| 36 | 𝐌𝐢𝐥𝐞𝐬

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„Was soll ich da noch erklären? Es ist halt nicht so gelaufen wie geplant." Abschätzig schob ich die Unterlippe leicht nach vorn und lehnte mich in meinem Stuhl zurück, versuchte Haltung zu wahren.

Jackson fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Was es da noch zu erklären gibt?!" Entrüstet richtete er sich auf. „Zum ersten Mal seit Ewigkeiten fahren wir wieder Rennen und das Erste, was passieren muss, ist, dass du verschwindest, kein Mensch weiß wo du bist oder was passiert ist und zu allem Übel sitzen wir jetzt bei einem Bullen zu Hause und versuchen Licht ins Dunkle zu bringen!", knurrte er und erntete einen beleidigten Blick meines Onkels.

„Wir kannten den Typ nicht gegen den ich gefahren bin. Ich wusste worauf ich mich da einlasse und, dass die Rennen nicht immer fair sind, ist doch schon lange klar", versuchte ich ihn zu besänftigen.

„Ihr fahrt wieder Straßenrennen?", stieß mein Onkel überrascht aus und synchron verdrehten wir die Augen.

„Offensichtlich." Jacksons wütender Blick galt wieder mir. „Mehr Infos, Miles!"

Unwohl knetete ich unter dem Tisch meine Hände. „Ich weiß seinen Namen nicht, aber..." Krampfhaft suchte ich nach einer Lösung. „Wir sind vom Weg abgekommen... wollten nicht, dass der Organisator seinen Anteil bekommt und das lieber unter uns klären. Ihm steht das Geld nicht zu."

„Und deswegen gehst du so ein Risiko ein?", fragte Jackson verständnislos.

Beschämt nickte ich. Spürte die Hitze in meinem Gesicht und die Schwere der Lüge in meinem Brustkorb. „Im Vergleich zu dem, was wir damals gemacht haben, war das ein Witz", murmelte ich leise. „Wir brauchen das Geld und drei Tausend sind nicht viel in unserer Lage. Da können wir uns keine Abzüge mehr leisten. Ich hab nicht nachgedacht."

„In der Tat", stimmten sowohl Jackson als auch mein Onkel zu und sahen sich anschließend feindlich an.

Ich unterdrückte ein Grinsen. „Schön, dass ihr euch so gut versteht."

„Gut verstehen?" Jackson lachte laut los und klatschte meinem Onkel auf den Rücken, der leicht gedreht neben ihm saß und angewidert die Schultern hochzog. „Oh man, kann es noch besser werden? Ich telefoniere die ganze Nacht alle möglichen Leute ab, Matt durchforstet sämtliche Krankenhäuser und Praxen, weil wir dich schon für tot oder verhaftet halten, und jetzt sitze ich hier und höre mir die ganze Scheiße an, während ein Cop, den ich beinahe erschossen hätte, neben mir sitzt und Kaffee trinkt."

„Ironie des Schicksals, hm?", brummte mein Onkel genervt und rutschte etwas weg. Umklammerte seine Waffe wieder und nahm eine gewisse Schutzhaltung an.

Mein Anführer lachte. „Keine Sorge, ich tu ihnen nichts. Es ist nur gerade ziemlich amüsant, wie alles kommen kann."

„Wenn, dann tu ich dir nichts!", fauchte mein Onkel zurück. „Hätte ich noch einen kleinen Rest Verstand, dann sollte ich euch beide schnellstens verhaften und die ganze Szene erneut auffliegen lassen, immerhin gefährdet ihr sämtliche Verkehrsteilnehmer!"

Jacksons Mundwinkel waren noch immer schelmisch verzogen, doch schnell wurde er wieder ernst. „Ihr wolltet also die Übergabe des Gewinns unter euch klären... Wie denn, wenn ihr gar nicht erst beim Ziel ankommt?"

„Wir waren beim Plaza, sind aber weitergefahren und haben uns die Tanksteller als ruhigen Ort gesucht."

„Was ja nicht so geklappt hat", meinte er vorwurfsvoll. „Wer hat denn gewonnen?"

Empört verzog ich das Gesicht. „Das fragst du noch?" Seufzend verschränkte ich die Arme und hoffte verzweifelt, dass meine Lügen nicht aufflogen. Ignorierte dabei den besorgten Blick meines Onkels, der alles durchschaute und sich vergebens an einer neutralen Miene versuchte. „Er hat mich verarscht, was ich mir hätte denken können, wollte den Gewinn nicht zahlen und als ich das nicht akzeptiert hab, sind seine Kumpels aufgetaucht und haben... mich zurechtgewiesen."

RIDERS ~ Lost MemoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt