63.: Gina

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Am Schulgelände angekommen, sehe ich ihn sofort. Er lehnt an seinem Motorrad und blickt aufmerksam umher, auf der Suche nach mir. "Da bist du ja! Ich musste mit dem Schulbus fahren.", ich zucke zusammen, als meine kleiner Schwester schmollend neben mir auftaucht. Gehetzt blicke ich in die Richtung von Nick, der mich wohl grade entdeckt hat. "Nick ist da und kommt auf dich zu. Habt ihr Streit?" Ich seufze und sehe sie flehend an. "Bitte. Ich will ihn echt nicht sehen." Ich kann nicht verhindern, dass sich die Tränen in meinen Augen anstauen. Clark nickt selbstbewusst und ich laufe weg, in Richtung Schule. An der Tür blicke ich noch einmal auf und blicke genau in seine grünen Augen. Den Ausdruck in ihnen kann ich nicht sehen, dafür sind wir zu weit voneinander entfernt. Er Unterbricht den Blickkontakt, als meine Schwester, die sehr energisch auf ihn einzureden scheint, ihm eine Backpfeife gibt und abdampft. Ich habe meine Schwester echt lieb, aber das war glaube ich etwas übertreiben. Andererseits.... ich denke, dass er den Mädchen mehr weh getan hat. Doch ihn jetzt so verlassen und überfordert auf dem Schulhof stehen zu sehen, tut mir ein klein bisschen weh. Doch das ändert sich, als ich Gina erblicke, die ebenfalls zu Nick blickt. Verdammt. Die Arme. Ich gehe zu ihr und spreche sie vorsichtig an. "Hey Gina. Nele hat mir von dir und Nick erzählt. Ich...Ääähm... es tut mir echt leid, was er mit dir gemacht hat. Ich weiß auch nicht was in ihn gefahren ist." Beschämt blicke ich zu Boden. "Du bist DIE Becca? Oh man, klar. Jetzt ergibt das auch alles wieder Sinn!!" Überrascht blicke ich auf. Gina scheint es gar nicht so schlecht zu gehen. "Was meinst du?" Sie grinst mich an. "Ich habe Nick in einer Bar kennen gelernt, als er sich grade an eine dumme Blondine rangemacht hat. Sie ist auch sofort darauf eingegangen, aber ist nochmal auf Klo gegangen, bevor sie abdampfen wollten. Dann habe ich ihn einfach angesprochen. Keine Ahnung, was mich da geritten hat, aber mir ist er schon häufiger aufgefallen. Also, dass er trinkt und Mädels abschleppt. Ich habe mich ihm einfach vorgestellt und gefragt, die wievielte das diesen Monat wäre, woraufhin er angefangen hat zu weinen. Das hat mich erst etwas überfordert, doch dann habe ich gemerkt, dass er high ist. Ich habe ihn einfach mit zu mir genommen und da hat er mir alles erzählt. Von dir und dass du, naja, eine Therapie gemacht hast und einfach von heute auf morgen weg warst. Dass du länger als geplant geblieben bist, dich nicht gemeldet hast und er dich einfach nicht vergessen kann, egal was er tut. Er war völlig am Ende, also habe ich ihn bei mir schlafen gelassen. Am nächsten Tag beim Frühstück kam dann meine Schwester dazu und dachte natürlich gleich, wir hätten was gehabt. Sie hat mir einfach nicht geglaubt, dabei bin ich mir sicher, dass Nick niemals mit einer minderjährigen ins Bett gegangen wäre. Zwei Tage später hatte er mich nochmal angerufen und wir haben uns zum kaffetrinken verabredet. Er erzählte mir, dass du Kontakt zu ihm aufgenommen hättest, er dich aber abgewimmelt hat. Er konnte aber deinen Arschtritt nicht ignorieren, und hat sich bei seinem Bruder entschuldigt. Wir haben uns noch häufiger getroffen, ich glaube er wollte einfach reden. Naja, irgendwann hat er sich dann nicht mehr gemeldet und ich hatte mir schon etwas sorgen gemacht, aber anscheinend, bist du wieder zurückgekommen und hast ihn wieder zur Vernunft bekommen." Ich bin etwas baff. Damit hätte ich nicht gerechnet. "Das war aber auch etwas gemein von dir." Ich nicke nur, denn das ist mir bewusst. "Das heißt, er hat nicht mit dir geschlafen, dir keine falschen Hoffnungen gemacht und dir auch nicht das Herz gebrochen?" Gehe ich nochmal auf Nummer sicher. "Um gottes Willen, nein! Ich glaube, er hat niemanden falsche Hoffnungen gemacht. Er war immer sehr deutlich, dass er nur Sex will." "Fuck" frustriert raufe ich mir die Haare und blicke zu der Stelle, auf der Nick eben noch gestanden hat. "Warte mal- ihr habt Streit? Wegen mir?!" Ich nicke. "Ich dachte, er hätte dich ausgenutzt." Gina lacht leise und umarmt mich dann. "Das ist echt süß. Aber mach dir keinen Kopf. Wir gehen jetzt in den Unterricht, sonst kommen wir zu spät. Und nach der Schule fährst du dann zu ihm und klärst das, ok?" Ich nicke stumm und folge ihr in unsere ersten Kurs, den wir gemeinsam haben. Ich glaube, ich mag Gina wirklich. Sie wirkt viel erwachsener als sie ist.

Ich steh vor Nicks haus und Klingel Sturm. Ich wollte in der Pause schon die Verbindung aufbauen, doch dieses Mal hat er mich ignoriert. Und eigentlich bin ich ganz froh darüber, dass er mir nicht ewig hinterherrennt, denn das hätte ich nicht verdient und dann wäre mein schlechtes Gewissen nur noch größer gewesen. Keiner öffnet. "Nick? Nick mach verdammt nochmal die Türe auf!" Schreie ich rum. Ich bin mir sicher dass er da ist, zumindest steht seine Maschine in der Einfahrt. "Warum? Damit du mir auch eine verpassen kannst?!" Oben hat sich ein Fenster geöffnet und Nick guckt raus. Er sieht verzweifelt, traurig und wütend aus. "Nein. Aber du solltest mir eine verpassen für meine Doofheit." Rufe ich, ebenso wütend zurück. Doch ich bin eher wütend auf mich selber, als auf ihn. Überrascht blickt er auf. "Machst du bitte auf?" Es klingt schon fast wie ein flehen und als Nick wortlos das Fenster schließt denke ich schon, dass er nicht will, doch kurze Zeit später öffnet sich mir die Türe und Nick steht vor mir. Er sieht nicht mehr ganz so wütend aus, eher etwas verwirrt. "Ich bin ein Idiot." Maule ich. "Ich- ich hätte dir zuhören sollen. Aber Gina hat mir alles erklärt und- Gott, bin ich blöd. Es tut mir einfach leid, ok? Ich war nur so wütend, dass du mit einer minderjährigen ins Bett gesprungen bist und sie dabei sicher noch entjungfert hast. Das- das hat einfach nicht zu dir gepasst und ich war einfach nur enttäuscht. Dabei hast du das gar nicht gemacht. Du hast nur mit ihr geredet. Ich- verzeihst du mir?" Seufzend bitter er mich, rein zu kommen und ich folge ihm schweigend in mein Zimmer, in dem er sich auf Sein Bett fallen lässt. Bisher hat er noch immer nichts gesagt. "Nick?", frage ich vorsichtig nach, woraufhin er aufsteht und sich so dicht vor mich stellt, dass ich beinahe seinen Herzschlag spüren kann.

Hass auf den ersten Blick?Where stories live. Discover now