Firay - Legende des Eis

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Niara hielt den Brief von Ayden noch einige Minuten fest. Ständig las sie die Zeilen erneut. Er wollte nicht, dass ihr etwas geschieht. Aber weshalb? Ihr konnte doch nichts passieren.

Sie legte den Brief weg und schlug das Buch auf. Seite für Seite las sie sich alles durch. Eine Stelle weckte ihr Interesse besonders.

«Eine Aquna - anders als jeder in ihrem Volk. Sie besitzt keinen Eiskern und kann daher niemanden hassen oder verachten. Tief in ihrem Herzen, weiß sie es.»

Niara legte das Buch weg und grübelte. Deutete Ayden etwa an, dass sie diese Aquna war? Doch dies war nur eine Legende...oder etwa nicht?

Niara schloss die Augen und überlegte. Ayden war ihr Feind und doch hasste sie ihn nicht. Aber das lag lediglich daran, dass er fürsorglich und zuvorkommend zu ihr gewesen ist.

Sie dachte weiter nach und stellte entsetzt fest, dass sie niemanden von Firay verachtete. Selbst Aydens Eltern nicht. Konnte das wirklich sein? Lag es daran, dass sie keinen Eiskern hatte?

Sie schlug die Bettdecke zur Seite und stürmte lediglich mit ihrem kurzen Nachtgewand hinaus. Sie musste mit Ayden sprechen. Auf der Stelle. Niara blieb vor der offenen Tür stehen. Sie hörte Stimmen. Ayden und der König sprachen miteinander. Niemand bewachte sie, also beschloss sie zu lauschen.

"Sie ist wirklich schön und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie eine hervorragende Königin sein wird. Es wäre besser, wenn wir mit der offiziellen Ankündigung für eure Verlobung warten. Nun, bis die Sache mit Aquelda geklärt ist."

"Du hast Recht. Als meine Verlobte wäre sie jetzt in Gefahr. Wenigstens ist sie jetzt im Schloss. So weiß ich, dass ihr nichts geschehen wird."

Ayden seufzte und sagte verzweifelt: "Die Hochzeit mit Leya ist für das Königreich das Beste."

Niara wollte kein weiteres Wort hören und rannte davon. Ihre Tränen trübten ihre Sicht und sie bemerkte nicht einmal, dass geradewegs in jemanden hineinrannte. Beide stürzten zu Boden und man hörte nur ein Gekreische: "Was sollte das eben? Haben Sie keine Augen im Kopf?"

Zwei kräftige Arme schlangen sich um Niaras zarten Körper und brachten sie wieder auf ihre Füße. Auch der rothaarigen Schönheit hatte man aufgeholfen.

"Hast du dich verletzt?", hörte sie die besorgte Stimme flüstern.

Sie entfernte sich erschrocken von Ayden und starrte ihn feindselig an. Sein Blick wanderte auf ihr knappes Kleid. Er schluckte.

"Prinz Ayden?", unterbrach die Frauenstimme den Anstarrwettberwerb.

Ayden widmete sich der feuerroten Dame und verbeugte sich: "Lady Leya. Es freut mich, dass Sie nun hier sind. Ich hoffe, Ihre Reise war angenehm."

Niaras Brustkorb schnürte sich zu und sie bekam kaum Luft. Leya? Verlobte? War sie die Frau, die Ayden heiraten würde?

"Nun, die Reise war sehr angenehm. Nur meine Ankunft..."

Leyas zorniger Blick fiel auf die halbnackte Prinzessin.

"Wer ist das? Weshalb läuft sie hier so rum? Versucht sie etwa die Adeligen zu bezirzen?" Ihre Stimme klang abfällig und hochnässig.

Ayden ballte seine Hände zu Fäusten und erwiderte bissig.

"Lady Leya. Das ist Prinzessin Niara Icy Enya. Eisprinzessin und Thronerbin von Aquelda, Prinzessin des Mondes."

Leya blinzelte mehrmals.

"Wie bitte? Ihr bringt den Feind hierher?"

"Selbst wenn sie der Feind wäre, Milady. Sie steht trotzdem in einer höheren Position als Ihr es tut. Deshalb will ich künftig keine herablassenden Wörter ihr gegenüber mehr hören. Wenn Ihr mich entschuldigen würdet. Ich begleite Prinzessin Niara zurück in ihr Gemach."

Ohne die Worte von eben richtig realisiert zu haben, zog Ayden Niara auch schon am Arm weg. Er sprach kein Wort und ignorierte die Proteste der schönen Frau. Erst als beide zurück in ihrem Gemach waren und Ayden die Tür hinter sich schloss, blickte er sie wütend an.

"Was sollte das?"

Niara schaubte verächtlich: "Oh tut mir leid, dass ich in deine Ver...dass ich...mein Gemach verlassen hatte und deinen Gast wütend gemacht habe."

"Darum geht es doch nicht. Verdammt nochmal Niara! Wie kannst du so bekleidet einfach rausgehen? Du hast Glück, dass dich niemand so gesehen hat. Außer der Leibwache von Leya, dem ich dafür am liebsten die Augen auskratzen würde."

"Wieso? Was stört es dich?", neckte Niara.

"Wenn du allein wärst...wie soll ich sagen...Männer sind unberechenbar."

"Ich kann selbst auf mich aufpassen. Ein Fired macht mir keine Angst."

"Aber mir. Ich weiß nicht, was sie tun, wenn du allein bist. Erst Recht, wenn du so bekleidet bist."

Feuer & Eis (Ayden & Niara)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt