42. If I die Young~

2.3K 95 15
                                    



"If I die young bury me in satin
Lay me down on a bed of roses
Sink me in the river at dawn
Send me away with the words of a lovesong "

Und da standen wir. Schwarz. Wie die Nacht. So viele Menschen, so viele bekannte und Freunde. Kaum jemand wusste etwas von uns. Stehe da. Höre zu.
"Sie war ein sehr einsamer Mensch.." - Worte der Stimme auf dem Pult. Ein blondchen. Nichts besonderes. Ich kannte sie nicht.
Meine Augen wanderten durch die Menge, so viele Schwarze Rücken. Es sah alles so traurig aus.
Tränen stiegen mir in die Augen. Vermissen. Stark.
"... nie hat sie viel geredet, gar gelacht. Doch war sie einer der fröhlichsten Menschen unter ihren Freunden.." - wieder dieses Blondchen. Ich lachte sie alle innerlich aus, wie sie einfach mal gar nichts wussten von ihr. Nichts. Nicht ein bisschen.
Langsam aber sicher versank ich. In mir. Ich dachte nur noch an Sie und konnte sie einfach nicht aus meinem Kopf hinaus treiben. Und ich lies es zu. Es war ihr Tag. Heute. Hier.
Ich war mir nicht mehr sicher, wie ich überhaupt atmen sollte ohne Sie. Sie war einfach nicht hier. Nicht bei mir. Ich weiß nicht mal wie ich bereit sein sollte, irgendwie Abschied von ihr zu nehmen, Shay. Sie. Nur sie. Mein Kopf drohte zu explodieren, ein unwohles Gefühl breitete sich aus. Tief in mir brodelte es.
Nicht mal mehr wusste ich, wie ich uns loslassen sollte. Uns beide gehen lassen. Die Frau, die so viel mit mir durch hatte. So viele dinge erlebt. Ich fühlte nichts mehr als leere in meinem Körper. Ich war einfach wie ausgestorben, Tod.

Tod?
Ich betete innerlich, sie würde da sein. Bei mir sein. Hier. In diesem Augenblick. Bleib bei mir, Shay! Ein flehen, in den Himmel. Wolken.
Ich würde sie nie wieder los lassen können. Ich suchte ihre nähe, spürte dann wie sie nicht mehr bei mir war. In der Dunkelheit. Wo war sie da?

Ein riesen Kloß machte sich in meinem Hals breit. Tränen rannen wie wild meine Wangen hinab.

"Ich wünschte sie noch einmal gesehen zu haben..." - Eine Hübsche Brünette war jetzt an der Reihe. Und ich verstand die Welt nicht mehr. Ich drehte durch!
"Schwachsinn, Schwachsinn!" schrie ich aus tiefstem Herzen. Alle drehten sich zu mir um, sahen mich an. Blickten mich an.
"Keiner von euch kennt sie! Niemand!" rief ich aus und lief nach vorne auf das Pult. Ich nahm mir das Mikrofon, machte es an.
"Sie war der glücklichste, fröhlichste Mensch den ich jemals kannte" flüsterte ich schon fast. Meine Stimme war heiser. Dumpf. Nicht mehr das schreiende Kind. Ich schluchzte. Ins Mikro.

"Shay war ein großartiger Mensch. Als ich sie sah, wusste ich jedoch das sie verloren war. Doch sie wurde repariert. Sie wurde wieder ganz gemacht. Sie hat gelacht, war fröhlich, und nichts weiter als glücklich und sie selbst. Shay starb allein durch einen Unfall. Sie würde sich niemals das Leben nehmen." ich holte Luft. Ich musste nicht nachdenken.
"Sie wäre zu stolz dafür.." ich lachte leise, ein dumpfes lachen über meine wundervolle Frau.

"Shay war der großartigste Mensch den ich kannte" richtete ich meinen Kopf auf. Ich war mir sicher, ich sah grausam aus. Und ich spürte, wie mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war.
" Sie war endlich frei. Und sie hat genossen. Bis zum letzten Atemzug" sprach ich den letzten Satz. Ich lief. ein paar Meter. Eine Wiese. Licht. Weite.
Wie weit war ich gelaufen? Keine paar Meter. Ich sah um mich. Ein paar hundert meter. Bald würde sie zu grabe gelassen. Und ich sah die ganze Sache. Meine Liebe. Wie sie einfach verschwindet. Ich ging ein paar Meter vor, zum Anfang der Wiese. Ein paar Bäume.

Und dann sah ich, wie sie zu grabe getragen wurde. Ich sah Menschen, die weinten. Menschen die sie vermissten.
Das war mit Abstand der schlimmste Tag in meinem Leben. Nichts wollte ich lieber als einfach fern sein.


Forever? ∞ [GirlxGirl] - Wattys 2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt