59 | the end

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Es erwarten euch 1370 Wörter. Es wird noch ein Info Kapitel kommen, dran bleiben!

>> R E W I <<

Wo ist Felix?", fragte meine Mutter. "Er will nicht aufstehen", murmelte ich. "Ihr beide stellt euch echt an", Fiona verdrehte die Augen. "Ich will dich mal sehen wenn du 'ne Beziehung hast", fuhr ich sie an. "Also ich will keine Klammer-Beziehung, wie ihr sie habt." "Schön, interessiert mich aber nicht."

Fiona hatte die Schule gewechselt, da das Mobbing zu stark zugenommen hat und nicht mal mehr die Lehrer helfen konnten. Vida und Fiona waren seit dem zerstritten, weil Vida ihr nicht geholfen hat "als beste Freundin". Jedenfalls hat Fiona eine Menge neuer Freunde, was mich zwar freute aber die komplette Stimmung in dieser Familie war halt nicht mehr so, wie sie mal war.

"Felix, komm endlich aus dem Bett, Basti hat nicht ewig Zeit", rief meine Mutter nach oben. Ich stand vom Tisch auf und wollte meinen Freund versuchen zu wecken. Ich öffnete die Tür und im Zimmer war es immer noch dunkel und es war ziemlich stickig. "Schatz, willst du mich nicht verabschieden?" nuschelte ich und beugte mich über ihn. Liebevoll drückte ich ihm einen Kuss auf den Haaransatz. "Ich weiß dass du wach bist", flüsterte ich in sein Ohr und ich sah wie er eine Gänsehaut bekam. "Zwing mich nicht dich runter zu tragen."
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"Machs gut, du wirst mal ganz groß raus kommen, Sebastian", sagte meine Mutter begeistert und umarmte mich. "Ja, danke Mama." Ich drehte mich zu meiner kleinen Schwester. "Dich kleine Nervensäge werde ich glaub' ich am wenigsten vermissen", sagte ich. "Ja, von mir aus kannst dich eigentlich direkt verpissen", Vida grinste. Natürlich war das nur Ironie, so sprachen meine Schwester und ich halt miteinander. Ich nahm sie in den Arm und knuddelte sie. Peter wünschte mir viel Glück und bei Fiona hatte ich mich auch noch verabschiedet. Peter half mir mein ganzes Gepäck in mein Auto zu quetschen und die beiden kleinen "dekorierten" mein Auto indem sie irgendwelche Kuscheltiere von sich reinlegten die mich auf meiner Reise "begleiten sollen."

"Wann kommst du uns denn das nächste mal besuchen?", fragte meine Mutter. "Frühestens in 4 Monaten", sagte ich. Sie lachte leicht. "Äh, Mama, das war kein Witz."

Felix wollte nicht aus dem Bett und verabschieden wollte er sich auch nicht. Damit es ihn nicht "verletzt." Ich war schon enttäuscht deshalb. Immerhin war ich derjenige, der ab jetzt in einer fremden Stadt komplett auf sich allein gestellt war. Er hatte hier unsere Freunde, Familie und seine gewohnte Umgebung.

Ich wollte gerade in mein Auto steigen, als ich ihn am Fenster stehen sah. Er lächelte mich tapfer an. Wieso lächelte er? Wieso kann ich nicht Lächeln?

Ich konnte nicht fahren. Ich konnte nicht auf das blöde Pedal drücken. Ohne zu zögern stieg ich aus. Ich rannte an meiner Familie vorbei, die mich verwundert ansah und hetzte die Treppen hoch. "Was machst du hier? Du solltest da unten in dem blöden Auto sitzen", sagte Felix aufgebracht. "Ich kann nicht", ich nahm seine Hände in meine. "Warum?" "Man, wegen dir Felix", ich schluchzte und Tränen stiegen in meine Augen. "Scheisse, ich wollte nie vor dir weinen", ich ließ seine Hände los und wischte mir meine Tränen weg. Er lachte leicht. "Ich hab mich damit abgefunden, weißt du. Natürlich werde ich dich mehr als alles andere vermissen, aber du musst einfach versuchen nicht daran zu denken", er lächelte mich tapfer an. Sein süßes Felix- Lächeln eben. "Ist wirklich das erste mal, dass du vor mir weinst", er schmunzelte.

"Hey, wir schaffen das schon", er spielte nervös mit seinen Fingern rum. "Seit wann bist du der Optimist von uns beiden?", schniefte ich. "Wir sind fast zehn Monate zusammen. Unsere Beziehung kann daran doch gar nicht kaputt gehen. Komm schon, durch wie viel scheisse sind wir allein in diesen paar Monaten gegangen?! Ich mein, es wäre was anderes wenn wir erst zwei Wochen zusammen wären." "Wir waren gefühlt keine drei Stunden zusammen und haben uns direkt gestritten", sagte ich. Er lachte leicht und ich stimmte ein. "Wir sind zu unterschiedlich, aber deshalb scheitert unsere Beziehung nicht daran. Okay?!" "Wie kann es sein, dass mich das auf einmal mehr trifft, als dich..?"

"Mich trifft es mehr als dich, glaub' mir. Ich bin nur besser im verdrängen und außerdem hast du dich die letzten Monate nicht mal ansatzweise an das Thema rangetastet, während ich durchgehend deshalb geweint habe."

Ich war sprachlos über jedes seiner einzelnen Worte. Sie waren nichts großartig besonderes, aber sie hatten so eine Wirkung auf mich und bedeuteten mir so viel. "Woher weißt du immer was ich fühle?" Fragte ich und fuhr ihm durch seine weichen Haare. "Irgendwie kann ich das halt ganz gut. Glaube ich", er lächelte schüchtern. "Stimmt, eigentlich bist ja auch du die Heulsuse von uns beiden", ich zog ihn an mich heran und küsste sanft seine Schläfe.

Wir schwiegen darauf hin ein paar Minuten. In diesen stillen Sekunden versuchte ich meine Gedanken irgendwie zu sortieren.

"Ich liebe dich, Felix. Ich hab das Gefühl dass ich dir das viel zu selten sage, obwohl ich dir es jeden Tag sage. Keine Ahnung ob dir das zu kitschig ist oder so, aber du bist der Mensch auf den ich achtzehn Jahre meines Lebens gewartet habe. Und oh mein Gott, wie stellen uns so an, ich meine es ist nur ein blödes Studium und 'nur' 400km Entfernung, und es sind 'nur' 3 Jahre, aber ich glaube uns fällt es so schwer, weil wir durchgehend auf einander sitzen. Weißt du, wir verbringen ständig unsere komplette Zeit miteinander-" "BASTI, KOMM RUNTER!", rief meine Mutter und unterbrach mich damit. Ungeduldig sah Felix mich an.

"Fernbeziehungen funktionieren fast nie. Ich meine wir sehen uns jedes Jahr Jahr vielleicht an Weihnachten. So wenig körperliche Nähe hält kein Mensch aus, und ich will mich nicht von dir trennen, und-" ich stoppte.

Er sah mich entsetzt an.

"Und genau deshalb, will ich nicht weg von hier. Oder von dir." Er seufzte.

"Rewi? Du vertraust mir, oder?" Ich nickte unsicher. "Dann vertrau mir wenn ich dir sage, dass ich dir niemals Fremdgehen würde. Dann haben wir halt nur einmal im Jahr Sex, oh Gott, ist mir doch egal", jammerte er. "Nach drei Jahren ist einem das nicht mehr egal, sind wir mal realistisch", ich starrte auf den Boden. "Und es hat ja nicht mal was mit Sex zutun, sondern einfach generell.. Aber egal. Ich vertraue dir. Mehr als jedem anderen."

"Dann vertrau mir auch, wenn ich dir sage dass du da runter ins Auto steigen und nach Tübingen fahren sollst. Man, Rewi, mach die Augen auf! Das da unten ist deine Zukunft!" Doch ich schüttelte den Kopf.

"Du bist meine Zukunft."

Ungläubig sah er mich an. Er zog mich näher an ihn heran und sanft vereinte er unsere Lippen. Meine Hände fanden ihren Platz wie von selbst an seiner Hüfte und er legte seine Arme um meinen Hals. Nicht mal bei unserem ersten Kuss waren wir so vorsichtig und behutsam zueinander. Langsam lösten wir uns.

"Ich liebe dich", nuschelte er. "Ich mich auch." "Hurensohn", er boxte mir gegen die Schulter. Ich lachte.

"Du solltest jetzt gehen", er strich mir sanft über die Wange. Traurig sah ich auf den Boden. "Wenn man jemand liebt, dann muss man ihn gehen lassen", er schaute mich unentschlossen an. "Felix, den Spruch benutzt man in einem ganz anderen Zusammenhang." Er schüttelte den Kopf. "Nein. Nein, es stimmt. Und es trifft auf uns zu. Ich liebe dich. Ich liebe dich über alles und deshalb muss ich dich einfach gehen lassen. Denn ich weiß dass wenn du mich auch liebst, kommst du zurück."

Er ließ meine Hände los. "Ich komm' zurück."

War jetzt der Moment, an dem wir uns richtig verabschiedeten? War jetzt dieser Moment, an dem ich aus diesem Zimmer gehen würde, mich vor der Treppe ein letztes Mal umdrehe und er mir sehnsüchtig hinter her sieht? War jetzt der Moment, vor dem ich mich so lang gedrückt hatte und mich nie mit auseinander gesetzt habe? War das jetzt? Ich wollte das nicht! Die Vorstellung Felix hier alleine sitzen zu lassen, zerbrach mir das Herz. Aber er hatte Recht.

Ein letztes Mal blickte ich in seine braune Augen, die vor Müdigkeit aufblitzten. "Machs gut, Schatz", murmelte ich und drückte ihm einen liebevollen Kuss auf die Stirn, bevor ich für die nächsten Monate einfach verschwand.

THE END

Rewilz || Geschwister sollen sich nicht küssen!Where stories live. Discover now