25 | christmas and tears

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Felix weinte.

Er wollte nicht dass ich ihn umarme. Er wollte auch nicht dass ich mich um ihn kümmer'. Er wollte alleine sein und ich akzeptierte das. Nach dem seine Oma ausgerastet war, als sie das Bild auf meinem Nachttisch gesehen hatte, rannte er in sein Zimmer. Ich klopfte und hämmerte gegen seine Tür, doch er ließ mich nich rein. Verzweifelt war ich an der Tür runtergerutscht und saß einige Minuten einfach da. Meine Beine ausgestreckt auf dem Boden und mein Kopf gegen die Tür angelehnt. Ich hörte von unten die Diskussion. "Du lässt deinen Sohn mit einem andern Jungen zusammen kommen und du tolerierst das? Deine Zwölfjährige Tochter schminkt sich wie eine Prostituierte und du sagst nichts! Kümmerst du dich überhaupt um deine Kinder?" schrie sie Peter an. "Er ist eine Schande für die Familie!"

"Felix", krächzte ich schwach. Das war nun das tausendste mal das ich seinen Namen sagte, doch er reagierte nicht. Alles was ich hörte war sein schluchzen.

Kurzerhand fasste ich den Entschluss der alten unten eine Ansage zu machen. Ich stand auf, versuchte mich und alle meine Gedanken in meinem Kopf zu sammeln und zu sortieren. Was wollte ich sagen? Egal! Das erste was mir einfiel. Rewi, du bist gut im streiten. Du packst das.

Ich ging die Treppen runter. Das Bild machte mich fertig. Vida stand hinter meiner Mom und Fiona weinte. Peter konnte sich gegenüber seiner Mutter nicht wehren und meine Großeltern saßen schockiert am Tisch. "Bei allem Respekt", meldete ich mich zu Wort. Alle Blicke lagen auf mir. "Jetzt kommst du wieder", sie kniff ihre Augen zusammen. "Du und deine Schwester habt so einen schlechten Einfluss auf meine lieben Enkel-", ich unterbrach sie. "Meine kleine Schwester und ich haben keinen schlechten Einfluss auf ihre Enkelkinder. Ihre Enkelkinder werden nur langsam älter! Felix ist 16, bald 17 und kann glaube ich sehr gut selber entscheiden mit wem er eine Beziehung eingeht und mit wem nicht. Außerdem macht das Geschlecht dabei wirklich überhaupt keine Rolle", sagte ich mit fester Stimme. "Und Fiona darf sich mit ihren 12 Jahren so viel schminken wie sie möchte, es ist ihr Gesicht, ihr Körper und sie hat ein eigenes Recht darauf. Genauso wie meine kleine Schwester, also hören Sie bitte auf zu meinen sich in das Leben anderer so dreist einmischen zu können!", beendete ich meine Rede.

Meine Schwester und Fiona sahen mich mit großen Augen an. "Und außerdem werden diese beiden Mädels bald große Models, weil ich bei einer Agentur für die beiden was organisiert habe", fügte ich noch provokant dazu. Auch wenn es nicht gerade nötig war, aber das wollte ich ihr bloß unter die Nase reiben. Unglaubwürdig sahen mich die kleinen an. Ein Hauch von Freude war in ihren Augen zu sehen. "Fiona ist schon verdorben", schnaubte sie. "Bitte?", fragte ich entsetzt. Um ehrlich zu sein Verstand ich nicht wieso meine Mutter und Peter nichts sagten, sondern ich um ihre Kinder kämpfte. Wobei ich doch selber noch irgendwie eins war! "Nur weil Sie in ihrer Zeit hängen geblieben sind, heißt das nicht dass Kids heutzutage genauso sein müssen, verstehen Sie das bitte!?"

Sie schien kurz zu überlegen. "Fiona, wenn du dich nicht heute Abend abschminkst, dann bist du nicht mehr mein Enkelkind." Fiona nickte schnell. "Nein", sagte ich jedoch bloß. "Fiona, du brauchst dich nicht zu verstellen, klar? Wenn du so geschminkt sein willst, dann sei' da-"

"Und mein Felix verliebt sich in keinen anderen Jungen mehr!" schrie sie wütend. Ich sah sie durchdringlich an und ich spürte wie mir das Blut in den ganzen Körper schoss und mein Adrenalin sich vergrößerte. Meine Mutter schaute nervös zwischen mir und der Oma hin und her, aus Angst, dass ich jetzt vollkommen ausraste. Ich blieb jedoch ruhig.

"Man verliebt sich nicht in ein Geschlecht", stellte ich klar. "Sondern in einen Menschen."

Stille im ganzen Raum. Alle sahen mich erschrocken an. Man hörte nur das entsetzte Aufatmen von ihr, sonst nichts. Ich packte Fiona und Vida an den Handgelenken. "Wenn unsere Eltern nichts tun, dann tu' ich das eben", und mit diesen Worten verschwand ich mit den beiden im zweiten Stock.
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"Lasst euch von älteren Menschen niemals was einreden, okay? Sie leben noch in ihrer Zeit. Ihr seid eben die neue, junge Generation, aber das sehen die gar nicht ein", erklärte ich den beiden als sie sich auf meinem großen Bett in Decken und Kissen eingekuschelt haben. Ich saß neben ihnen auf der Bettkante und versuchte Ihnen klar zu machen, was dieser Generationenkonflikt ist. "Sowas passiert in vielen Familien", fügte ich hinzu. "Aber wichtig ist, dass ihr wisst wer ihr seid, ja? Und wenn ihr der Meinung seid, ihr wollt euch jetzt Schminken, dann tut das. Wenn ihr der Meinung seid, ihr müsst euch anders anziehen- probiert es aus. Ihr seid in einem Alter da verändert man sich so oft. Und das ist gut so, das gehört dazu. Das Wissen ältere Menschen nur nicht." Ich wusste nicht woher der Sinneswandel auf einmal kam. Seit wann ich akzeptierte wie die beiden geschminkt rumliefen, oder ihre Verhaltensart. Aber ich fing langsam an es zu akzeptieren. Die beiden schwiegen. "Ich hab euch lieb", ich strich den beiden über den Kopf. "Und auch wenn Weihnachten jetzt trauriger zu Ende geht, als gedacht- ich verspreche euch, dass wir morgen nachfeiern. Nur wir vier."

Mit diesen Worten verließ ich das Zimmer. Diese Nacht ließ ich sie in meinem Zimmer schlafen- natürlich bloß in der Hoffnung dass ich mich zu Felix konnte. Ich lief über den Flur und bemerkte, dass es unten still geworden war. Ich klopfte an seiner Tür und drückte langsam die Klinge runter. Ich trat ein und sah Felix auf seinem Bett sitzen und- er rauchte. "Was?", fragte er müde. "Lass' den Scheiss", murmelte ich. "Warum? Ich bin 'ne Schande für die Familie, hast du doch gehört", sagte er als wäre es das normalste der Welt. "Und ich darf dich nicht lieben. Verdammte scheisse, wo sind wir hier", wütend drückte er die noch halbe angefangene Zigarette an einem seiner Schulbücher aus und warf sie zu den anderen auf den Boden. Und ich würde lügen, würde ich sagen dass da erst zehn Stück liegen.

Ich setzte mich neben ihn und sah ihn an. "Wieso kann ich nichts? Ich bin scheisse, schwul und ein hässlicher Kettenraucher. Man alter, ich war eine fcking männliche Schlampe in der Schule", regte er sich über sich selbst auf. Er vergrub seinen Kopf in seinen Händen.

"Du bist der wundervollste Mensch, den ich kenne, Felix."

Er schien es erst realisieren zu müssen, bis er zu mir hochsah. Stumm wischte er sich die Tränen weg. "Rewi?" flüsterte er. "Kannst du was für dich behalten?", fragte er. "Natürlich", sagte ich ohne zu zögern. "Was denn?" "Mich." Er schniefte. "Ohne dich, hab' ich doch niemand."
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Tut mir leid für das traurige Kapitel und dass gestern nichts kam.

Schule hat angefangen und mir geht es nicht so gut.

In letzter Zeit mache ich mir um alles was ich mache Gedanken und hinterfrage alles. Und wenn ich dann anderer Meinung bin, rechtfertige ich mich. Vor mir selber. Whatever, ich bin total verwirrt.

Egal, hat euch das Kapitel gefallen? Wenig Rewilz Action, aber es kommt (hoffentlich) morgen was mit viel mehr.

Rewilz || Geschwister sollen sich nicht küssen!Where stories live. Discover now