Aquelda - Feuer und Eis

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"Sie kann nicht einfach meine Magie blockieren. Das ist barbarisch!", schimpfte Niara wütend.

Majan blickte seine Tochter an und runzelte seine Stirn: "Du hättest fast einen Krieg mit Ventora ausglöst. Wie selbstsüchtig muss man sein?"

Perplex blinzelte Niara einige Male. War sie wirklich selbstsüchtig? Sie wollte einzig und allein, dass Erion sie nicht für schwach hielt. Dass sie ihm zeigte, was sie kann. Aber was wäre, wenn sie ihn verletzt hätte? Wir befänden uns gegen zwei Königreiche im Krieg.

"Niara," begann ihr Vater langsam.

"Ich weiß, dass es nicht das ist was du möchtest. Aber denke noch einmal darüber nach. Diese Allianz wäre die einzige Lösung den Krieg zu beenden."

Niara biss sich auf ihre Lippen und wollte sich die Frage verkneifen. Jedoch war die Neugier stärker.

"Hast du beauftragt, Königin Amancaya zu töten?"

"Das bespreche ich nicht mit dir."

"Stimmt es, dass diese Aqunas aus dem Schloss kamen? Dass sie Teil unserer Armee waren?"

Majan blickte seine Tochter an. Er konnte sie nicht belügen, aber er würde ihr auch nicht alles erzählen. Deshalb nickte er lediglich und sah den Schmerz in Niara's Augen.

"Wie konntet ihr? Das ging zu weit."

"Du bist lediglich die Prinzessin. Es steht dir nicht zu, dich in politische Dinge einzumischen, die dich überhaupt nichts angehen."

"Aber ich bin die Thronerbin! Ich werde dieses Land eines Tages regieren."

"An der Seite deines Mannes. Dein Mann wird für die Politik zuständig sein, du nicht."

Niara bemerkte, dass es aussichtlos war, mit ihrem Vater zu diskutieren.

"Geh jetzt ins Bett. Es ist spät und der Ball findet morgen statt. Wir werden die Verlobung morgen bekannt geben."

Niara kämpfte mit den Tränen. Sie hatte gelernt, stark zu sein und nie ihre Schwächen zu zeigen. Das würde sie jetzt auch nicht tun.
Sie deutete auf ihre Handgelenke.

"Entfernt sie. Ich verspreche, dass ich nichts mehr tun werde."

"Deine Mutter hielt es für das Beste. Ich kann sie dir nicht entfernen."

"Das ist unfair! Ich würde es selbst machen, aber es funktioniert nicht."

Majan seufzte.

"Magieblocker zu entfernen ist äußerst kompliziert. Nur ein mächtiger Aquna oder Venti können diese entfernen."

"Du bist die mächtigste Person in Aquelda!"

"Ja, aber meine Kräfte sind selbst dafür nicht stark genug. Man benötigt außerdem viel Energie, die man vom Leod-Kristall entwenden kann. Sobald du verheiratet bist, kümmern wir uns darum. Bis dahin musst du damit leben. Erzähle jedoch niemanden darüber. Man würde dies ausnutzen."

Fluchend schlich sich Niara durch die Hallen und dachte darüber nach, wie sie alles ändern könnte. Es gab keine Möglichkeit. Um Menschenleben zu retten, musste sie das tun, was man von ihr verlangte.

Niara erreichte den Balkon im westlichen Flügel. Hier war sie ungestört und die lauten Stimmen im Palast schienen weit entfernt zu sein. Sie lehnte sich ans Geländer und wünschte, dass sie ihre Macht benutzen konnte um kleine glitzernde Schneeflocken zum Fallen zu bringen.

Ein Geräusch erschrak sie und sie drehte sich schnell um. Im Schatten des großen Balkons, erkannte sie eine große Gestalt. An der grünen Kleidung erkannte sie, dass er bestimmt ein Mitglied des Windclans war.

"Ich wollte dich nicht erschrecken!", hörte sie die Stimme, die ihr Herz zum Beben brachte. Ein kleiner Wind wehte an sie vorbei und sie kämpfte gegen den Drang, sich den Wintermantel enger um ihren Körper zu ziehen.

"Wer sind Sie?", fragte sie den Mann.

Ayden wollte es nicht zugeben, aber ihre Stimme flammte etwas in ihm auf. Sie klang so zart und zerbrechlich. Er trat ins Licht und blickte die junge Frau an, die sich anmutig aufgestellt hatte.

Niaras Herz setzte aus, als sie in die goldenen Farben des Mannes blickte. Sie hatte viele gutaussehende Männer kennengelernt. Selbst Prinz Erion war gutaussehend. Doch der Fremde übertraf sie alle. Seine goldfarbenen Augen waren von dichten Wimpern umgeben. Seine schwarzen Haaren bildeten einen Kontrast zu seiner hellen Haut. Sie sah, dass er kleine Grübchen hatte, wenn er schmunzelte. Er trug einen leichten Bart, der womöglich von der Reise entstanden war.

Der Mann war riesig. Bestimmt fast zwei Köpfe größer als sie. Sein Körperbau zeigte, dass er viel trainiert hatte. Vielleicht war er sogar der Kommandant der ventorischen Armee.

Während Niara Ayden betrachtet, schien sie gar nicht bemerkt zu haben, dass sein Herz ebenfalls in dem Moment ausgesetzt hatte, in der er sie zum ersten Mal sah. Ihre blauen Augen hatten dieselbe Farbe wie das Eis um sie herum. Ihr silberweißes Haar wehte im Wind, welches er erzeugt hatte, um nicht von seinen roten Augen verraten zu werden. Sie war klein und zerbrechlich und schien schwach zu sein. Den einzigen Kontrast zu ihrem hellen Wesen, waren ihre Lippen, die rubinrot waren.

Ayden war sich sicher. In seinen zwei Jahrzehnten hatte er noch nie so ein hübsches Wesen gesehen und er war sich sicher.

Sie war die Eisprinzessin und die Gerüchte um ihre Schönheit, waren ihr nicht gerecht.

Feuer & Eis (Ayden & Niara)Where stories live. Discover now