Firay - Funkstille

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Seit vier Tagen hatte Niara ihr Gemach nicht mehr verlassen. Das Essen bekam sie regelmäßig von den Zofen. Nur gelegentlich ging sie zum Baden heraus.

Man hatte ihr oft angeboten einen Spaziergang zu machen. Doch die Worte von Ayden schwirrten ihr im Kopf herum. Er hatte Recht. Sie war seine Gefangene. Weshalb sollte sie sich dann nicht so benehmen?

An der Tür klopfte es und Niara schrak auf. Eine der Zofen kam herein, begrüßte sie unfreundlich und warf einen Blick auf das volle Tablett.

"War natürlich klar, dass die Eisprinzessin sich zu Schade ist, unser Essen anzurühren."

Sie flüsterte zwar, doch Niara konnte jedes Wort verstehen. Sie hatte seit dem Streit mit Ayden nichts mehr gegessen. Das wollte sie auch nicht. Wenn sie verhungerte, dann wäre es wohl ihr Schicksal.

Die Zofin stürmte mit dem Tablett hinaus und brachte es zurück in die Küche. Auf dem Weg dorthin, traf sie den Prinzen.

Sie klimperte mit ihren Wimpern und verbeugte sich.

"Eure Hoheit!"

Ayden sah sie nicht an. Sein Blick fiel auf das volle Tablett. Besorgt widmete er sich der Kammerzofin.

"War dieses Tablett für Prinzessin Niara?"

"Ja, Eure Hoheit. Aber seit vier Tagen rührt sie das Essen nicht an. Vielleicht hat sie Extrawünsche."

Ohne weiter darüber nachzudenken, stürmte Ayden an die junge Dame vorbei und betrat ohne zu klopfen das Gemach der wunderschönen Prinzessin.

Ihre Blicken trafen sich und Ayden schmerzte der Anblick. Niara sah abgemagert aus. So, als ob sie wochenlang nichts mehr gegessen hatte. Augenringe zierten ihr Gesicht und trotzdem war sie die schönste Frau, die er je gesehen hatte.

"Wieso isst du nichts?", fragte Ayden besorgt.

"Ich denke, dass Gefangene nicht das Privileg haben sich den Bauch vollzuschlagen. Nicht wahr?"

"Niara, es tut mir leid. Alles was ich zu dir gesagt habe. Ich habe es aus Wut gesagt."

"Ich wollte nur deiner Mutter helfen, Ayden. Weshalb solltest du wütend auf mich sein? Weil mein Volk Schuld daran hat? Bist du zu stolz dafür, wenn eine Aquna dir hilft?"

Ayden fuhr sich verzweifelt durch seine schwarzen Haare und seufzte: "Glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich niemals wütend auf dich war oder sein werde. Meine Mutter...ist tot. Daran sollte niemand etwas ändern."

"Du bist ein Idiot!", erwiderte Niara lediglich.

Ayden schmunzelte leicht.

"Ich weiß, moya linphea."

Niara blickte weg. Sie wollte Ayden nicht verzeihen. Das Problem war, sie war kurz davor.

"Deine Familie wird bald hier sein."

"Was?", fragte sie erschrocken und sah ihn wieder an.

"Ein Bote hat uns kontaktiert. In einem Monat sind sie hier. Sie wollen verhandeln, damit du sicher nach Hause kommst."

"Nur wird das nie geschehen. Weil du meine Familie und mich umbringen wirst, habe ich Recht?"

"Ich würde dir nie etwas tun, Niara. Jetzt komm mit mir mit und iss etwas."

Niara schluckte. Er hatte nichts davon gesagt, dass er ihre Familie verschont. Sie sah wieder weg und blickte aus dem Fenster: "Ich komme nicht mit dir mit. Würdest du mich nun alleine lassen?"

Ayden seufzte und erfüllte ihren Wunsch. Er musste doch irgendetwas tun. Ihr zeigen, wie viel sie ihm bedeutete. Aber leider war sie genauso stur, wie er selbst. Aber eine Lösung gab es.

Niara wachte am nächsten Tag mit schmerzenden Gelenken auf. Sie hatte sehr schlecht geschlafen. Sie wusste, dass ihre Familie bald ankommen wird. Nur würden sie den nächsten Tag nicht mehr überleben.

Niara streckte sich und spürte plötzlich etwas hartes. Sie setzte sich auf und nahm das dünne Buch in ihre Hand.

Legende des Eises

Sie hatte dieses Buch noch nie in der Bibliothek gesehen. Es war ziemlich alt und die Blätter waren schon abgefranzt.

Ein Brief steckte zwischen den Seiten und sie öffnete ihn vorsichtig.

«Ich habe ständig vor Augen, wie bestürzt du mich angesehen hast, als ich dir gegenüber laut geworden bin. Ich bereue es jede einzelne Sekunde. Natürlich hatte ich kurz Hoffnung, dass meine Mutter eventuell doch lebte. Doch nicht mit diesen Bedingungen.
Niara, ich kann nicht zulassen, dass dir etwas geschieht. Du darfst dein Leben nicht für jemand anderen aufs Spiel setzen. Wenn du mich dafür hasst, dann ist es wohl das Beste.  Nur versprich mir eins. Pass auf dich auf.
Es tut mir leid. -A.»

Feuer & Eis (Ayden & Niara)Where stories live. Discover now