| 42 | 𝐌𝐢𝐥𝐞𝐬

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Jackson hatte was?! Ungläubig konnte ich meinen Blick nicht von ihm nehmen. Wieso hatte er darüber nicht mit mir gesprochen, mich in sein Vorhaben eingeweiht? Ich war sein Beta, Stellvertreter, Freund -das glaubte ich zumindest- und sollte in jede wichtige Entscheidung mit einbezogen werden. Außerdem war das mein Onkel über den wir hier sprachen.

Doch offensichtlich hatte Jackson dies ganz allein entschieden. Ryan, der noch immer Alec festhielt, bekam große Augen. „Wolltest du darüber nicht erst mit uns sprechen?"

„Ich wollte euch eher darüber informieren, wie es jetzt weitergeht."

„Ja, weil wir gar kein Mitspracherecht mehr haben." Ryans Mundwinkel verzogen sich zu einem schiefen Grinsen und vorsichtig ließ er Alec los, der die Szene mit überforderter Miene beobachtete. „Du wolltest unseren Rat nicht, sondern willst nur das Ergebnis deiner Sturheit und deines Egoismus präsentieren. Um uns geht es dir gar nicht, sondern nur um deine Rache gegenüber der anderen Gang und die Sicherung der Grenzen. Dabei siehst du aber nicht das große Ganze."

„Und was soll das sein?", wollte Jackson wissen und anhand dessen wie er das Kinn hob, wusste ich genau, dass er sich angegriffen fühlte.

Beinahe schon verächtlich verzog Ryan das Gesicht. „Unsere Sicherheit. Unser Zusammenhalt. Das Vertrauen, welches wir in uns haben! Nicht in irgendeinen Cop. Vergiss nicht, dass er Miles damals rausgeschmissen hat, seinen eigenen Neffen! Was wird er da wohl mit uns machen, wenn er uns nicht mehr braucht, hm?"

„Du hast doch nur Angst, dass du für vergangene Sünden, doch noch büßen könntest."

Ryan schüttelte den Kopf. „Lenk nicht ab. Du hast über unsere Köpfe hinweg entschieden-"

„Ich bin euer Anführer", unterbrach Jackson ihn. „Das ist nun mal meine Aufgabe. Diese Leute sind bereit Gewalt anzuwenden, um das zu bekommen was sie wollen. Sie haben mich um mein Geld betrogen und damit werden sie nicht einfach durchkommen."

„Ach darum geht es hier", meinte Ryan und beim Klang seiner schneidenden Stimme wurde mir augenblicklich kalt. „Du bist mal wieder bereit alles zu riskieren, um deine Rache zu bekommen und das Alles nur wegen Geld?!" Drohend machte er einige Schritte auf Jackson zu. „Wie ist es denn das letzte Mal so gelaufen? Soweit ich mich erinnern kann, wurdest du bei solch einer Aktion von den Serpens zusammengeschlagen und das Ergebnis waren viele tote Mitglieder, schlaflose Nächte und ein Beta, der verbannt wurde, weil er nur das Richtige tun wollte!"

„Ryan, das reicht!", wies Matt ihn an. Bestimmend fasste er seinen besten Freund bei der Schulter und suchte Augenkontakt.

Doch Jackson hob die Hand. Sein Blick kalt und herausfordernd. „Lass ihn ruhig. Ich denke die letzten Monate wurde zu viel totgeschwiegen. Wenn er was auf dem Herzen hat, soll er es sagen." Herausfordernd suchte er Ryan's Blick. „Sag schon." Matt schüttelte sachte den Kopf.

Doch Ryan schnaubte nur und kam Jackson noch näher. Stellte sich so nah an ihn heran, dass sich beinahe ihre Nasen berührten. „Gut, wenn du es genau wissen willst, ich finde Neros Verbannung war ein Fehler. Ein großer. Und ich hasse dich dafür, dass du ihn einfach rausgeworfen hast. Ohne finanzielle Unterstützung oder sonst irgendwas! Hast ihn fortgejagt wie einen Hund!", schrie er ihn nun an. „Wie konntest du nur?! Und jetzt stehst du wieder hier. Hier vor uns und triffst Entscheidungen, die uns wieder in den Abgrund reißen, wegen einer Vermutung, dass eine neue Gang hier wäre? Ist das dein Ernst?"

Jackson's Blick wurde eisiger und distanziert. „Du vergisst, was er getan hat. Über Monate hat er uns angelogen, mich angelogen!"

„Er war dein Bruder", wurde er von Ryan unterbrochen, dessen Stimme irgendwie brüchig klang. „Und mein Freund. Er wollte doch nur das Richtige."

„Ach ja?" Der Schwarzhaarige wirkte leidend und der Anblick unserer beiden Kameraden, wie sie sich gegenüber standen und das böse Blut zwischen ihnen unverkennbar floss, engte meine Brust ein und sorgte für eine stechende Kälter, die sich durch meinen ganzen Körper zog. „Keiner kann garantieren, welche Motive er hatte. Nach der Aufdeckung seiner Taten, hätte er doch alles behaupten können. Vielleicht hat Zayn ihn nie erpresst-"

„Glaubst du Das wirklich?", stieß Ryan aus, sein Gesichtsausdruck so verzogen, als würde er jeden Moment auf Jackson losgehen. „Das traust du ihm zu?" Er atmete einmal tief durch. „Weißt du was, verreck doch einfach", knurrte er nur und wandte sich dann ab. Stieß beim Gehen Jackson mit der Schulter an.

„Ryan!", rief Matt ihn zurück, doch sein Bro blieb nicht stehen. Fassungslos sah ich zu Jackson, doch der ignorierte Ryan's Abgang einfach und wich meinem Blick gekonnt aus. „Was sollte Das?", ging nun auch Matt ihn an.

Jackson zuckte mit den Schultern. „Es wurde langsam Zeit, dass gewisse Dinge angesprochen wurden." Müde sah er Matt an. „Und ich bin mir ziemlich sicher, dass da noch mehr ist, hm?"

„Wie meinst du das?"

„Jetzt tu nicht so", seufzte der Anführer. „Ich weiß, dass es dir zu viel wird. Keine Ahnung, warum so plötzlich, aber ich bemerke, wenn es jemanden aus unseren Reihen nicht gut geht. Und du verhältst dich seit einigen Tagen so als würdest du am liebsten allem hier den Rücken kehren."

Plötzlich war es still im Raum. Die Spannung war zum Greifen nah und trotz der grellen Sonne vor den Toren der Halle wurde es mir mit jeder Sekunde kälter. Die Richtung des Gesprächs gefiel mir gar nicht. Alec und Damien sagten ebenfalls kein Wort mehr. Alecs anfängliche Wut war wie weggeblasen und zurück blieb nur pure Fassungslosigkeit. Mein Gewicht verlagerte ich auf mein anderes Bein und die Stille im Raum tat mir fürchterlich in den Ohren weh.

„Wie du schon sagtest, es waren schwere Zeiten", räusperte Matt sich schließlich, ohne uns anzusehen, und folgte Ryan nach draußen.

„Wo willst du hin?"

„Ich spreche mit Ryan", kam es tonlos zurück und als Matt hinter der Ecke verschwunden war, spürte ich Angst in mir aufkeimen. Es fühlte sich wie Abschied an, auch wenn es keiner war.

Eine Weile noch schwiegen wir uns an. Zu gerne wüsste ich, was in Jackson's Kopf vor sich ging, doch sein Blick blieb unerklärlich. Schnell versuchte ich die negativen Gefühle abzuschütteln und fragte in die Runde, „Also, was jetzt?"

„Wir gehen heim", brummte Jackson matt. „Ich hab alles gesagt."

Unzufrieden nickte ich und folgte den anderen zögerlich nach draußen. Jackson's Anblick tat mir in der Seele weh. Ebenso der Umgangston und die Tatsache, dass die damaligen Ereignisse wohl Wunden hinterlassen hatten, die noch nicht heilen konnten. Und jetzt kam eben manches davon an die Oberfläche. Ein Zeichen dafür, dass meine Probleme das Fass wohl zum Überlaufen bringen würden. Jackson brauchte jetzt jemanden an seiner Seite. Einen Beta, dem er vertrauen konnte. Und genau deshalb zückte ich schnell mein Handy.

Miles: (10:03)
Wir sollten reden.
Können wir uns treffen? Bitte?

RIDERS ~ Lost MemoriesWhere stories live. Discover now