Firay - Schicksal

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Eine Gänsehaut durchzog Niaras Körper. Ihr fehlten die Worte, weshalb sie nicht weiter danach fragte. Ayden schien sich bei diesem Thema nicht wohlzufühlen.

"Danke, dass du mich hierher gebracht hast."

Ayden schenkte ihr ein gequältes Lächeln.

"Niemand außer meiner Mutter und ich kennen diesen Ort, deshalb sage bitte niemanden etwas davon. Das ist das einzige, was ich von meiner Mutter habe. Wenn jemand davon erfährt, würde man den Bach direkt austrocknen."

Niara legte ihre Hand auf Aydens Wange. Ayden vertraute ihr so etwas wertvolles an.

"Ich verspreche es dir."

Schweigend sahen sie sich an, bis Niara sich schließlich von Ayden löste.

"Bist du oft hier?"

"Es ist das erste Mal ohne meine Mutter."

"Es tut mir leid. Ich weiß nicht, wie ich das Geschehene wieder gutmachen kann."

"Es ist nun passiert und du kannst nichts dafür, Niara."

Niara widmete sich wieder dem wunderschönen Ausblick zu.

"Wenn ich das hier sehe, wünschte ich dass es keine Königreiche gibt. Dass alles ein Reich ist. Es würde so viele Probleme lösen. Die Dürre in Firay. Die Essensknappheit in Aquelda."

Ayden wendete seinen Blick kein einziges Mal von der schönen Wasserfee ab. Diese Gedanken hatte er jedes Mal, wenn er mit seiner Mutter hier war. Keine Feindschaft zwischen den Königreichen. Lediglich Frieden.

...

Niara grübelte die ganze Nacht in ihrem Bett. Ayden so traurig zu sehen, schmerzte fürchterlich. Der Verlust seiner Mutter beschäftigte ihn mehr, als er bis jetzt gezeigt hatte. Ayden hatte ihr etwas wundervolles gezeigt und sie wollte, dass es die ganze Menschheit sieht.

Also schnappte sie sich einen Zettel und eine Feder und begann einen Brief zu verfassen. Als sie damit fertig war, faltete sie diesen und legte ihn auf ihrem Bett.

Sie schlich sich hinaus und hoffte, dass sie niemand erwischte. Tapsend machte sie sich auf dem Weg zur Ruhestätte der Königin. Sie war immer noch von der Eisschicht bedeckt. Sie empfand Kälte, weil sie keinen Eiskern hatte. Das Eisherz zu entfernen, würde sie langsam selbst töten. Doch sie musste es tun. Für Ayden. Niara wollte, dass er wieder glücklich war. Sie wollte, dass er mit seiner Mutter vereint war.

Ayden hatte ihr so viel gegeben, ihr so viel gezeigt. Doch dies war nicht der einzige Grund, weshalb sie ihr Leben opferte. Niara musste feststellen, dass sie den feurischen Prinzen liebte. Ja, sie hatte sich in ihn verliebt. Sie wusste nicht genau, wann. Doch ihr Herz zerbrach, als sie von seinen Heiratsplänen mit einer anderen Frau hörte. Ayden würde ihr niemals gehören. Er würde sie niemals lieben. Doch ihr Tod sollte nicht umsonst sein.

Sie umschlang das Eisherz mit ihren Händen und setzte ihre ganze Magie frei. Das Eisherz verdampfte langsam. Je mehr es verschwand, desto mehr Schmerz spürte sie in ihrer Brust. Ihre Fingerspitzen wurden bläulich, die Farbe durchzog bald ihren gesamten Körper.

Sie konnte kaum atmen, als die Eisschicht nun komplett verschwand. Als die Königin ihre Augen aufschlug, schlossen sich Niaras und sie fiel zu Boden.

Amancaya blinzelte mehrmals, setzte sich auf und realisierte erst gar nicht, was passiert war. Ihr Blick fiel auf eine leblose Gestalt, mit silberfarbenem Haar. Eine Aquna?

Schnell stand sie auf und hielt sich an der Kante fest. Ihre Beine waren wackelig und sie beugte sich zu dem jungen Mädchen hin. Sie war eiskalt. Noch nie hatte sie so eine eisige Kälte erlebt. Nicht einmal, als sie selbst damals in Aquelda war.

"Wachen!", schrie sie und wusste, dass sie jemand hören würde. Keine Minute verging, als plötzlich drei Soldaten hinein stürmten und die Königin ansahen, als wäre sie ein Geist.

"Bringt das Mädchen unverzüglich in den südöstlichen Flügel. Ins Sonnengemach."

Die Soldaten stellten keine weiteren Fragen und hoben die leblose Gestalt auf. Mit wackeligen Beinen ging sie schnellstmöglichst ins Arbeitszimmer, denn sie wusste, dass ihr Mann und ihr Sohn jede Nacht Strategien besprachen.

Als sie die Tür aufmachte, blickten beide sie unglaubwürdig an.

"Mutter...!", sagte ihr Sohn und schloss sie in ihre Arme.

"Wie...", begann er den Satz und hörte direkt auf. Ayden löste sich von seiner Mutter und blickte sie blass an.

"Wo ist sie?"

"Im Sonnengemach."

Ayden küsste die Stirn seiner Mutter und rannte zu Niara.

Feuer & Eis (Ayden & Niara)Where stories live. Discover now