62.: back to school

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"Ich weiß echt nicht, warum ich mir das antue", quengel ich und lass mich auf den Stuhl neben Clark in der Cafeteria fallen. An unserem ersten Tag dachte ich, sie würde wie früher wieder Abstand von mir halten in der Schule, aber da hatte ich mich wohl geirrt. Die Pausen verbringe ich meistens mit ihr, auch wenn ich mit einigen Leuten aus meiner Stufe ganz gut klarkomme. "Dein veterinärstudium", erinnert mich Clark, ebenso wie in den letzten Tagen. Schule ist einfach die Hölle und ich hatte sie das letzte Jahr echt nicht vermisst. Ich wurde von einigen schief angesehen, als ich wieder hier aufgetaucht bin und die in meiner Stufe reden auch über mich. Manche halten mich für einen Hippie, weil ich durch Europa gezogen bin und mich von der Musik ernährt habe, aber eigentlich ist mir egal, was die anderen von mir denken. Ich sehe grade, wie Jeremy und Clyde sich an einem Mädchen an den Tisch setzen und von der Entfernung sieht es doch tatsächlich so aus. Als würde Jeremy flirten. "Guck sich einer den Frauenheld an", mache ich meine Schwester auf in aufmerksam, die auch leicht lachen muss. "Kommt wohl ganz nach seinen Brüdern", Grinst sie, woraufhin ich ihr die Zunge rausstrecke. "Ihr redet von dem kleinen O'Neall? Der eine Bruder hat eine Freundin aus England. Er ist wohl der Romantiker schlechthin. Der Frauenheld ist eher sein Zwilling, Nick. Er hat letztes Jahr reihenweise Mädels abgeschleppt. Er hat ihnen so lange Hoffnungen gemacht, bis sie mit ihm in die Kiste gesprungen sind und hat das ganze dann beendet. Er ist einfach ein totaler Badboy, im Gegensatz zu seinem Bruder." Verträumt blickt sie in die Luft und ich kann mich nicht ganz zwischen verärgert und amüsiert entscheiden. Denn sie hat die Zwillinge einfach völlig falsch eingeschätzt. In Wahrheit ist Mike der Frauenheld und Badboy, der sich einfach nur verliebt hat und Nick ist der sensible Romantiker, der von seiner Liebe hängen gelassen wurde. Und verärgert, weil es mich aufregt, wie sie über meinen Freund spricht. Clark blickt mich einfach nur vielsagend an und wendet sich dann an Nele, die sich wie selbstverständlich zu uns gesetzt hat. Sie geht in die Stufe von Clark. "Und du warst auch mit ihm in der Kiste?" Clark mag nele wohl nicht besonders. "Ich nicht, aber meine Schwester." Sie zeigt mit den Finger in eine Richtung und ich erkenne ein Mädchen aus meinem Jahrgang. Gina ist eigentlich sehr nett und mir tut es plötzlich Wahnsinnig leid, dass Nick sie so benutzt hat. "Wie alt ist sie?", fragt Clark. "Mittlerweile 17" das bringt das Fass zum Überlaufen. Mein Freund hat mit einem damals 16 jährigem Mädchen geschlafen? Ich finde es sowieso komisch, dass ich eine seiner Bettgeschichten persönlich kenne, aber dass sie dann auch noch minderjährig und einfach nur nett ist, kann ich einfach nicht glauben. Schnaubend stehe ich auf und verlasse die Cafeteria. Ich bleibe jedoch auf dem Schulgelände, denn Schwänzen kann ich mir einfach nicht leisten. Ich will einen guten Schulabschluss. Die letzte doppelstunde habe ich sogar mit Gina zusammen und immer sehe ich sie mit Nick vor meinem inneren Auge, wie sie ihm die Unschuld schenkt. Solche Typen habe ich schon immer gehasst. Und mit so einem bin ich zusammen? Nach der Schule fahre ich zu meinem Tümpel. Eigentlich war ich mit Nick verabredet, aber grade verachte ich ihn einfach zu sehr, um mich mit ihm zu treffen.
Eine Stunde nachdem ich bei ihm sein sollte, baut er die Verbindung zu mir auf, die ich widerwillig zulasse. Er merkt anscheinend sofort, dass ich nicht gut auf ihn zu sprechen bin. Was hab ich gemacht? Ich schnaube nur abfällig und will erstmal nicht antworten, doch ich sperre ihn auch nicht aus, das kann ich einfach nicht. Bex, bitte sag mir was los ist! Er klingt etwas verzweifelt, aber ich habe kein schlechtes Gewissen. Ich habe heute mit Ginas kleiner Schwester geredet. Nick schweigt lange. Und erst habe ich das Gefühl, er weiß gar nicht, wer Gina ist, doch dann antwortet er schließlich sehr ruhig. Wo bist du? Am Tümpel? Ich komm zu dir, dann erkläre ich dir alles!
Nein, ich- will dich nicht sehen, will ich antworten, doch er hat die Verbindung gekappt. Schnell packe ich meine Sachen zusammen, laufe zum Motorrad und fahre zu Scott. Er kann einen einfach immer aufheitern und fragt auch nicht blöd nach. "Becca! Womit habe ich den Besuch verdient?" Ich umarme ihn einmal feste, auf der Suche nach etwas Trost. "Ihr habt Stress, oder?" Okay, er fragt doch blöd nach.... als Antwort nicke ich nur und nehme dankend sein Bier an, das er mir hinhält. Er holt sich ein neues. "Kann ich hier bleiben? Ich hoffe, er wird mich hier nicht suchen." Er sieht mich forschend an. "Becci, du kannst bleiben, solange du magst, ich bin immer für dich da. Ich weiß ja nicht, was er gemacht hat, aber vielleicht solltest du dich nicht ewig vor ihm verstecken. Er ist echt verrückt nach dir und wirklich ein guter Kerl." Ich seufze. Das habe ich auch immer gedacht. Scott bemerkt wohl, dass ich kurz davor bin, in Tränen auszubrechen und wirkt ein wenig Panisch. "Okay, vergiss es einfach, ok? Bitte nur nicht weinen! Kann ich dich irgendwie ablenken? Alkohol? Zocken? Musik? Sex? Ok- nein, kein Sex, ihr habt zwar Stress aber du bist noch vergeben... machen wir was Musik?" Ich muss leicht lächeln, denn so unsicher erlebe ich ihn selten. "Becca ernsthaft, ich bin nicht gut im trösten, du hättest besser zu Elijah gehen sollen", seufzt er frustriert auf. Das bringt mich wirklich zum lächeln. "Wir können was zocken. Ich bin zwar unheimlich schlecht in sowas, aber vielleicht ist das nicht so verkehrt."
Während es abends Versucht Nick noch einige Male die Verbindung zu mir aufzubauen und mich anzurufen, doch ich lehne immer ab. Die Nacht verbringe ich mit Scott in seinem Bett. Er hat sich erst nicht getraut und sich dann ans Äußerste Ende von dem Bett gelegt. Aber auf dem kleinen Sofa wollte keiner von uns schlafen. Am nächsten morgen schlief er noch, als ich zur Schule musste. Also hinterlasse ich ihm eine Nachricht, in der ich mich bedanke und mache mich auf den Weg.

Hass auf den ersten Blick?Where stories live. Discover now