Ventora - Erschreckendes Erwachen

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Niara hörte ein fremdes Geräusch und wurde dadurch wach. Sie wollte sich ihre Augen reiben, doch dazu kam sie nicht. Schnell setzte sie sich auf und zog an den Fesseln.

Sie lag auf dem harten Boden, in einem Zelt und ihre Hände waren zusammengebunden.

"Hey! Was soll das?", rief sie in der Hoffnung, dass sie jemand hörte.

Wenige Sekunden später, schob sich der Vorhang zur Seite und eine Gestalt betrat das Zelt. Er trug eine schwarze Uniform und war ziemlich groß. Ayden war schon groß, doch dieser Kerl überragte ihn.

"Schon wach?"

"Wer seid Ihr?", fragte Niara verärgert.

"Ich bin Kommandant Edmund, der firayischen Armee."

Jetzt erinnerte sie sich erst, was geschehen ist. Sie müsste doch tot sein? Ayden. Ayden!

"Wo ist er? Wie geht es ihm?", fragte sie laut.

"Nun, dein kleiner Ermordungsversuch hat nicht funktioniert. Er lebt zu deinem Leidwesen."

Niara stieß erleichtert ein Seufzen aus, als sie hörte, dass er am Leben war. Doch weshalb verdächtigte man sie?

"Ich wollte ihn nicht töten! Ich habe ihn beschützen wollen!"

"Ach ja? Vor wem denn?"

"Vor den Bestien! Es wollte ihn töten."

"Da waren keine Bestien."

Wie war das möglich? Vor allem, wieso lebte sie überhaupt noch?

"Ich möchte zu ihm."

"Das geht nicht."

"Dann nehmt mir die Fesseln ab. Er hatte mich nie gefesselt. Wofür soll das gut sein? Ich verwende meine Kräfte nicht."

"Ich handle nach Prinz Aydens Anweisungen."

"Seine Anweisungen? Er...er hat das angeordnet?", fragte sie gekränkt und deutete auf die Fesseln.

"Ich weiß zwar nicht, in welcher Fantasie du lebst. Du bist unsere Gefangene. Wir werden dich auch so behandeln."

"Ayden hat mir versprochen, dass mir nichts geschieht."

Kommandant Edmund runzelte die Stirn. Weshalb nannte sie ihm beim Vornamen? Dazu hatte sie kein Recht.

"Unser Plan läuft genauso, wie wir es haben möchten. Du bist jetzt eine Gefangene der Firay. Sobald du in unserem Königreich bist, dann werden wir deine Leute benachrichtigen, dass wir dich gefangen genommen haben. Anschließend werden deine Gefolgsleute versuchen dich zu retten und somit in ihr Verderben stürzen. Du bist unser Lockvogel und sobald sie unseren Grund betreten haben, wird Prinz Ayden mit der Macht der Sonne jedes Leben auslöschen."

Niara konnte es nicht fassen. Ayden hatte sie angelogen? Er wollte gar nicht verhandeln? Er wollte ihre Familie, ihr Volk und sie töten? Obwohl sie ihr Leben für ihn geopfert hätte?

Edmund zog Niara an ihren Haaren und brachte sie so dazu, aufzustehen. Er führte sie nach draußen, wo eine ganze Armee sie feindselig anblickte. Mit Gewalt schubste er sie in eine der Kutschen und stoß dabei ihren Kopf an.

"In drei Tagen sind wir in Firay. Genieß deine letzten Tage."

Ayden wachte mit Schmerzen an seinem ganzen Körper auf. Er erinnerte sich, dass er ein Biserk getötet hatte und der andere ihn dabei schwer verwundet hatte. Schnell stand er auf und blickte um sich.

"Sie müssen liegen bleiben, Eure Hoheit."

Ayden bemerkte, dass er in einer Kutsche lag und um seinen Bauch ein Verband gewickelt war. Seine Heilerin - Liora - lächelte ihn an.

"Was ist passiert?"

"Wir haben Euch schwer verwundet im Wald gefunden."

Niara, schoss es ihm durch den Kopf.

"Ich muss zurück."

Er konnte sie nicht allein im Wald zurücklassen. Außerdem brauchte er ihre Nähe.

Liora blickte finster rein.

"Prinz Ayden, wir sind bereits seit einem Tag unterwegs. Keine Sorge, wir haben die Verräterin gefangen genommen."

"Was? Von wem redest du?"

"Natürlich über den Feind. Das junge Mädchen. Sie hatte versucht Euch zu töten."

Aydens Augen wurden groß. Er konnte es nicht glauben. Er wollte es nicht.

"Was?"

"Wir haben Euch im Wald gefunden. Ihr wart - wie schon erwähnt - schwer verwundet. Das Mädchen lag auf Euch drauf. Sie selbst war auch bewusstlos gewesen, wer weiß viel Kraft sie verwendet hatte, um Euch so zu verletzen."

"Sie war bei mir?", erkundigte sich Ayden.

Das konnte nicht sein. Er hatte sie weggeschickt. Zu ihrer eigenen Sicherheit. Weshalb war sie zu ihm zurückgekehrt? Weshalb lag sie auf ihm drauf? Außerdem war ein Biserk noch am Leben gewesen, als er bewusstlos geworden war.

Bedeutete das etwa, dass sie seinetwegen zurückgekommen war? Dass sie ihn beschützt hatte und ihr Leben für ihn riskiert hatte? Sie könnte dadurch ein Schild erschaffen haben, der sie geschwächt hatte. Das war ihm schließlich als kleiner Junge schon oft in gefährlichen Situationen passiert.

"Haltet sofort an und bringt mich zu ihr!", forderte Ayden an.

"Eure Hoheit...Ihr müsst liegen bleiben."

Ayden ignorierte die Schmerzen und klopfte an die Tür. Wenig später waren alle stehen geblieben und er stieg schnell von der Kutsche aus. Eine weitere war am Ende der Armee und schnell steuerte er auf diese zu.

"Niara!", sagte Ayden und öffnete die Tür. Wütend ballte er die Fäuste, als er sie sah. Sie war an den Händen gefesselt, war von oben und unten verdreckt und man hatte ihr nicht einmal neue Kleidung gegeben.

Er beugte sich vor und entfernte die Fesseln, nahm ihre Hand und half ihr aus der Kutsche. Niara funkelte ihn wütend an und entzog sich seinem Griff.

"Fass mich nicht an!", fauchte sie.

"Bist du verletzt?"

"Das geht dich nichts an!"

Ayden wusste nicht, weshalb sie so reagierte. Nun, man hatte sie nicht besonders gut behandelt, aber dafür würde er sich noch kümmern.

Er widmete sich Edmund zu.

"Was soll das?"

"Eure Hoheit. Unsere Aufgabe besteht darin die Gefangene nach Firay zu bringen. Wir haben nichts falsches gemacht."

"Haltet an einem Bach an und sorgt dafür, dass Prinzessin Niara neue Kleidung bekommt."

"Ich brauche Eure Hilfe nicht!", sagte Niara wütend.

Ayden schickte die Wachen weg, die in der Nähe standen.

"Was ist los? Ist etwas passiert?", fragte er ruhig.

"Du hast mich angelogen. Von Anfang an und ich habe dir vertraut. Verdammt, ich habe dir sogar geholfen."

"Wovon redest du?"

"Also ist es eine Lüge, dass ich dein Lockvogel bin? Dass du mich dazu benutzt, dass meine Familie nach Firay kommt und die Sonne dazu benutzt, uns alle auszulöschen? Als Rache für deine Mutter?"

Ayden wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Natürlich. Dies war sein Plan gewesen. Er wollte sie alle töten. Doch nie hätte er im Leben daran gedacht, dass er den Feind mochte.

Feuer & Eis (Ayden & Niara)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt