19. Without you.. ?

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Sie kam so nahe. Langsam spürte ich, wie sie halt an mir suchte. Sie hatte kaum noch kraft, jedenfalls fühlte es sich so an.
" Komm... nimm die Hand da weg.. wir setzen uns.." brachte ich heraus. Sie lies von mir ab, lächelte schwach. Ich merkte erst jetzt, wie fertig sie wirkte.
" Wohnzimmer bitte.." sie lächelte schwach, doch ihre Augen leuchteten. Sie zeigte in die Richtung in die sie wollte.
Vorsichtig griff ich ihr unter die Arme und zusammen schwankten wir in das Wohnzimmer. Ihre Beine schienen unter ihr wegbrechen zu wollen.
Das Wohnzimmer war riesig, die Mögel waren alle hell und es war schön dekoriert. Die Wände waren geziert von Bildern. Ich lies sie auf der weißen Couch nieder, die sich an der Wand befand. Vor uns ein kleiner Glastisch... 
Ich drehte mich um, betrachtete die Bilder hinter mir an der Wand.
" Wer ist das?" fragte ich sie, zeigte auf ein Bild mit 4 Personen. Shay, dann eine Person die keinesfalls Shay ähnlich sah. Eine Junge Frau mit dunkler Haarfarbe, die hinter Shay stand, die Hand auf ihrer Schulter. Shay vorne auf einem Stuhl, ein kleines Mädchen neben ihr auf dem anderen Stuhl. Neben der dunkelhaarigen ein Mann, groß, muskulös. Er war echt nicht hässlich, hatte ein ehrliches und freundliches lächeln.
" Die Dunkelhaarige ist meine Mom, daneben mein Dad." erklärte sie mir, sah sich das Bild an. Aus den Augenwinkeln betrachtete ich Shay. Tränen sammelten sich in ihren Augen.
" Und das dort unten, das kleine blonde Ding, ist meine Schwester" nun wirkte ihr lächeln ganz herzlich und warm. Es war, als würde sie die liebe die sie zu ihr verspürte, allein durch das ansehen dieses Bildes wieder in ihr Gedächtnis rufen.
Sie sah absolut nicht aus, wie ihre Schwester. Sie sah einfach aus wie Shay nochmal, nur in klein. Ich runzelte die Stirn, doch glaubte ihr natürlich, was sie mir sagte. Was auch sonst.
" Sie ist hübsch" ich lächelte.
" Ja, das ist sie. Kleine Maus die. Leider sehe ich sie viel zu selten, sie lebt bei meiner Mom..." flüsterte sie. Sie zuckte die Schultern.
" Und deine Eltern? Siehst du sie oft?" fragte ich sie, lächelte dabei. Es interessierte mich, wen sie so in ihrem Leben hatte, wen eher weniger. Ich kannte sie genaugenommen ja gar nicht... Doch ich lernte sie kennen, langsam aber sicher..
" Mein Dad starb, als ich 19 war. Auf dem Bild da - das war 4 Monate vor seinem Tod.. Die kleine war gerade 4 und hat 2 Tage vorher Geburtstag gehabt" sie wirkte traurig. 
" Ich. tut mir leid, ich wollte dir nicht wehtun" sanft legte ich meine Hand auf ihren Arm.
" Ist schon okay. Es tut gar nicht mehr so weh... Es ist nur, ich war seit dem irgendwie immer alleine. Nur du jetzt, die mich wieder Leben lässt..." sie lächelte sanft, wischte sich eine Träne von der Wange. Ich lächete, zog sie an mich, nahm ihr Gesicht zwischen meine Hände.
" Und ich werde auch nicht gehen. Ich bleibe bei dir, solange du mich lässt" ich küsste sie ganz sanft, spürte ihre sanften lippen so schüchtern auf meinen. Ich löste mich von ihr, strich ihr eine Träne aus dem Gesicht.
" Ich danke dir.." flüsterte sie, wieder bildeten sich Tränen, doch sie lächelte. Ich genoss diesen Moment. Wieder sah ich auf das Bild, betrachtete das Kind. Sie war einfach ein Abbild von Shay...
Und in genau diesem Moment stürmte jemand in die Wohnung.
" Ist das dein Scheiß ernst?!" fluchte das Junge Mädchen, die Tür knallte ins Schloss. Unweigerlich musste ich zusammenzucken.
Entgeistert sah Shay auf das Strohblonde Mädchen vor uns.
" Was ist mein Ernst?!"
" Jahrelang hast du es mir verschwiegen! Wie kannst du nur?"
" Sam .. ich.." sie suchte nach Worten, doch fand einfach keine. Ich wusste nicht, was hier abging, ich wusste nicht, was dieses Mädchen vor ihr von ihr wollte.
" 13 Jahre lang lebe ich mit dir, Seite an Seite, und du spielst mir tatsächlich vor, das du meine Schwester bist, Shay?!" warf das Mädchen ihr an den Kopf. Ich wusste nicht, wie mir geschah, wusste weder ein, noch aus. Es war totale überforderung für mich.
" MUTTER? Du willst mich wirklich verarschen?!" Tränen sammelten sich in den Augen von Sam, und auch Shay stand total unter Strom. Sie sprang auf, doch ihre Beine gaben fast nach. Ich wagte nicht, ihr zu helfen. Ich wagte nicht, sie zu halten. Sie stand. Unsicher, doch sie stand.
" Ich war 15!" schrie Shay. " Wie sollte ich denn bitte mit 15 ein Kind großziehen?!" 
Jetzt war es raus. Dieses Kind hier vor uns, das Kind hinter mir auf dem Bild - sie war nicht ihre Schwester. Sie war ihre Tochter! Shay hatte mit 15 Jahren dieses hübsche Ding zur Welt gebracht. Ich konnte nicht fassen, was ich da gerade hörte. 
" Nein. Stattdessen glaube ich Jahrelang das DEINE Mutter MEINE Oma ist? Genau, damit hast du alles richtig gemacht. Du bist so Gotterbärmlich! Du bist das aller, aller letzte, Shay Brooks. Ich will dich NIE WIEDER in meinem Leben sehen" diese Worte trafen. Shay atmete ein. Es war, als würde Sam ihr ein Messer direkt ins Herz werfen.
" Das kannst du nicht machen.. Ich bin deine Mutter.." Shay kämpfte, mit sich, gegen die Tränen. Sie schien jeden moment zusammen zu brechen. Nichts funktionierte mehr.
" Meine Mutter? Ein Nichts bist du. Gar nichts. Ich werde gehen, zu meiner wahren Mom. Und ich will dich Nie wieder sehen.." fluchte das Mädchen. Sie warf ihre Blonden Haare nach hinten, ihr Gesicht so geladen und voller Wut.
" Sam.. es tut.. es tut mir alles so leid.. ich.." Sam schnitt Shay das Wort ab
" Komm mir nicht mit diesem Mist. Ich will nichts mehr von dir hören. Du bist nicht meine Mutter. Ich streiche dich ab jetzt für immer aus meinem Leben. Ich gehe, und komme nie wieder" schrie sie, wandte sich ab, wollte gehen.
" Sam..." weinte Shay.
" Nein, Shay. Nein. Nicht 'Sam' " sie malte Anführungszeichen in die Luft, als sie ihren Namen sagte.
" Ich bin Nichts mehr für dich. Du wolltest mich nie. Jetzt bin ich weg. Für immer. Verzieh dich doch einfach" schrie sie, rannte los und verlies den Raum. Die Haustür knallte ins Schloss...
Und Shay saß einfach da, weinte nicht, sagte nichts. Sie zitterte, doch sie sagte nichts. Sie wagte nicht, zu fühlen, wagte nicht, sich zu bewegen. Sie hatte sich fallen lassen, hing wie ein Schluck Wasser. Und ich wusste nicht, was ich hätte sagen können..
" Shay.." flüsterte ich  leise. Sie hob ihre Hand, ich zuckte zusammen.
" Nein, Amelia.. geh..geh einfach.." warf sie mir zu. Ihr Ton war scharf, ich wusste nicht, was ich davon halten sollte..
" Geh. Bitte.."
" Aber.. Shay.." setzte ich wieder an. Ich wollte für sie da sein, wollte sie in ihrem jetzigen Zustand nicht alleine lassen. Es sollte doch alles gut werden .. sie sollte doch ihre freie Zeit genießen, gesund werden. Stattdessen wurde sie noch kranker... Krank, Psychisch gesehen. Krank, weil sie nun alles verlor..
"HAU AB!" schrie sie mich an. Ich zuckte zusammen. Ich wusste nicht, was ich fühlen sollte. Ich wusste nicht, ob ich heulen sollte, oder doch eher lachen weil ich genau wusste, das sie mich gerade brauchte. Doch sie wollte mich nicht. Niemand wollte mich, warum sollte ich bleiben?
Und dann stand ich auf, ging...
" Ich liebe dich .. " flüsterte ich, als ich ging. Als ich die Haustür erreichte, hörte ich, wie Shay bitterlich anfing zu weinen. Es brach mir das Herz, doch ich sollte gehen. Sie wollte mich nicht hier haben...
Und so öffnete ich die Tür und verschwand - hinaus, weg von der Frau die ich liebte... 

Forever? ∞ [GirlxGirl] - Wattys 2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt