Kapitel 40

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Song: The xx - Infinity

Nicos Sicht

Ich sitze in meinem neuen Auto und bin auf dem Weg zu dem damaligen Stammcafé von Maya und mir. Mein neuer Wagen fährt sich fantastisch und das teure Leder am Lenkrad fühlt sich edel und weich in meinen Händen an.

Dennoch sitzt mir ein mieser Gedanke im Genick. Die Tatsache, dass Lea mit Jackson geschlafen hat verfolgt mich überall hin. Und jetzt liegt sie in Krankenhaus und er besorgt ihr es da bestimmt auch. Ich beiße meine Zähne aufeinander und kralle meine Fingernägel in das Lenkrad des Maseratis. Dann denke ich daran zurück wie ich Jackson eine verpasst habe - beziehungsweise mehrere. Mein Griff lockert sich und auch mein Gesicht ist entspannter. Wenigstens eine kleine Genugtuung für mich.

Ich muss mich ablenken - und Maya scheint mir die perfekte Ablenkung zu sein. Sie hat mich früher schon öfters auf andere Gedanken gebracht, als mein Vater ausgetickt ist und mich für die ganzen Fehler in seinem Leben bestraft hat. Ja, ich und Maya hatten wirklich auch gute Zeiten.

Ein paar Minuten später bin ich bei den kleinen Café an der Ecke angekommen und sehe Maya, wie sie bereits an unserem üblichen Tisch im Café sitzt. Ich war Jahre nicht mehr hier gewesen, doch nichts hat sich geändert. Bis auf den Geschäftsführer; er ist ein bisschen älter geworden. Und Maya und ich natürlich. Aber sonst, alles noch genau wie in der Mittelstufe wo wir hier fast immer unsere Nachmittage verbracht haben. Vor allem im Sommer bis spät in die Nacht. Hier sind wir uns auch zum ersten mal näher gekommen.

Ich parke mein Auto auf einem der Parkplätze und schlender dann rüber zum Café, schnurstracks auf Maya zu. "Hey", begrüße ich sie und sie erwidert ein schüchternes "Hallo".

Eine kurze Umarmung, dann setze ich mich gegenüber von ihr. "Neues Auto", bemerkt Maya und lächelt mich an. Ich grinse und nicke. Dann schweigen wir beide. Es ist nach wie vor seltsam zwischen uns. Maya spielt mit dem warmen Getränk, das vor ihr auf dem Tisch steht. Schüchtern streicht sie sich ab und zu durch ihr langes, braunes Haar. Sie ist ganz anders als gestern: Sie ist wieder das schüchterne, süße Mädchen in das ich mich damals verliebt habe.

Ich bestelle mir einen Kaffee und einen Pfannkuchenteller. Maya bestellt sich Waffeln mit Erdbeeren und dann schweigen wir uns wieder an.

"Ich..", beginnt Maya, doch hört dann schnell auf. "Was ist?", frage ich nach. Maya schaut mich nicht an, sondern starrt auf die dampfende Tasse vor ihr.

"Du weißt, dass ich so normalerweise nicht bin. So wie gestern meine ich..", murmelt sie leise und ich habe Mühe sie zu verstehen. "Ja.."

"Ich habe nur das von Lea und dir gehört und dass ihr euch getrennt habt und wollte eigentlich mit dir darüber reden, aber als wir dann da zusammen standen habe ich erst gemerkt.. dass ich immer noch etwas für dich empfinde."

Ein Liebesgeständnis meiner Ex. Als hätte ich sonst nicht auch schon genug am Hals. Trotzdem ist es eine Art Genugtuung für mich, dass Maya mich nach all der Zeit noch liebt.

Sie schaut mich mit ihren großen Augen an; wartend auf eine Reaktion oder eine Antwort.

"Ich hab immer etwas für dich empfunden Maya, nur..", beginne ich, doch kann meinen Satz nicht weiterführen. Ich weiß selber nicht was ich sagen will.

"Nur was?"

"Lea."

Ein kleines Lächeln huscht über Mayas Gesicht. "Du hängst also noch an ihr. Nach allem was sie getan hat.", sagt sie abschätzig.

Ich seufze. "Sie hat nichts getan. Das mit dem Lehrer, das ist nur ein Gerücht. Naja also sie hatte Sex mit ihm aber ohne Bezahlung. Und sie hat es auch nicht freiwillig gemacht, sie..", ich werde von dem Kellner unterbrochen der uns unser Essen bringt. "Guten Appetit", sagt er freundlich und verschwindet dann wieder hinter der Theke.

How Things changeWhere stories live. Discover now