Kapitel 45

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Ich lag in Marcs Armen in einem Sessel. Überglücklich, dass mir nichts passiert war, hatte er mich fast überrannt, als wir zusammen in das gemütliche Wohnzimmer gekommen waren. Jason hatte Simon die viele Treppen hoch getragen und nun behutsam aus das Sofa gelegt. Simon sah furchtbar aus. Sein verbrannter Oberkörper wurde nur notdürftig von den Verbänden verdeckt, die ich ihm umgelegt hatte. Die meisten waren verrutscht und ließen rote Brandblasen zu Vorschein kommen. Simon selbst schien kaum bei Bewusstsein zu sein. Jason hatte meinen besorgten Blick bemerkt und meinte beruhigend: "Ich habe ihn mit Schmerzmitteln vollgepumpt, dann muss er die Schmerzen nicht so ertragen." Erleichtert nickt ich und macht mich an die Betrachtung meines großen Bruders. Er schien weitestgehend unverletzt, doch sein Gesicht war noch von der Explosion rußgeschwärzt und seine Kleidung verschmutzt und durchgeschwitzt. "Du solltest dringend mal duschen...", meinte ich halb im Spass. Er verzog das Gesicht. "Du riecht aber auch nicht gerade nach Chanel, kleine Schwester", erwiederte er nun doch grinsend. Marc drückte sein Gesicht an meine Hals. "Für mich könntest du nicht besser riechen", nuschelte er in meine Haare und ich musste kichern. Erstaunt hiel ich inne. Wann hatte ich das letzte Mal gekichert? Die Tür öffnete sich und Steffan kam zusammen mit meinem Vater herein. Sie hatte draußen vor der Tür noch etwas besprechen wollen. "Könnten wir wohl etwas zum Kühlen haben für Simons Verbrennungen?", bat ich Steffan. Der nickte und schaute zu meinem Vater, der auch sofort wieder aus dem Zimmer verschwand. Diese extrem gut funktionierende Non-verbale-Kommunikation machte ja schon irgendwie einen leicht gruseligen Eindruck. Warum hatte ich als Kind nie etwas von Steffan erfahren? Steffan setzte sich nun in den letzten verbliebenen Sessel. Nachdenklich schaute er einmal in die Runde. Mir fiel ein, dass er Simon und Jason ja noch gar nicht kannte, und auch von Marc wusste er wahrscheinlich nicht viel. "Das ist mein großer Bruder Jason, das mein guter Kumpel Simon, und das...", ich kuschelte mich an Marc, "ist mein wundervoller Freund Marc." Jason schnaubte: "Jetzt hört aber mal auf, das kann man ja nicht mehr mitansehen!" Ich musste grinsen und merkte, dass auch Marc unter mir gluckste. Kein Wunder, dass Jason es nicht gern sah, dass Marc und ich uns so gut verstanden, aber er sollte sich mal nicht so anstellen. Ich hatte ihm ja auch keine Szene gemacht, als er in der neunten Klasse mit einem Mädchen aus meiner Stufe zusammengekommen war. Ich hatte allerdings auch nicht das übermächtige Bedürfnis, meinen Bruder zu beschützen. Steffan grinste uns amüsiert an. Mein Vater kam wieder mit allerlei Salben und Kühlakkus herein. Mit einem kühlem Blick ging er direkt auf mich zu und ließ alles in meinen Schoß fallen. Ich seufzte. "Danke, Dad!", sagt ich betont scharf und stand auf, um Simon zu verarzten. Doch im selben Moment war Jason aufgesprungen und fing an zu brüllen. "Stop! Dad! Verdammt Mila, warum hast du mir denn nichts gesagt?" Er wandte sich an mich und schaute mich verzweifelt und wütend an. "Ich... ich dachte, du hättest das bemerkt...", stotterte ich verwirrt. "Dann hätte ich doch was gesagt!", schrie Jason weiter, "und du!", nun schritt er fast platzend vor Wut auf meinen Vater zu und piekste ihn mit seinem ausgestreckten Zeigefinger in die Brust. "Warum hast du uns verlassen? Scheiße, ich dachte, du wärst tot! Wo warst du die ganze Zeit? Und Mum... Weißt du dass sie tot ist? Du hast sie im Stich gelassen!" Schwer atmend und mit zitternden Händen hörte Jason auf zu sprechen und wartete auf eine Erwiederung unseres Vaters. Dad verzog das Gesicht als hätte er Schmerzen, doch dann schloss er die Augen und als er sie wieder öffnete, war sein Gesicht eine glatte, kalte Fläche. "Hör auf dich in Sachen einzumischen, die dich nichts angehen", wies er Jason kühl zurecht. Jason schnappte nach Luft und lief rot an. "... Sachen, die mich nichts angehen? Was geht mich denn dann etwas an, wenn nicht mein eigener Vater?", brüllte er so laut wie ich ihn noch nie zuvor gehört hatte. Dad sah ihn jedoch weiterhin ausdruckslos an. Schließlich zog er eine Augenbraue hoch. Dieses Zucken der Augenbraue war es wohl, dass das Fass zum Überlaufen brachte. Mit einem Schrei holte Jason aus und platzierte seine Faust direkt im Gesicht unseres Vaters. Ich fing an zu schreien und Steffan und Marc sprangen auf. Mein Vater taumelte zurück, fiel aber nicht hin. Jason wollte erneut auf ihn losgehen, doch schon waren Marc und ich bei ihm und hielten ihn fest. Er bemühte sich nach Leibeskräften, uns abzuschütteln, doch ich krallte mich so fest ich konnte in seinen Arm. Er durfte nicht mit unserem Vater kämpfen! Ich wusste nicht warum, doch aus irgendeinem Grund war mir das so klar, wie dass die Sonne im Osten aufgeht. Währenddessen hatte sich unser Vater nach vorn gebeugt, die eine Hand auf den Oberschenkel gestützt, die ander betastete sein Gesicht. Steffan stand neben ihm wie ein wachsamer Hund und ließ ihn nicht aus den Augen. Langsam richtete unser Vater sich auf und sah uns an. Ich konnte die Wut in seinen Augen förmlich spüren. "Was wagst du es, deinen Vater zu schlagen?" Mit diesen gebrüllten Worten stürzte er los...


Danger (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt