Hass auf den ersten Blick?

38.: "Du hälst dich vielleicht für total erwachsen"

"Becca was machst du hier?", fragt Mike mich irgendwann, als ich mich etwas beruhigt habe. Ich kann ganz deutlich auch die Tränen in seinen Augen sehen. "Musik und du?", gebe ich frech von mir, was ihm sogar ein Lächeln entlockt. "Ich besuche Emily übers Wochenende. Morgen gehts wieder zurück nach Hause." Ich nicke nur und begrüße Emily leicht. Diese hält sich jedoch im Hintergrund und gibt uns etwas Zeit, was ich ihr echt hoch anrechne. "Es ist schön dich zu sehen", meint Mike und strubbelig mir durch meine, mittlerweile etwas kürzeren, aber immer noch roten Haare. Sie gehen mir bis Kurz über die Schulter und sind fransig. Das liegt eventuell daran, dass ich sie, mithilfe der Jungs, selber geschnitten habe. Ich schüttle den Kopf, dass sie fliegen. "Sieht süß aus." "Danke" wir schweigen eine Zeit lang und meiden beide das, eigentlich unvermeidliche Thema. "Das Lied war also für meinen Bruder?", fragt Mike letzten Endes vorsichtig. Ich nicke nur mit dem kopf und halte den Blick auf meine Boots gesenkt. Mike hebt meinen Kopf an und sieht mir in die Augen: "du liebst ihn wirklich oder?" Ich nicke nur und schaue wieder nach unten. "Tut mir leid Becca, aber ich verstehe das alles nicht! Wieso bist du nicht wiedergekommen wenn du ihn liebst?" "Ich... musste einfach mal raus da... und als ich mich dann bei Nick gemeldet habe, hat er mir sehr deutlich gemacht, wie er mich und meine Aktion findet. Ich hatte nichtmal die Chance, ihm alles zu erklären" "sei mir nicht böse, aber die Chance hattest du, als ihr zusammen wart und du ihm gegenüber einfach keinmal was erwähnst hast! Er hat sich schon bevor ihr zusammen wart sorgen gemacht. Er lag mir immer wieder in den Ohren, dass er das Gefühl hat, dass du unglücklich bist und Probleme hast. Ich habe ihm gesagt, dass du ihm schon alles erzählen wirst und er dir deinen Freiraum geben soll. Es war wahrscheinlich genau das falsche." "Nein, war es nicht. Er hat mir das Leben lebenswert gemacht. Ohne ihn wäre ich komplett abgestürzt. Verdammt, er war mein Leben... ohne ihn... kann ich einfach nicht mehr zurück. Diese Lücke kann man einfach nicht füllen..." "du willst nie wieder zurück? Wann hattest du zuletzt Kontakt zu deinen Eltern? An deinem Geburtstag?" An meinem Geburtstag hat meine Mutter versucht anzurufen, ich habe es jedoch ignoriert. Nur mit Mila habe ich gesprochen. Clark habe ich eine Nachricht geschickt. "Weihnachten", gebe ich leise von mir. "Warum?" Fragt Mike nur. "Sie wollen immer, dass ich wiederkomme. Sie wenigstens besuchen, aber ich will nicht." "Verdammt Becca", meint Mike nur leise, verzweifelt, woraufhin mir wieder die Tränen kommen. Er ignoriert es jedoch dieses Mal. "Du machst jetzt den Auftritt noch fertig und dann kommst du mit zu mir und Emily. Meinetwegen können die zwei mitkommen, aber morgen fährst du mit mir nach Hause!" Ich reiße schockiert meine Augen auf und will protestieren. Er sieht mich jedoch streng an, hebt einen Finger, mit dem er drohend vor meinem Gesicht rumwedelt und meint in einem Ton, der keinen Widerspruch erlaubt: "du hast in dem letzten Jahr immer nur gemacht, was du willst und du hast dir verdammt nochmal den einfachsten weg ausgesucht, während mein Bruder durch die Hölle gegangen ist, deine Schwester zu einem Einzelkind mutiert ist, deine beste Freundin quasi alleine dasteht und deine Eltern sich wahrscheinlich verdammte Sorgen machen, weil sie dich zuletzt gesehen haben, als du Psychisch völlig labil warst. Sie wollen sich doch nur vergewissern, dass es dir wirklich wieder besser geht! Du hälst dich vielleicht für total erwachsen, benimmst dich jedoch wie ein kleines Kind! Du bist beleidigt, weil Nick dir nach Monaten einen Korb gegeben hat? Du bist einfach mitten in der Beziehung abgehauen und er hat sogar zugelassen, dass du Kontakt zu ihm aufnimmst. Durch den ganzen scheiß säugt und Kifft er, was er sonst noch nimmt, will ich echt nicht wissen und Legt eine nach der anderen flach! Das ist nicht der Bruder, den ich früher hatte! Becca, du bist es uns einfach schuldig, dass du dich wenigstens einmal blicken lässt. Meinetwegen nimm deine Bodyguards mit aber bitte, komm zur Besinnung." Ich schlucke und muss das ganze erstmal sacken lassen. Dann drehe ich mich zu den Jungs um. "Was haltet ihr von Schottland?" Beide Nicken nur. Ich drehe mich zu Mike um, der mich in den Arm nimmt. "Ich bin stolz auf dich. Und jetzt Schwing deinen süßen arsch zurück auf die Bühne. Ich warte nach dem Auftritt vor der Bar auf euch, dann könnt ihr mit zu uns kommen." "Danke", Flüster ich leise.

Bei Emily angekommen bleiben wir im Flur stehen. "Meine Eltern schlafen schon. Wir haben ein Doppelbett im Gästezimmer im Angebot und die Couch", meint sie während sie auf die Couch im Wohnzimmer zeigt. "Alles klar", meint Sven und lässt sich darauf fallen. "Nun... gut... also das Gästezimmer ist hier vorne", meine Emily, wohl etwas verwirrt, dass Nils und ich uns ein Bett teilen. "Geht doch schonmal vor", meint Mike, zieht mich am Arm in die Küche und schließt Die Türe hinter uns. "Was soll das? Du und der Typ? Meintest du nicht eben noch, dass du immer noch Nick liebst?" Ich seufze... "tu ich auch. Nils ist nur... eine Art Ablenkung? Das bei uns Läuft ohne Gefühle" "Was? Du schläfst mit dem Kerl um von Nick loszukommen? Lass es doch einfach zu!" "Ich soll es zulassen? Reicht es denn nicht, dass ich, wie vor einem Jahr, jede verfickte Nacht von ihm träume? Ich bekomm ihn einfach nicht da raus! Lass mich doch wenigstens versuchen tagsüber nicht nur an ihn zu denken! Ich halt das nicht mehr aus!", ich schreie ihn an, ich bin echt verzweifelt. "Alles gut Becca, es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass eure Träume wieder da sind. Aber bitte schlaf nicht mit ihm, wenn ich nebenan im Zimmer liege. Das passt einfach in meinem Kopf nicht Zusammen." Ich schnaube auf, stimme jedoch zu. Er nickt dankbar und führt mich ins Gästezimmer. Nils liegt schon im Bett. Ich ziehe mir meine Klamotten aus, zieh mir mein Schlafshirt über und lege mich zu ihm. Er zieht mich zu sich und beginnt mich zu küssen. Abgesehen von meinem Versprechen Mike gegenüber, habe ich grade auch keine Lust mit Nils rumzumachen. Meine Gedanken wandern immer wieder zu Nick. Ich schiebe ihn von mir weg. Er akzeptiert es und nimmt mich einfach nur in den Arm. "Sieht Mike Nick sehr ähnlich?" "Sie sind Zwillinge. Eineiige Zwillinge. Der einzige Unterschied sind die Augen. Nicks sind grün.", seufze ich. "Verdammt, Becca. Er ist echt deine große Liebe, oder?" Ich zucke mit den Schultern "wer weiß das schon. Fest steht, dass ich ihn jedoch einfach nicht vergessen kann. Selbst wenn Ich es wöllte." "Ihr komm bestimmt wieder zusammen", meint Nils und klingt wirklich sehr überzeugt.  Ich schnaube nur verächtlich. "Ihr gehört einfach zusammen! Und außerdem wäre das einfach total romantisch!" "Bist du schwul?" "Nein! Einfach nur kitschig und romantisch!" Ich muss lachen. "Alles klar", antworte ich nur und kuschel mich an ihn. Er beruhigt mich immer, wenn ich nachts von den Träumen wach werde.