Kapitel 55

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Song: Juliet - James Hersey

Leas Sicht

"Dad, kann ich so gehen?", frage ich und drehe mich einmal um mich selbst. "Wow, Schatz du siehst wunderschön aus", erwidert er und drückt mir einen Kuss auf die Wange. "Was habe ich nur für ein Glück, dass du meine Tochter bist." Ich strahle ihn an und richte dann meine Haare ein letzte Mal im Spiegel, bevor ich aus der Haustür hinaustrete und in das bereitstehende Taxi steige. Ich lasse mich auf den Sitz fallen und schaue aus dem Fenster zu meinem Vater, der winkend vor unserer Haustür steht. Ich winke zurück, doch da fährt das Taxi schon los. Irgendwie ist es wie ein Abschied - ich muss an meine Mutter denken. Sie hat sich nicht besonders verabschiedet. Nichtmal einen Brief haben wir bekommen. Ob sie eine neue Familie hat? Eine neue Tochter?

Ich schlucke. Ich habe lange nicht mehr an sie gedacht.

Ich schüttle sie aus meinen Gedanken - sie hat dort nichts mehr verloren. Ich werde drüber hinwegkommen, genauso wie ich über all das andere hinweggekommen bin. Auf die Zukunft konzentrieren, das ist mein Ziel. Meine Zukunft mit Nico und auch meine Noten (um die ich mich jetzt mehr kümmern werde, habe ich meinen Vater versprochen).

Der Taxifahrer fährt mich in den Hof und bleibt dort dann stehen. "So, da wären wir", sagt er freundlich und ich will in meiner Tasche nach Geld kramen, doch er winkt ab. "Schon beglichen." Schüchtern lächle ich ihn an und steige dann aus dem Taxi. Ich habe schon beinahe vergessen, dass Nico reich ist.

Noch einmal kurz durchatmen und dann stöckle ich mit meinen Schuhen zur Haustür. Es gibt keine Klingel, sondern nur ein Kamerasystem. Ich lächle einfach in die Linse und ein paar Sekunden später öffnet mir mein Freund die Tür. "Hey Lea", begrüßt er mich und drückt mich an sich. Er trägt einen schicken, schwarzen Anzug und eine dazu passende Fliege.

"Wow", sage ich, nachdem er mich losgelassen hat und er grinst breit zurück. "Kann ich nur zurückgeben, meine Schöne", erwidert er und ich gebe ihm einen Kuss.

"Nicolaj, willst du mir nicht mal deine Freundin vorstellen?", fragt auf einmal eine Stimme von hinten. Nicos Gesicht verdunkelt sich ein wenig, doch er bleibt höflich. "Dad, das ist Lea, soweit sich weiß seit ihr euch schonmal begegnet. Lea, darf ich vorstellen? Mein Vater, William Forbes."

Ich lächle Nicos Vater schüchtern an und nehme seine Hand, die er mir reicht. "Freut mich, dich mal wieder zu sehen. Du kannst mich gerne William nennen", sagt er freundlich und drückt meine Hand leicht. Dankbar nicke ich und wende mich dann zur nächsten Person, die den Raum betreten hat. Nicos Bruder Jordan. "Hey, ich bin Jordan. Freut mich dich auch mal live zu sehen", sagt er grinsend. Höflich strecke ich ihm meine Hand entgegen, doch er winkt ab und drückt mich fest an sich. "Du gehörst doch schon fast zur Familie, da muss ich dich doch drücken"

Ich erwidere seine Umarmung und lächle ihn breit an. "Lass uns ins Esszimer gehen, Michael und Katherine müssten auch gleich kommen." Der große Raum ist edel geschmückt und ich fühle mich durch die teuren Sachen ein wenig erdrückt. Zum Glück ist Nico an meiner Seite, durch den sich das ganze ein Stück weit normaler anfühlt.

Wir setzen uns an den großen Tisch; heute ist nur ein kleines Familienessen und die Hochzeit findet erst morgen statt. Trotzdem ist die ganze Situation eigentlich noch viel schlimmer für mich, da hier nur die engsten Verwandten versammelt sind und naja, dann halt noch ich.

Als Nicos großer Bruder und seine Verlobte den Raum betreten, ist eine schöne Stimmung und ich bin froh, dass Nico mich hier dabei haben wollte.
Als wir uns alle wieder an den Tisch gesetzt haben, steht William noch einmal auf und bittet um Ruhe. "Liebe Familie", beginnt er und ich schiele vorsichtig rüber zu Nico, der etwas angespannt zu seinem Vater sieht. Ich kann mich nicht ganz auf die Rede über Liebe und Familie konzentrieren, denn mir fallen auch die Blicke der anderen auf. Vor allem Jordans Blick ähnelt Nicos sehr, was mich zum Nachdenken bringt. Gönnen die beiden ihrem Bruder die Hochzeit nicht? Eigentlich komisch, soweit ich weiß, haben die drei ein gutes Verhältnis zueinander.

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