sehen konnte und stieß ein "Ja" hervor. Ich hörte noch ein "Viel Glück!", dann legte er auf. Ich ließ meine Hand sinken und richtete mich auf. Dann, in einem Sekundenbruchteil, schien in meinem Augenwinkel sich etwas zu bewegen. Ich erstarrte. Dann hörte ich auch schon die Stimme, dich mich schaudern ließ. "Na, hat der liebe Freund aus dem Jenseits angerufen?" Wie in Zeitlupe drehte ich mich um und sah Ben vor der Tür stehen. Ich hob mein Kinn und starrte ihn herausfordernd an. "Und wenn schon, hat dir mein Tritt in die Eier nicht gereicht?", wagte ich zu sagen. Er knirschte wütend mit den Zähnen. Es war klar, dass mein Tritt mein Problem mit ihm keinesfalls gelöst hatte. "Diesmal passe ich besser auf. Dein Knie kommt nicht so schnell wieder in die Nähe meiner Nüsse", antwortete er. Ich machte einen Schritt auf ihn zu, dann noch einen. "Lass mich durch! Ich muss an die frische Luft!", fuhr ich ihn an. Er grinste sein typisch perverses Grinsen und machte sich vor der Tür breit. "Vergiss es!" Bedrohlich kam er einige Schritte auf mich zu. Uns trennte nur noch ein knapper Meter. Ich war kurz davor, zurück zu weichen und Schwäche zu zeigen. Plötzlich begann etwas zu pipsen. Ben verdrehte genervt die Augen und griff an seinen Gürtel. Als er seine Hand wieder hob, hielt er darin ein Gerät, das ein bisschen wie eine Mischung aus einem Handy und einem Funkgerät aussah. Er hielt es sich ans Ohr und ich konnte Stimmen hören, die schnell und bestimmt auf ihn einredeten. Schließlich erwiderte er: "Alles klar" und hängte sich das Ding wieder an den Gürtel. "Kleine Planänderung", meinte er zu mir mit einem gefährlichen Glitzern in den Augen.

Wenig später stieß er mich in einen kleinen Raum mit Matratze auf dem Boden und Ketten an der Wand. Er schubste mich von hinten, sodass ich mein Gleichgewicht verlor und stürzte. Dann packte er mich genießerisch am Kragen meiner Lederjacke und zerrte mich zur Matratze. Jeglicher Versuch, mich zu wehren, wurde von ihm mit Leichtigkeit abgeblockt. Ich hätte mehr trainieren sollen. Mühsam richtete ich mich auf. Inzwischen tat mir alles weh. Ben hatte es selbst auf dem kurzen Weg geschafft, mich so zu malträtieren, dass ich mich fühlte wie überfahren. Mit der einen Hand drückte Ben mich schmerzhaft fest gegen die Wände, während er mit seiner anderen Hand die Ketten an meinen Händen befestigte. Als ich vollkommen hilflos und gefesselt auf der Matratze hockte, strich er mir noch einmal mit seinem Daumen über meine Wange, runter über meinen Hals, bis zu meinem Dekolletee. Dann stieß er sich ab und ging pfeifend aus dem Raum. Ich hörte das Knallen der Türe und das Klicken des Schlosses. Dann erlaubte ich mir einen verzweifelten Schluchzer und ließ mich auf die Seite fallen. Ich lag kaum, da fiel ich auch schon in einen tiefen Erschöpfungsschlaf...

Danger (wird überarbeitet)Where stories live. Discover now