Kapitel 49

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Song: Me, myself and I - G-Eazy

Leas Sicht

Etwa drei Wochen sind um und meinem 'neuen Ich' geht es nur mäßig gut. Klar, in gewisser Weise ist es cool wenn Jungs dir hinterherpfeifen, weil du das einzige Mädchen bist, das in dieser Jahreszeit Hotpants trägt. Und auch dass Leute sagen, ich wäre das heißeste Mädchen der Schule. Ich versuche es als Kompliment aufzufassen, doch eigentlich wollte ich immer eine dieser Frauen sein, die Jungs in den Arsch treten, sobald sie in mir nur ein Stück Fleisch sehen.

Man merkt, mein 'neues Ich' macht mich nicht zu 100% glücklich. Katina macht es übrigens auch nicht glücklich. Sie rollt immer mit den Augen wenn ich einen tiefen Ausschnitt anhabe oder irgendwelchen Jungs zuwinke.

Gerade sitze ich, mal wieder, in Englisch und grüble - wie so oft - über mein Leben. Mein Leben, bei dem ich nicht weiß, was ich damit anfangen soll.

Das einzige was ich weiß, ist dass mir Nico fehlt. Unglaublich fehlt. Und die Freundschaft zu Jackson. Und meine anderen Freunde. Klar, am Anfang macht es Spaß eine neue Rolle zu spielen, doch so langsam merke ich, wie es mir zusetzt, nur noch als Schlampe gesehen zu werden. Weiß Gott wie viele Gerüchte mittlerweile über mich im Umlauf sind.

Die Top 3: Ich schlafe mit dem Schulleiter, ich gehe am Wochenende auf den Strich und das beste: ich bin schwanger und weiß nicht von wem.

Am schlimmsten sind jedoch die 'Angebote' die ich bekomme - manchmal etwas umschrieben (Beispiel: wir können ja mal ins Kino gehen oder so) ODER auch sehr subtil (Beispiel: Ey du bist heiß, lass ma ficken). Wie auch immer, mehr als küssen und fummeln war trotzdem nicht drin; außer bei Toby. Im Nachhinein bereue ich es allerdings mit ihm geschlafen zu haben. Die ersten Tage habe ich mir kaum Gedanken darüber gemacht, doch mittlerweile habe ich Angst, dass er es herumerzählt - immerhin ist das ausnahmsweise mal kein Gerücht, sondern eine verdammte Tatsache.

"Miss Jones? Kommen sie bitte nach vorne und schreiben die Antwort an die Tafel?", meine Lehrerin weckt mich aus meinen Gedanken. Ich schlucke. Ich habe überhaupt keine Ahnung worum es geht, jedoch stehe ich trotzdem langsam auf, rücke mein enges top und meinen kurzen Rock zurecht und gehe mit meinem Hausaufgabenblatt nach vorne um das mir hingehaltene Kreidestück zu nehmen.

An der Tafel stehen verschiedene Sachen zu Shakespeares 'Othello'. Ich habe das Buch nichtmal angefangen zu lesen, ich habe nur schnell ein paar wichtige Sachen gegoogelt und auf mein Blatt gekritzelt. Trotzdem versuche ich selbstbewusst an die Sache heran zu gehen, wobei es jedoch nicht förderlich ist, wenn dein kompletter Kurs hinter dir tuschelt und kichert.

Ich stelle mich auf die Zehenspitzen um etwas ganz oben hinzuschreiben, als ich plötzlich das wilde Losprusten von ein paar Stimmen höre. Ich drehe mich um und versuche mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Stattdessen werfe ich den gackernden Mädchen meinen Todesblick zu und wende mich dann wieder zur Lösung.

Nach ein paar qualvollen Minuten ist es geschafft und ich kann zurück zu meinem Platz gehen.

Als ich dort ankomme, wartet dort bereits ein Zettel auf mich.

Ich setze mich hin und als meine Lehrerin sich zur Tafel dreht, um meine Fehler zu verbessern öffne ich den Zettel unter meinem Pult.

Man sieht deinen fetten Arsch und deine Hängemöpse, SPECKSCHWARTE

Speckschwarte also wieder. Wütend knülle ich den Zettel zusammen. Am liebsten würde ich zum Absender laufen und ihr den Zettel in ihre vorlaute Klappe stopfen, aber keine Ahnung wer von diesen dummen Ziegen den mal wieder verfasst hat.

How Things changeWhere stories live. Discover now