6. Lost.

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Ich schlief schnell ein, und morgends wurden wir dann auch relativ früh aus den Betten geworfen. Ich hatte keine Probleme damit, früh aufzustehen. Ich warf einen Blick auf mein Handy: Es war urz nach 7, sodass es für mich eher sehr spät war, normalerweise lief ich gegen 5 schon durch die Wohnung und machte mich fertig.
Es gab eine Anweisung: in etwa einer Stunde, unten beim Frühstück. So ging in ins Bad, und musste feststellen, das Lucy noch immer nicht hier war. Ich seufzte, wundervoller Klassenausflug. Meine beste Freundin klebte an Seito, als wären sie irgendwie mit Sekundenkleber miteinander verbunden. Ich freute mich nicht wirklich auf diesen Tag, so war ich mir von diesem Moment an sicher, das Lucy zu beschftigt für mich wäre. Und der Rest der Klasse stand mir nicht sonderlich nahe. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich war einfach viel zu Alt - im Kopf. Auf dem Papier nahmen wir alle uns kaum 2 Jahre...

Ich machte mich fertig, zog mir eine schwarze Jeans und einen dünnen, schwarzen Pulli an, bei dem der Rücken fast frei mit kreuzschnüren war, vorne befand sich ein runder Ausschnitt. Dann ging ich ins Bad, machte meine Haare putzte meine Zähne. Dann begann ich, mich zu schminken. Dezent im allgemeinen. Ich zog mir einen recht breiten, schwarzen Lidstrich, Kajal und Mascara. Sonst hatte ich meinem Gesicht nichts zuzufügen. Ich war unendlich stolz auf meine relativ reine Haut.

Und so kam auch Lucy irgendwann in das Zimmer. Na endlich!
Sie war kaum geschminkt, hatte die gleichen Klamotten wie gestern abend an, und sie sah müde aus. Und doch lag in ihren dunkelbraunen Augen so ein gewisser Schimmer. Sie war ein schönes Mädchen, auch nach einer Nacht bei diesem Jungen und scheinbar wenig schlaf.
Ich lachte leise, nahm dann meine schwarze Lederjacke und ging dann los zum Frühstück. 
" Den Schlüssel nachher nicht Vergessen. Du hast noch 10 Minuten" rief ich noch in den Raum, bevor ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen lies und schon nach unten zum Frühstück ging. Ich setzte mich an den Tisch, zusammen mit Cecile und Sam, 2 Mädels aus meiner Klasse.
Ich mochte die beiden nicht sonderlich, aber man konnte sich eigentlich ganz gut mit ihnen unterhalten. Sie waren nicht so überheblich, keine Tussis. Aber doch, sie achteten auf ihr Äußeres, und traten immer gepflegt und ordentlich auf. Ich seufzte, Frühstück war noch nie meine Lieblingsmahlzeit gewesen. Doch ich überredete mich selbst zu einem Müsli.

Ich konzentrierte mich kaum auf mein Essen, mein Blick war die ganze Zeit auf Ihr.

Sie war so schön. Ihre Blonden Haare hingen glatt an ihrem weißen Top herunter. Sie anzusehen schmerzte, wie ich gerade ganz leicht spürte. Sie telefonierte, lachte, war glücklich. Ich hörte ihr lachen bis hier drüben. Miss Sam saß vor ihr, lachte mit - auch wenn sie selbst nicht Telefonierte. Ich dachte mir einfach, das Miss Sam mitbekam, was am telefon vor sich ging.
Wahrscheinlich, dachte ich mir, war das ihr Mann dort am anderen Ende. Wahrscheinlich ihr liebender Mann, der sie schon unsterblich vermisste. Sicher war es so.. Und kaum darauf hatte sie auch schon aufgelegt.
Ich löffelte mein Müsli auf, brachte die Schale weg. Ich musste am Lehrertisch vorbei. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, es dies genau das, was ich eigentlich nicht wollte. Doch ich ging, folge dem Weg... Und ich sah zu ihr, als hätte ich eine andere Wahl...
Unsere Blicke trafen sich. Kurz fühlte es sich an, als würde ich mich in Zeitlupe bewegen. Sie nickte, für ein 'Guten Morgen' war ich zu weit entfernt. Und ich erwiderte ihre Geste.
Ihre Augen. So schön. Das grün, gerade in diesem Neonlicht, etwas ganz besonderes. Sie fesselte mich, von Kopf bis Fuß....

Ich zwang mich, zu lächeln. Lucy kam, grinste. Seito kam kurz danach. Mein lächeln verschwand. Es war nicht, das ich eifersüchtig war - einfach war meine symphatie diesem Jungen gegenüber eher nicht vorhanden. Doch ich gönnte meiner Freundin das Glück.
Die beiden saßen zusammen, aßen zusammen. Sie lachten, hielten Händchen. Mit einem Augenrollen verlies ich den Raum, ging hinaus, hinter das Haus. Ich dachte kurz nach.

Alles was ich dachte, alles was ich glaubte, kann nicht richtig sein. Wie kam ich nur, in all der Zeit wo ich sie bisher gesehen habe, darauf, das da jemals irgendwas sein könnte? Ich wusste, das durfte nicht sein. Ich wusste, das konnte nicht sein. Es ist verboten. Schon immer. Und meine Aufgabe war es, die liebe Schülerin zu sein. Sie war glücklich verheiratet.
Ich spürte, wie Tränen in meine Augen stiegen. Ich projezierte meine Wut, mein Enttäuschtes Gemüt auf Shay. Dabei war nicht sie schuld an meinen Gefühlen. 
Es war Lucy, die ich eigentlich im Kopf hatte. Lucy hatte mir versprochen, bei mir zu bleiben. Sie wusste, ich kannte und mochte hier niemanden.
Ich steckte mir, im Rausch meiner Gedanken, eine Zigarette an und setzte mich auf eine Bank. Meine Jacke lies ich neben mir sinken. Ich zog ein paar mal an der Zigarette, seufzte. 
Ich spürte, wie ich langsam begann, wieder nachzudenken...

Lucy war bei mir. Sie hatte mich nicht verlassen. Sie war verliebt, glücklich. Ich wusste: meine Freundin liebte mich. Ich war der wichtigste Mensch in ihrem Leben. Und kein Kerl der Welt könnte das ändern. Jedenfalls war es das, was ich dachte.
Ich schüttelte den Kopf über mich selbst, merkte, wie komisch ich drauf war: Na, das konnte ja ein super Tag werden..

Ich saß dort, rauchte eine... als auf einmal meine wundervolle Lehrerin um die Ecke kam. Sie setzte sich wortlos neben mich, steckte sich eine Zigarette in den Mund und zündete sie an.
" Alles gut ?"  na klasse. Also hatte sie meinen kleinen abflug gerade bemerkt, wo sie doch eigentlich noch auf ihr Handy gesehen hatte.
"Immer. Mir gehts super" sagte ich mit einer überzeugtheit in der Stimme, das ich es sogar selbst fast begann zu glauben. Ich weiß nicht, was ich war. Eifersüchtig? Sauer, weil ich das was Lucy hatte nicht haben konnte.
"Ich glaube dir nicht" sie zog. Ich beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Ich brachte ein knappes nicken zustande.
" Es geht mir gut." ich schüttelte mit dem Kopf, zog an meiner Zigarette.
"Ich weiß, ich bin deine Lehrerin. Trotz dessen musst du nicht alles und jeden von dir wegstoßen, Amelia." ihre Stimme war so weich und sanft, doch es ging sie doch alles gar nichts an. Mal davon angesehen, das ich schlecht sagen könnte ' Hey, sie sind echt heiß. Ich würde den ganzen Tag am liebsten nichts anderes machen als sie anzustarren' 

"Es geht Sie doch alles gar nichts an. Sie kennen mich nicht. Sie wollen mich nicht kennen! Also tun sie nicht so, als würde es sie auch nur ansatzweise interessieren"  ich sprang auf, sah sie an. Ich hasse mich für meine Worte. Sowas von. Ich könnte mich umbringen. Und doch... war es die wahrheit. Mein Ton war nicht angemessen gewesen, das gab ich zu und gestand es mir selbst ein.. aber... Es war falsch gewesen. Ich schien fast traurig, als ich sie dort ansah. Sie zog an ihrer Zigarette, nickte. 
"Du hast recht" das war alles was sie sagte..
"Entschuldigen sie.."ich sah zu Boden, starrte löcher hinein. Ich hoffte innständig, verschwinden zu können. Auflösen, in Luft. Nicht mehr da zu sein. Oder, die Zeit ein paar Minuten zurückdrehen zu können...
"Mach dir keine Gedanken, Amelia. Mit mir ist alles in ordnung. Du bist es eher, um die ich mich sorge.. Genieß den heutigen Tag." sie trat ihre Kippe aus und warf den Filter in den Aschenbecher neben mich. Ich wusste nicht, was ich sagen oder machen konnte.. 
Sie ging, ein paar Meter, bevor sie stehen blieb.
"Amy. Es ist richtig, man sollte nicht alles und jeden an sich heran lassen. Und durchaus, ich bin deine Lehrerin. Das heißt aber nicht, das ich kein Mensch bin. Das heißt nicht, das man mir nicht Vertrauen kann. Vielleicht solltest du ein paar Gedanken daran verschwenden" ich seufzte, lies mich nach hinten sinken. Sie hatte recht.
Meine Aussage, die schärfe meines Tones, war wirklich alles andere als angemessen. Es tat mir leid, doch gesagtes war nicht rückgängig zu machen.
Und ganz Plötzlich lief eine einzelne Träne meine Wange hinab.

Forever? ∞ [GirlxGirl] - Wattys 2016Onde histórias criam vida. Descubra agora