Kapitel 17

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Song: Heads will roll - yeah yeah yeahs

Leas Sicht

Wir verpassen uns gegenseitig eine Maniküre und Pediküre und schauen währenddessen 'Das Leben des Brian'.

Als wir dann langsam Hunger bekommen, ich hatte immerhin kein Frühstück, tigern wir in die Küche wo mein Vater gerade dabei ist Schnitzel zu braten. Es duftet verführerisch und Katina und ich langen ordentlich zu. Ingrid isst nicht mit uns, sie hält im Moment eine Saft-Diät ab (+ Kaffee und Wein) und schlürft neben uns genervt ihren Avokado-Banane-Smoothie und schielt immer wieder heimlich auf unser köstliches Essen.

Mittlerweile ist es 3 Uhr und nach dem Essen ziehen Katina und ich uns einen weiteren Film rein und suchen für Katina das passende Kleid. Sie entscheidet sich für ein pinkes mit weißen Akzenten an der Schulter und dazu ebenfalls weiße Schuhe (die, die ich von Ingrid 'ausgeliehen' habe). Accessoires sind bei diesem tollen Kleid nicht nötig, allerdings entscheiden wir uns beide für eine hautfarbene Strumpfhose damit wir bei dem eiskalten Wetter draußen nicht erfrieren.

Zuerst glättet Katina mir meine langen, blonden Haare und danach mache ich ihr mithilfe von meinem neuen Lockenstab große Locken. Katina holt den Schminkkoffer ihrer Mutter (die übrigens Kosmetikerin ist) und packt erstmal die ganzen Lidschattenpaletten heraus.

Gegen 9 und etwa 3 Filmen und gefühlten 10 Tafeln Schokolade später (von denen Katina das meiste gegessen hat; ich rühre Schokolade kaum noch an) sind wir endlich fertig. Und ich will ja nicht prahlen, aber wir sehen einfach verdammt heiß aus.

Als wir so die Treppe herunterstöckeln, kommt mein Vater aus dem Wohnzimmer und pfeift. Ich verstehe genervt die Augen - Väter halt. "Wow Prinzessin, du siehst toll aus", sagt er und gibt mir einen Kuss auf die Haare. "Und Sie natürlich auch, Miss Jiménez", fügt er hinzu und verbeugt sich vor Katina, die kichert. "Papa, sei nicht so peinlich!", lache ich und stupse ihn leicht in die Seite.

Danach nehme ich meine Lederjacke von der Garderobe, schnappe meinen Haus- und meinen Motorradschlüssel und packe sie in meine kleine Umhängetasche. Nachdem auch Katina ihre Lederjacke angezogen hat, nehmen wir die Motorradhelme und gehen raus in den Garten. Mein Vater steht winkend in der Tür, als wir auf das Motorrad aufsteigen und ruft uns noch zu: "Spätestens um 11 bist du daheim!" Wir ignorieren das gekonnt und düsen davon.

Kurz vor 10 sind wir bei Dylans riesigem Anwesen angekommen und stellen mein Motorrad zu den anderen Fahrzeugen von den restlichen Gästen. Das Haus ist ähnlich aufgebaut wie das von Nico und bereits der halbe Hof ist vollgestellt mit allen möglichen Fahrzeugen von, teilweise bereits besoffenen, Teenagern.

Wir ziehen die Helme aus, richten unsere Haare und machen einen gegenseitigen Make-up Check. "Komm", grinse ich Katina an, die sehr nervös zu sein scheint und halte ihr meine Hand hin. Sie ergreift sie dankbar und wir gehen gemeinsam zum Eingangstor. Klingeln ist nicht nötig, denn das Tor ist nur angelehnt und als wir es öffnen stößt uns eine riesige Wolke aus Schweiß, Alkohol, Zigaretten und Gras entgegen. "Dann mal rein", schreie ich zu Katina, um die laute Musik übertönen zu können.

Wir treten ein und bereits in er Eingangshalle sind etliche besoffene und tanzende Teenager. Wir schlängeln uns durch die Menschenmassen zum Wohnzimmer durch. Zumindest glaube ich dass es das Wohnzimmer ist, ich war vorher noch nie bei Dylan gewesen und sich hier im Dunkeln zu orientieren macht es noch komplizierter.

"Heeey!", lallt uns auf einmal jemand von der Seite an. Zack und Derek stehen uns gegenüber und vor allem Zack hat anscheinend schon ordentlich gebechert, denn er stützt sich auf Derek ab, der allerdings ebenfalls nicht ganz nüchtern zu sein scheint. Zack hat eine halbleere (oder halbvolle, je nachdem wie mans nimmt) Flasche Wodka in der Hand, von der er nun einen kräftigen Schluck trinkt. "Hey Katina", hickst Derek und mustert sie von oben bis unten. "Siehst toll aus." Verlegen spielt Katina mit ihren Haaren und murmelt: "Danke, du auch." Die wären ein echt süsses Paar.

Zack unterbricht die kleine Flirterei der beiden allerdings sofort wieder, indem er auf Dereks Schuhe kotzt. "Aaaalter", lallt dieser und versucht seine Schuhe an dem Ledersofa abzuschmieren, doch Katina hält ihn im letzten Moment davon ab. "Hey komm, wir gehen das sauber machen", flüstert sie sanft und geht mit ihm zusammen zurück in Richtung Eingangshalle.

"Und du gib mir mal den Alkohol", lache ich und zeige auf die Flasche Wodka von Zack. Widerwillig reicht er sie mir. Ich stelle sie vorsichtig auf einem Schränkchen ab und stütze dann Zack, der kurz davor ist, umzukippen.

"Du siehst übrigens Mega schön aus heute", lallt er mir in mein Ohr während er sein gesamtes Gewicht auf mir ablädt und greift mir an meinen Hintern. "Nein Zack, nein", sage ich bestimmt und klatsche ihm leicht auf die Wange. "Danke, das hab ich gebraucht", grinst er. "Erzähl Nico nix davon, sonst krieg ich noch eine", zwitschert er und seine Alkoholfahne zieht zu mir rüber. "Ich leg dich jetzt auf dich Couch", lache ich und helfe ihm sich hinzulegen. "Danke Süße", schmatzt er und im nächsten Moment höre ich ihn schon schnarchen. Ich verdrehe die Augen. Männer.

Ich will mich auf die Suche nach Nico machen, als mich plötzlich jemand von hinten an der Schulter festhält. "Hey." Ich drehe mich um schaue direkt in das Gesicht von Daniel. Wir hatten uns nach der Sache am ersten Schultag ignoriert und waren uns weitensgehend aus dem Weg gegangen. "Du siehst hübsch aus", fügt er hinzu und mustert mich auffällig. "Danke.", sage ich knapp. Um ehrlich zu sein, habe ich wenig Lust darauf, mich mit ihm zu unterhalten und drehe mich deshalb wieder rum und will weggehen, als er mich am Arm festhält. "Warte." Ich versuche mich loszureißen, doch er ist natürlich stärker als ich und lässt nicht locker. "Lass mich los, Daniel.", sage ich ruhig, doch er ignoriert das. Langsam bekomme ich ein mulmiges Gefühl. "Gibt's ein Problem?", mischt sich da eine weitere Person ein. Danke Dylan, du bist mein Held.

Daniel lässt mich los und sagt, ohne eine Miene zu verziehen: "Nein." Dylan hat die Arme verschränkt und sagt: "Ich glaube doch. Du bist nämlich nicht eingeladen und hast dazu gerade die Freundin meines besten Freundes belästigt." Er kommt einen Schritt näher auf ihn zu und Daniel weicht zurück. "Du verpisst dich jetzt also besser", zischt Dylan Daniel zu, welcher folgt schnell seinem Befehl folgt und in der Menschenmasse verschwindet.

Dylan dreht sich jetzt zu mir um: "Alles okay? Hat er dir irgendwas getan? Wenn ja, dann renn ich ihm hinter her und.." Ich unterbreche ihn an dieser Stelle: "Er hat zum Glück nichts gemacht, aber danke fürs einschreiten." Er lächelt mich an. "Du suchst bestimmt Nico. Komm mit, ich weiß wo er ist."

Wir laufen durch zwei Räume bis wir an einem Raum angekommen sind, der wahrscheinlich eine Sitzecke für ruhige Abende am Kamin gedacht ist, doch jetzt tummeln sich hier mehrere besoffene Personen und im Kamin steht eine Art Alkoholvorrat - was ziemlich gefährlich ist, wenn man bedenkt, wie leicht Alkohol entzündbar ist. Sei kein Spießer. Selbst wenn Dylan die Bude abfackelt, baut sein Vater einfach eine doppelt so große Festung wieder auf.

Ich schaue mich um und sehe wie Nico auf einer der Sofas sitzt und sich mit einem dunkelhaarigen Mädchen unterhält. Naja unterhält ist nett ausgedrückt. Das Mädchen flirtet ganz eindeutig und lacht viel zu sehr über seine Witze. Auf einmal komme ich mir in meinem Kleid mega bescheuert vor. Ich wünsche mir die langweiligen Single-Wochenenden vor der Glotze zurück, wo man wenigstens keine Angst haben muss, dass dich dein eh viel zu perfekter Freund betrügt.

"Keine Angst, obwohl er schon ein bisschen was intus hat, betrügt er dich nicht, glaub mir. Er ist ganz verrückt nach dir", flüstert mir Dylan zu und ich werde ein wenig rot und schaue verlegen auf den Boden.

"Hey Nic!", ruft Dylan jetzt und Nico dreht sich zu uns um. Dann zeigt Dylan auf mich und ich erröte noch mehr. Zum Glück ist es hier dunkel und man sieht das nicht so.

Auf einmal lässt Nico das Mädchen einfach links liegen und kommt zu uns. "Hey Baby", lächelt er und im nächsten Moment sind seine Lippen bereits auf meinen. Er schmeckt nach Zigaretten und Wodka, aber das ist mir egal. Er will dich, Lea. Ich ziehe ihn ein Stück näher an mich heran. Er will mich.

Nach dem längeren Kuss, legt der bereits angetrunkene Nico seinen Arm um mich und grinst breit. Das Mädchen auf der Couch mustert mich kritisch und ihr Blick heißt so viel wie was-will-so-jemand-wie-er-denn-von-jemandem-wie-der. Wüsste ich den Blick für keine-Ahnung-irgendwie-liebt-er-mich-halt-ich-verstehe-das-auch-nicht, hätte ich ihn ihr sofort zurück geworfen aber so stehe ich einfach nur stolz neben ihm strahle von einem Ohr zum anderen.

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