6 | party

3.5K 212 74
                                    

>> R E W I <<

"Jungs, ich hab wirklich keine Lust auf feiern", murmelte ich. "Jetzt man Basti, normalerweise bist du der erste der gehen will", verwirrt sahen mich meine Freunde an.

Die ganze Woche hatte ich mit Felix kein Wort gesprochen, aber er schien auch nicht gerade viel Interesse an mir zu zeigen, also war es mir egal. Naja, also mir war es fast egal. Gott, es klingt ja so, als würde ich für ihn schwärmen. Lächerlich. (*stegi stimme einfüg*)

"Ich bitte dich, es ist Samstag Abend. Wir gehen fast jeden Samstag feiern!", beteuerte Dner. Ich hatte auch Lust! Aber ich wollte eigentlich nur nicht gehen, weil Felix dort sein wird und ich ihn nicht sehen möchte, wie er in einer schäbigen Ecke des Clubs rumknutschen und halb rumvögeln würde. "Keine Widerrede. Du kommst mit."
___

Die stickige Luft, die Dunkelheit und der Schweißgeruch kamen mir entgegen, als wir den Club betraten. Meine Augen mussten sich an die bunten Lichter erst gewöhnen. Ich steuerte mit meinen Jungs direkt auf die Bar zu, bei der wir uns direkt irgendwelche Shots bestellten und auf ex tranken. Ich vertrug viel Alkohol, es dauerte bei mir eine Zeit bis ich wirklich betrunken war. Noch war ich komplett nüchtern, und ich erhoffte mir ein bisschen Freude anzutrinken. Ich hatte einfach keine Lust zu tanzen! Während Simon sich schon irgendein Mädchen geklärt hatte und izzi und Dner wie Vollidioten rumsprangen, saß ich noch immer an der Bar und sah einfach nur zu. Nach dem 5 Shot, gab ich auf. Ich wollte und konnte heute einfach nicht. Der Bass dröhnte in meinem Ohren und mein ganzer Körper vibrierte. Es wäre perfekt um jetzt mal Dampf abzulassen. Heute Nacht vielleicht auch mal ein Mädchen klären. Aber nein- so war ich nicht. Auch liebte Partys und feiern aber one night stands? Nein.

Mein Blick schweifte durch den Club. Meine Gedanken wollten nur wissen, wo Felix ist. Meine Augen blieben irgendwann an zwei Typen hängen, die entweder hart rummachten, oder einfach nur eng miteinander an einer Wand gepresst standen. Mein Blick verschärfte sich. War das.. war der eine Felix? Unglaubwürdig starrte ich hin. Der andere Typ griff nach dem Handgelenk des kleineren und zog ihn richtig Toilette. Durch die vielen Menschen, der ständig wechselnden Lichtern, verlor ich sie in meinem Blickwinkel. Ich stand auf, quetschte mich durch die Leute und sah in einer Ecke, in der gerade fast niemand nicht-besoffenes war, den einen Jungen vom anderen gegen die Wand gedrückt. Der kleinere hatte die Augen geschlossen, sein Mund war leicht geöffnet. Der andere machte sich an seinem Hals zu schaffen.

Ich erkannte ganz eindeutig Felix. Die braunen Haare, die strahlenden Augen und die Lippen- ohne Zweifel! Der kleinere war Felix. Was machte er mit einem Typen? War er schwul? Waren sie zusammen? Machte er oft mit Männern rum? Und vor allem- seit wann? Viele Fragen, aber ich bekam keine Antwort. Irgendwie tat es weh, zu sehen, dass er mit einem Typ rummachte. Das tat fast mehr weh, als wenn ich ihn mit einem Mädchen sehen würde. "Hör auf", hörte ich eine zitternde Stimme. "Lass mich." Kam das von Felix? Ich ging vorsichtig etwas näher. Felix versuchte sich gegen den Typ zu wehren und stieß seine Hände von sich. "Fass' mich nicht an", rief er schwach. Felix wollte dass nicht! Der Mann bedrängte ihn! Ich dachte nicht nach, sondern handelte einfach.

Ich stapfte auf die beiden zu und riss den Typ von Felix. "Hast du nicht gehört was er gesagt hat? Lass ihn in Ruhe, klar?", rief ich wütend und stellte mich beschützend vor den kleineren. "Wer bist du denn?", fragte der Typ abwertend. "Geht dich ein Scheissdreck an, aber wenn du ihn noch einmal anfässt, dann gibts Stress klar?", drohte ich ihm. "Rewi, was machst du da?", izzi und Dner kamen auf mich zu. "Man, was mischt du dich da überhaupt ein?", muckte der Typ wieder auf. Alter. Ich packte ihn am Kragen und presste ihn gegen die Wand.
"Lass. Ihn. In. Ruhe." Unsanft ließ ich ihn los. "Ich schreib euch", sagte ich bloß an Dner und izzi gewandt, griff nach Felix' Hand und zog ihn mit mir aus dem Club. Kaum, waren wir draußen an der frischen Luft, sackte er halb zusammen.

Er war müde, er hatte eindeutig zu viel getrunken. Ich hob ihn hoch und trug ihn Huckepack, bis wir zuhause angekommen waren. Es war mitten in der Nacht, kalt und dunkel. Ich fror, aber ich wollte einfach nur dass Felix sicher zuhause ankam und erstmal schlafen konnte. Ich kramte aus meiner Hosentasche einen Schlüssel hervor und machte die Haustür auf. Leise ging ich die Treppenstufen hoch und ging mit ihm ins Badezimmer. Er war wach. Er hatte nicht geschlafen. Er war einfach nur nicht in der Lage dazu gewesen, mit mir zu sprechen. Er stand unter Schock, und ich war der letzte der ihm dass als Vorwurf machen würde.

Kaum setzte ich ihn ab, stürzte er zum Klo und übergab sich. Ich setzte mich neben ihn und strich ihm sanft über den Rücken. Kaum hob er seinen Kopf an, drückte er die Spüle und spuckte ein paar letzte Reste aus. Ich stand sofort auf und drückte ihm ein Becher mit Wasser in die Hand damit er seinen Mund ausspülen konnte. Erschöpft blieb er sitzen, angelehnt an der Wand. Ich ließ mich neben ihn fallen und legte meinen Arm um seine Schulter. Ich war zwar immer noch sauer, aber ich wollte ihn nicht im Stich lassen. Nicht jetzt, bei so einer Situation. Nachdem er seinen Mund ausgespült hatte, lehnte er seinen Kopf auf meiner Schulter. Mit meiner Hand streichelte ich sanft seinen Oberarm.

Die Stille wurde auf einmal durch ein schluchzen von ihm unterbrochen. Von der einen auf die andere Sekunde fing er bitterlich an zu weinen. Im ersten Augenblick war ich überfordert, doch dann nahm ich ihn einfach in den Arm. Sein Kopf in meiner Halsbeuge und meine Arme um seinen Oberkörper. "Danke", presste er aus seiner tränenerstickten Stimme hervor. Ich sagte nichts sondern fuhr ihm einfach durch seine Haare, drückte ihm einen ganz leichten und sanften Kuss auf die Stirn, was mein Herz Sprünge machen ließ. Langsam lösten wir uns und saßen schweigend auf dem Boden im Badezimmer gegenüber voneinander.

"Der Kerl hätte sonst was mit mir gemacht", murmelte er und wischte sich seine Tränen weg. "Danke", wiederholte er sich, während weitere Tränen seine Wangen herunterliefen. "Ich bin immer für dich da", flüsterte ich. Die Wut auf ihn war vollkommen verflogen. Ich stand auf und hielt ihm meine Hand hin. Er zog sich an ihr hoch und stellte sich neben mich. Ich verschränkte unsere Hände und wir verschwanden in seinem Zimmer. Er legte sich auf sein Bett und ich deckte ihn behutsam zu. Langsam löste ich unsere Hände voneinander und lächelte ihn an. Er sah so süß aus. Seine Haare vollkommen durcheinander und seine Augen waren von den Tränen zwar aufgequollen, aber er war trotzdem wunderschön. "Schlaf gut, ja?", ich strich ihm durch die Haare und wollte gerade aufstehen, als er mein Handgelenk festhielt. "Kannst du bitte hier bleiben? Ich kann sonst nicht schlafen", er schniefte leise. Ich nickte zögernd und legte mich neben ihn. Er drehte sich mit dem Rücken zu mir.

Entweder du kuschelst jetzt mit ihm, oder du verpasst die Chance.

Sanft legte ich meinen Arm um seinen Oberkörper und zog ihn näher an mich heran. Er verschränkte unsere Finger und presste seinen Rücken näher an meinen Oberkörper. "Schlaf gut", hauchte ich in sein Ohr. Nach wenigen Minuten spürte ich sein regelmäßiges heben und senken seines Brustkorbes. Er schien zu schlafen.

Und ab dem Moment war mir klar, dass ich doch etwas für Felix empfand.
___

F R O H E ❤️ W E I H N A C H T E N!
Hoffe euch hat das kleine Special mit über 1200 Wörtern gefallen. Genießt die Feiertage, ich werde es auch tun.
Denkt ihr Felix ist schwul? 🤔

Rewilz || Geschwister sollen sich nicht küssen!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt