4.:"Apropos Arsch... "

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Ich bin zum Wald gefahren und sitze nun an einem kleinen, dreckigen Tümpel. Ich komme gerne hierher, obwohl es alles andere als schön ist. Man muss sich von dem, meist leerem, Parkplatz durch dichtes Gestrüpp durchkämpfen, um dann an dem braunen und stinkenden Wasser anzugelangen, ganz zu schweigen von den Mücken... Aber ich bin immer alleine hier, und das ist das, was ich brauche. Ich habe gerne Meine Ruhe, um nachzudenken oder abzuschalten. Ich würde diesen Ort ungerne jemandem zeigen oder mit wem teilen. Das würde mein Geheimnis zerstören.

Ich lege mich auf ein Stück Wiese, schließe die Augen und beginne, die Umgebung um mich herum wahrzunehmen. Wenn ich ganz zur Ruhe komme, kann ich die Natur um mich herum spüren. Ich fühle mich sicher und kann wieder klare Gedanken fassen. Ich bin hier immer hingekommen, wenn ich Stress hatte (In letzter Zeit meistens Stress mit Brian wegen dieser doofen Träume). Das ein oder andere Mal war ich auch nachts hier rausgefahren, um mich ein paar Stunden von dem Ort beruhigen zu lassen, wenn ich wieder Mal einen Traum hatte, Anfangs habe ich mich hier Nachts echt gegruselt, aber schon nach ein paar Minuten merkte ich schon die Ruhe der Natur und fühlte mich wieder sicher.

Nun aber zurück zu meinem Problem. Was hat es mit Nick, Mike und Jeremy auf sich? Denn eines steht fest: normal ist das Ganze hier überhaupt nicht. Ich glaube nicht an Schicksal und noch weniger an Bestimmung oder so mystischem Kram, aber das hier, das muss sogar ich zugeben, kann einfach keine normale Erklärung haben. Außer vielleicht, dass ich verrückt geworden bin und mir das Alles nur eingebildet habe oder wieder Träume. Aber da Brian Nick und seinen Bruder auch gesehen hat, kann das keine Einbildung sein und ich hoffe ja mal nicht, dass ich mich schlafend auf mein Motorrad gesetzt habe um in den Wald zu fahren. Denn momentan bin ich definitiv wach. Das gibt mir mein Magen zu erkennen, der Laut knurrt.

Widerwillig setze ich mich auf und gehe durch das Gestrüpp zurück zu meinem Motorrad. Ich habe einen Entschluss gefasst: ich werde herausfinden, was es mit den Träumen auf sich hat, koste es, was es wolle! Ich hasse Nick zwar wirklich, aber irgendwas war merkwürdig und ich möchte wissen, was dahinter steckt.

>Hast du nachher noch Zeit?< schreibe ich Mila nach dem Essen. Auf ihre Nachrichten, was mir denn einfallen würde einfach zu gehen ohne ihr alles zu erklären, gehe ich erst gar nicht ein. Ich werde ihr gleich alles erzählen. >Bin so gut wie da! Und du bist mir sowas von noch eine Erklärung schuldig!!< kommt sofort zurück. Ich muss grinsen. Ich weiß, dass sie mir nicht böse ist, sondern einfach nur extrem neugierig.

2 Stunden später, um 20 Uhr, steht sie dann endlich vor der Tür. Etwas genervt von dem langen Warten öffne ich die Türe. „Ich dachte, du bist 'so gut wie da'?" Zitiere ich sie. „Was denn?" schmollt sie, was mich leicht grinsen lässt. „Ich hatte eben noch Hunger und nach dem Essen habe ich meine Schuhe nicht gefunden. Als ich die dann hatte, waren meine Schlüssel verschwunden und dann..." ich höre schon gar nicht mehr zu sondern gehe lachend vor auf mein Zimmer.

„jetzt erzähl endlich mal was das heute war!" Versucht Mila mich zum Reden zu bringen, nachdem wir uns auf mein Bett gesetzt und ich Musik angeschaltet habe. So beginne ich ihr alles zu erzählen. Begonnen bei den Träumen und Beendet mit meiner Flucht vom Schulgelände. Von Brians Versuch mit mir zu schlafen, von unserer Trennung und der anschließenden Begegnung mit Nick, Jeremy und nachher noch dem Bruder Mike.

„Und da du so auf den mystischen Kram stehst, darfst du jetzt eine plausible Erklärung für das Alles finden!" ,schließe ich mit meinen Erzählungen ab.

Ich schaue zu ihr rüber, da mich ihr schweigen wundert, aber sehe dann, dass sie schon voll in ihrem Element ist und Notizen anfertigt. Leicht schmunzelnd betrachte ich es genauer:

Jeremy (Jare): kleiner Bruder, Streber, Nervensäge, weiß von den Träumen (eventuell Schwachstelle für Infos??) Michael (Mike): der liebe Zwilling. Hübsch. Braune Haare. Müssen noch herausfinden, was er genau weiß Nick: der böse Zwilling. Arschloch aber heiß. Grüne Augen. Hass. Dreamboy. Brian: Armer, ungeliebter Ex, der nicht mithalten kann Becca: Träume von Nick. Hasst ihn (vielleicht nicht mehr lange;) ). Schlechte Lügnerin. Steht auf die Natur

Geht sie jetzt nur, weil ihr kleiner Bruder nervig und ein Streber ist davon aus, dass das alle Jungs in seinem Alter sind? „Mila..?" „Ja?", erwidert sie mit einem stolzen Lächeln auf den Lippen. „Was soll das?" Jetzt schaut sie etwas verletzt. „Naja... Ich dachte, dass ein kleiner Überblick nicht schaden könnte. Deswegen habe ich alles festgehalten, was uns helfen könnte, das Rätsel der Träume zu lösen. Ich kann aber auch nicht helfen, wenn dir meine Methoden nicht gefallen, also dann-" „Mila, alles gut entspann dich. Das ist schon okay. Aber... warum schreibst du bitte, dass ich die Natur mag? Das ist doch vollkommen irrelevant. Und das mit dem Lügen ist einfach nur mein schlechtes Gewissen. Das hat auch nichts damit zu tun.", unterbreche ich sie vorsichtig, doch Mila will das alles nicht hören: „Becca! Nicht jede 18-jährige steht auf die Natur! Und das schlechte Gewissen kannst du dir sonst wo hin stecken. Soll ich dir jetzt helfen oder nicht? Mein Plan steht fest! Schritt Nr. 1: herausfinden, wo die Typen herkommen. Und vielleicht erfahren wir ja auch zeitgleich, warum sie hergekommen sind. Mir sind das alles etwas zu viele Zufälle." „Aber wie willst du das rausfinden?" Sie sieht mich mit dem Blick an, den sie als Kind immer aufgesetzt hatte, wenn sie einen hinterlistigen Bösewicht gespielt hatte. Wir nutzen ihre Schwachstelle." Ich muss automatisch lachen, denn manchmal wirkt Mila wirklich etwas verrückt. „Du willst ihren Bruder aushorchen? Und du denkst, dass er uns Infos geben wird?" „Uns vielleicht nicht. Aber zufälligerweise ist mein kleiner Bruder in seinem Alter und ich kann mir vorstellen, dass er dieses Geheimnis auch gerne lüften würde." „ Du willst Clyde auf ihn loslassen? Der arme Kerl!" Clyde ist echt lieb, aber seine Neugierde, was ungelüftete Geheimnisse angeht, steht der seiner Schwester um nichts nach. Der einzige Unterschied ist, dass er mit einer so unfassbaren Penetranz und Ausdauer nervt, dass er alles bekommen kann, was er will. Er lässt einfach niemals locker. „Ach, wenn er so einen Arsch wie Nick als Bruder hat, wird er sich über meinen sicher freuen.", gibt sie lachend von sich.

„Apropos Arsch...", sagt sie zwinkernd. „Vergiss es! Ich steh nicht auf ihn und das wird sich so schnell auch nicht ändern! Er ist wirklich ein Arsch und selbst wenn seiner nicht schlecht aussieht, hasse ich ihn aus tiefsten Herzen!" Auch wenn es hart klingt, es ist die Wahrheit. „Hm... schade. Und sein Bruder? Mike?" „Der ist zwar kein Arsch, aber ob der was wäre, weiß ich nicht. Das ist mir momentan auch echt egal. Es gibt wichtigeres zu tun, als mich zu verkuppeln. Außerdem habe ich mich heute erst von meinem Freund getrennt, da kannst du wenigstens mal ein bisschen taktvoller sein und was warten." „Warum sollte ich? Du bist doch eh schon drüber hinweg!" Sagt sie und grinst wissend. Ich schüttle einfach nur lächelnd den Kopf. Wir wissen beide, dass sie Recht hat.

Hass auf den ersten Blick?Where stories live. Discover now