20 | little sister and decisions

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>> R E W I <<

"Wir werden Models!", kreischend kamen die beiden ins Wohnzimmer, wo unsere Eltern uns bereits erwarteten. "Ob ihr uns glaubt oder nicht, eine Modelagentur hat uns angesprochen", erzählte Felix und verdrehte die Augen. "Wow, das ist ja toll! Ich wünsche euch viel Spaß dort", sagte meine Mutter und deckte gerade den Tisch. "Viel Spaß dort?", wiederholte ich sie unglaubwürdig. "Ist das alles?", fragte ich. "Das war ein klares Ja! Los, lass uns Eyeliner ausprobieren, ich hab mir ganz viel Zeug erst letzte Woche gekauft", rief Fiona und zog Vida mit sich die Treppen hoch. "Hey, wartet, was ist Eyeliner? Vida du bist erst elf!", rief ich besorgt hinterher. "Eyeliner ist das schwarze Zeug was über die oberen Wimpern kommt. Weißt du mit dem kleinen-", ich unterbrach meinen Freund. "Felix, woher weißt du sowas?"

"Basti, was hast du für ein Problem, wenn sich die Mädchen etwas schminken? Sie werden eben bald zu Teenagern und dann kaum hast du dich versehen haben sie ihren ersten Freund und du wirst sie auf dieser Couch mit einem viel älteren Typ rumknutschen sehen", meine Mutter lachte leicht als sie das sagte. Das wäre mein Albtraum! Doch nicht meine kleine Vida! "Spinnst du? Beim schminken reichts schon, Mama!" sagte ich entsetzt. "Ich finde dass auch etwas.. naja gefährlich", mischte sich nun Peter ein. "Ständig hören wir sowas auf der Wache. Junge Mädchen die geschminkt sind, naja, die-", stammelte er. Peter ist vom Beruf Polizist. "Ach, rede jetzt bitte nicht von Vergewaltigung", meine Mutter verdrehte die Augen. "Was? Vergewaltigung?", meine Augen weiteten sich. "Ich lasse meine kleine Schwester mit gerade mal elf Jahren,  bestimmt nicht zu einem aufgetakeltem Biest werden!", ich raste die Treppen nach oben.

"Rewi", rief Felix, der mir hinter her rannte. "Lass die beiden doch zu diesem Model-Dings gehen. Wir können es uns doch wenigstens anschauen", sagte er. "Nein, ich will nicht das ihr was passiert", erklärte ich. "Was ist wenn die total unseriös sind und wenn wir mal nicht hinschauen oder aufpassen sonst was mit den beiden machen, oh Gott ich will es mir gar nicht ausmalen", sagte ich verzweifelt. "Schatz, komm mal her", Felix breitete seine Arme aus. Sanft umarmte er mich. Manchmal wäre ich wirklich gerne der kleinere, der sich auch mal anlehnen oder seinen Kopf in die Halsbeuge des anderen legen kann. "Sie wünschen sich das so sehr. Und deine Mum hat Recht. Sie werden bald zu Teenies, was sollen wir beide da als große Brüder noch zu sagen haben? Genau", sagte er. "Nichts." Er seufzte und löste sich langsam von mir. "Meine Mutter erlaubt meiner elfjährigen Schwester zu einer unseriösen Modelagentur zu gehen, sich dort wie eine Tussi schminken zu lassen und sie so im Fernsehen blicken zu lassen. Und ich werde mit siebzehn nach meinem Beziehungsstatus ausgefragt. Pff, lächerlich", meckerte ich. "Mädchen sind doch ganz anderes aufgezogen wie Jungs, das kannst du nicht vergleichen", versuchte Felix mich zu beruhigen. "Bitte nicht so sexsistisch", murrte ich. Er verdrehte die Augen. "Ich hab nur keine Lust nochmal jemand aus so einer Situation zu retten", erklärte ich. Er schaute mich verwirrt an. "Ich will nicht nochmal erleben wie eine Person die ich liebe halb vergewaltigt wird. Und sieh' an, wir haben bis heute da nicht drüber geredet!", sagte ich genervt. "Rewi, komm mal runter. Ich versteh' wirklich deine Sorgen um Vida aber übertreiben musst du echt nicht. Wir würden ja die ganze Zeit dabei sein und die beiden nicht aus den Augen lassen", verständnislos sah er mich an. "Egal", ich ging in mein Zimmer und schloss hinter mir die Tür.

Nicht einmal Felix verstand mich. Wie erwartet war er mir hinterher gegangen und kam in mein Zimmer. "Tut mir leid", sagte er leise und setzte sich neben mich auf mein Bett. "Nein, du hast nichts getan", murmelte ich. "Vida hatte noch nie in ihrem Leben eine Vaterfigur. Und ich fühle mich jetzt irgendwie dazu verpflichtet, weißt du?", erklärte ich. "Klar, aber du bist der Bruder, das ist nicht deine Aufgabe", sagte er. "Und du bist ein toller Bruder. Ich glaube Vida weiß das gar nicht, wie sehr du dir den Kopf zerbrichst nur weil du sie beschützen willst. Aber weißt du was?", ich sah ihn an. "Du bist ein noch besserer Freund", er beugte sich langsam zu mir rüber und küsste mich sanft. Doch genau in dem Moment würde die Tür aufgerissen.

Wir lösten uns und sahen unsere Schwestern da stehen. Meine Augen wurden größer. Entsetzt starrte ich sie an. "Entfernt bitte die Farbe aus eurem Gesicht! Seit ihr in einen Farbeimer geflogen?", fragte ich während Felix leicht lachte. "So gehen wir zu dem Modelagent!", erklärte Fiona aufgeregt. "Nein, werdet ihr nicht", ich grinste nervös. "Doch, klar. Bitte Basti lass uns dahin", flehten sie. "Nein! Das wird viel zu gefährlich!" "Dein Ernst? Da haben wir einmal die Chance und dürfen nicht?" Vida sah mich wütend an. "Ihr seid einfach zu jung, ich will euch sowas nicht zumuten. Ich meine es nur gut, Mädels." Vida sah mich enttäuscht an. "Wieso darf jeder glücklich sein und wir nicht?", fragte sie. "Was hat dass denn mit glücklich sein Zutun?", langsam nervte diese Diskussion mich. "Das hätte uns glücklich gemacht. Danke dass du alles kaputt machst, Sebastian."

Meine Zimmertür wurde zugeknallt.

"Mache ich wirklich alles kaputt?", fragte ich Felix niedergeschlagen. "Oh, nein, bitte sei du jetzt nicht auch noch traurig", er legte seinen Arm um mich und küsste sanft meine Stirn. "Du machst gar nichts kaputt, sie sind nur böse auf dich." "Ich will aber nicht dass die beiden auf mich böse sind", sagte ich. "Ich weiß gerade gar nicht ob es die richtige Entscheidung war. Ich bin so ein scheiss Bruder", verzweifelt ließ ich mich nach hinten fallen und drückte mein Gesicht in mein Kissen. Felix legte sich neben mich und zog mich auf seine Brust. "Hör auf das zu sagen. Wenn du dir so unsicher bist, schlaf heute nochmal eine Nacht drüber." Felix fuhr mir behutsam durch die Haare und ich spürte seinen Herzschlag. Er zog die Decke über uns. Ich war so glücklich, dass Felix so liebevoll mit mir umging, und er so ein großes Herz hat.

"Danke, Baby. Ich liebe dich."
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Rewi als großen Bruder haben. #goals

Rewilz || Geschwister sollen sich nicht küssen!Where stories live. Discover now