| 34 | 𝐌𝐢𝐥𝐞𝐬

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Der nächste Morgen startete für mich äußerst schmerzhaft. Kopf -und Oberkörperschmerzen ließen mich wehleidig das Gesicht verziehen und ich brauchte einige Minuten um mich zu sammeln. Die Nacht war kurz, sehr kurz. Es war recht früh und ein Gähnen zeigte mir, dass ich kaum geschlafen hatte.

Ein Blick durch mein altes Zimmer brachte mir die schrecklichen Erinnerungen zurück.

Das konnte doch alles nicht wahr sein. Hatte ich den Verstand verloren?! Fassungslos fuhr ich mir durch meine verknoteten Locken. Wie kam ich bitte dazu mit Kian ein Rennen zu fahren? Und Jackson damit indirekt einen Gewinn zu versprechen? Wie erbärmlich war anschließend meine Leistung bei der Tankstelle und wie um alles in der Welt hatte ich mir vorgestellt, dass ich das meinem Onkel erklären könnte?!

Mit großen Augen und beschleunigter Atmung stand ich auf und eilte ins Bad, wodurch mir für einen Augenblick schwindelig wurde.

Ich sollte schnellstmöglich verschwinden. Wie sollte ein Gespräch denn aussehen? Dachte ich allen Ernstes, dass er zu mir halten würde? Das hatte er damals auch nicht. Er würde sich immer ans Gesetz halten, er war ein Cop. Und das bedeutete, dass ich ihm nicht vertrauen konnte! Als er das letzte Mal einen Einblick in mein Leben erhalten hatte, saß ich später auf der Straße. Wo als nächstes? Im Gefängnis? Bitter lachte ich auf, garantiert-

„Miles, du bist schon wach?"

Erschrocken zuckte ich zusammen und sah meinen Onkel überrascht an, der sich gerade die Zähne putzte. Sprachlos, mit zerzausten Haaren und einem verunstaltetem Gesicht stand ich ihm gegenüber, während ihm die Sabber hinablief.

„Ähm, Ja?", krächzte ich und räusperte mich einmal.

Sofort zog er die Augenbrauen hoch. „War das eine Frage oder eine Feststellung?", lachte er. „Alles okay? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen." Ein künstliches Lachen entkam mir und ohne ihn weiter anzusehen, machte ich mich neben ihm fertig. „Wollen wir gleich beim Frühstück reden?"

Unwohl erstarrte ich, begegnete seinem Blick durch den Spiegel. „Naja-"

„Na schön", unterbrach er mich und spülte sich den Mund aus. „Ich kann mir vorstellen, dass das für dich nicht einfach ist. Und ich bin mir auch sicher, dass du schon wieder den Gedanken der Flucht hattest, aber glaub mir... Es wäre für dich nur von Vorteil." Sanft sah er mich an. „Wer auch immer hinter dir her ist, ich kann dir helfen."

Ich zog meine Augenbrauen zusammen. „Aber auf eine Art, die mir nicht gefallen wird."

„Davon gehe ich aus." Seufzend trocknete er sich die Hände ab und klopfte mir auf die Schulter. „Komm runter, wenn du fertig bist. Alles andere können wir ja gemeinsam noch klären. Aber lass dir eins gesagt sein... Ich halte zu dir, du bist mein Neffe und... deinen Rauswurf damals bereue ich zutiefst, aber du musst auch mich verstehen. Ich könnte meinen Job verlieren, wenn ich mich in die Sache privat einmische." Damit verließ er das Bad.

Jammernd und immer noch müde ließ ich mich wie letzte Nacht auf den Badewannenrand sinken. Das war doch alles scheiße. Nur konnte ich an der Sache jetzt nichts mehr ändern. Also lief ich runter.

Die Kaffeemaschine blubberte bereits, die Sonne schien warm durch die Küchenfenster und als ich meinem Onkel beim Decken des Tisches half, fühlte es sich mehr als heimisch an. Irgendwie friedlich. Und sorglos. Dennoch ließ ich mich nervös auf einen der Stühle fallen und füllte meine Schüssel mit Cornflakes und Milch. Die besorgten Augen meines Onkel musterten mich dabei, er wollte mir Zeit lassen.

„Ich... weiß nicht wie ich anfangen soll", murrte ich irgendwann.

Sanft erhellte sich sein Gesicht und ruhig schloss er seine Hände um die heiße Kaffeetasse, wirkte somit als wäre er ein nerviger Psychologe. „Du bist einer Gang beigetreten", fing er an, doch ich bemerkte den gepressten Unterton in seiner Stimme. Vollends verziehen hatte er mir noch nicht, das war klar.

RIDERS ~ Lost MemoriesWhere stories live. Discover now