Kapitel 20

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Song: Heartless - Kanye West

Nico's Sicht:

Als ich am Dienstagmorgen aufwache, fühle ich mich scheisse. Verdammt scheisse. Obwohl ich gestern den halben Tag geschlafen hab und die andere Hälfte irgendwelche Pillen geschluckt habe, fühle ich mich immer noch wie 3 mal überfahren. Mein Bauch ist inzwischen schon bei den Farben gelb-grün-lila angekommen und mein Bein kann ich zwar kaum bewegen, aber..

Nein warte. Es gibt kein aber. Ich kann mich kaum bewegen und das wars.

Ich entschließe mich heute noch den Tag im Bett zu verbringen und schalte deswegen schlicht und einfach meinen Wecker aus und krieche dann vor Schmerzen stöhnend unter die Bettdecke zurück.

Ich bin schon fast wieder eingenickt, als ich erst Schritte im Flur und als nächstes meine Zimmertür aufgehen höre.

"Nicolaj?" Ich bin wie erstarrt. "Nico." Ich setze mich auf und versuche in Anwesenheit meines Vaters nicht allzu sehr das Gesicht zu verziehen.

"Musst du nicht zur Schule?", sagt er und schaut mich dabei nicht mal richtig an. "Ich gehe heute nicht", knurre ich nur mit aufeinander gepresstem Kiefer. Verpiss dich einfach.

Meine Gedanken spreche ich nicht laut aus, denn wenn mich mein Vater in diesem Zustand erneut erwischen würde, würde ich sicher im Krankenhaus enden, wie damals schon meine Brüder.

"Sei nicht so ein Weichei. Ich als Geschäftsmann lasse mich auch nicht von einer Grippe vom Arbeiten abhalten. Und du willst doch auch mal ein erfolgreicher Geschäftsmann werden", sagt er und setzt sich mit seinem schicken Armanianzug auf meine Bettkante. Er meint das wirklich ernst. Wenn ich mich besser bewegen könnte, hätte ich ihm schon längst sein dummes Grinsen aus dem Gesicht geprügelt, doch das geht nicht und so muss ich mir weiter sein scheiss Gelaber anhören.

"Weichei?", presse ich durch meine geschwollenen Lippen heraus. "Ich konnte mich den ganzen Tag kaum bewegen, wie soll ich denn da aufstehen und durch die Schule laufen?" Mein Vater zuckt mit den Schultern und checkt nebenbei deine Mails auf dem iPhone, während er sagt: "Du musst dich ja nur in die Klasse setzen und lernen. Mein Vater hat mir früher auch öfter mal eine verpasst und schau, was aus mir geworden ist." Ein dummes Arschloch, dass seine Frau und seine Kinder schlägt.

"Und jetzt steh auf. Ich fahr dich zur Schule, mein nächstes Meeting ist erst um 9.", fügt er hinzu und verlässt ohne sich umzudrehen den Raum.
Ich habe keine Wahl.

Vorsichtig erhebe ich mich und torkle ins Bad. Nach einer kurzen Katzenwäsche geht es mir ein wenig besser, doch als ich mich im Spiegel ansehe, wird mir wieder übel. Mein Auge ist geschwollen und die Haut außenrum trägt die verschiedenen Farben des Regenbogen. Auch meine Lippe sieht nicht gut aus und brennt höllisch.

Ich schmiere meine schmerzenden Stellen mit der Creme ein, die mir Agate gegeben hat und ziehe mir eine Jogginghose und ein lockeres Sweater an. Dazu eine große, schwarze Sonnenbrille, damit wenigstens mein blaues Auge bedeckt ist. Doch Lea wird so oder so merken, dass etwas nicht stimmt. Lea. Ich kann Ihr keinesfalls hiervon erzählen.. Ich will sie einfach von dieser Welt fernhaften.

Nach einem schmerzenden Gang die Treppen herunter und einem empörten und gleichzeitig besorgten Blick von Agate, sitze ich auf dem Beifahrersitz von dem schicken Auto meines Vaters und starre aus dem Fenster. Ich hätte noch n Aspirin einwerfen sollen.

Mein Erzeuger scheint gute Laune zu haben und das macht meine eigene gleich noch mal doppelt so mies. Vor der Schule angekommen, ziehen wir bereits gespannte Blicke auf uns - genau das Gegenteil was ich wollte. Und heute schauen wahrscheinlich die anderen noch mal genauer hin, jetzt wo das mit Lea und mir offiziell ist. UND Maya ist vielleicht ab heute auf deiner Schule.

How Things changeWhere stories live. Discover now