12.:"Ich werde mich definitv nicht nackt in dein Bett legen!"

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"Nick?" "Hmm?", brummt er im Schlaf. "Wie viel Uhr ist es?" Er wirft ein Blick auf sein Handy "1:06", murmelt er verschlafen. "Ok".... "Nick?" "Es ist 1:07", antwortet er genervt. "Nein, das meine ich nicht.", muss ich lachen. Er löst sich leicht von mir und schaut mich verschlafen und fragend an. "Mir ist echt warm..." "Dann zieh dich aus, du hast ja auch noch Mikes Hoodie an. Meiner würde dir sowieso besser stehen." Ich schlage ihm leicht auf die Brust. "Ich werde mich definitiv nicht nackt in dein Bett legen", lache ich. Er wird rot und merkt erst jetzt, was er im Halbschlaf von sich gegeben hat. "Kannst mein Shirt anziehen. Das müsste da hinten liegen.", sagt er und deutet hinter sich. Ich nicke und kletter über ihn. Oder besser, ich will über ihn klettern, denn mittlerweile ist Nick wach genug, um mich festzuhalten und einen Kuss als Wegezoll zu verlangen, den ich ihm gerne gebe.

An seinem Shirt angelangt schaue ich mich unschlüssig um. Soll ich mich wirklich vor ihm umziehen? "Ich schau auch weg", lacht Nick, macht jedoch keinerlei Anstalten, sich umzudrehen. So strecke ich ihm die Zunge raus und gehe ins Badezimmer, um mich umzuziehen. Eine Sache wird mir schlagartig klar: die Chancen stehen sehr hoch, dass wir uns gleich wieder hassen. Dennoch probiere ich es und öffne vorsichtig die Türe zu seinem Zimmer.

Noch verspüre ich keinen Hass. Nur Nervosität. Nick jedoch sitzt schlagartig in seinem Bett und schaut mich hasserfüllt an. Ich schlucke schwer. Auch in mir regt sich was, doch ich kann es unterdrücken. "Nick, ich bins...", sage ich vorsichtig. "Bex", benutze ich seinen Spitznamen. "Ha, das ich nicht lache! Ich hatte doch recht, du bist eine verdammte Schlampe! Wir kennen uns seit ein paar Tagen und schon steigst du mit mir ins Bett? Und kommst jetzt mit eingezogenem Schwanz hier rein geschlichen wie ein Hund, Bex?", sagt er total verächtlich und kalt. Ich zucke zusammen und werde langsam doch ein bisschen wütend. "Warum bist du nicht einfach gegangen? Fehlt dir deine Bezahlung? Wie viel verlangst du denn für ein bisschen rummachen?", lässt er mich höhnisch als Hure dastehen. Das lässt mich aufschluchzen. Er lacht mich aus und beleidigt mich weiter. Ich bin zu verletzt, um meine Wut raus zu lassen.

Ich sacke neben seiner geöffneten Zimmertür auf den Boden und höre, wie er sich mir nähert, und dabei Drohungen und Beleidigungen ausspricht. Dann spüre ich den Schmerz. Er hat mir eine Ohrfeige gegeben, mein Gesicht fliegt zur Seite und der Schmerz lässt mich aufschreien.

"Nick! Beruhig dich!", höre ich eine Stimme. Mike! Er hebt mich hoch und bringt mich von Nick weg. Er setzt mich auf ein Bett und versichert sich, dass es mir soweit gut geht. Dann geht er zurück und ich höre, wie er seinen Bruder zur Sau macht. Ich höre auch, wie Nick sich langsam beruhigt. Zum Schluss höre ich nur noch beruhigende Worte von Mike. Weint Nick? Tröstet Mike ihn? Auch mir kommen langsam die Tränen und ich gehe ins Bad, um mein Gesicht mit kaltem Wasser abzuspritzen. Im Spiegel sehe ich meine rote, geschwollene, tränennasse Wange. Doch mein blaues Auge ist schon etwas verblasst, was heißt, dass man morgen von der Backpfeife auch nicht mehr viel sehen sollte. Ich atme einmal tief durch und gehe zurück in Mikes Zimmer. Ich setzte mich in eine Ecke von seinem Bett.

Ich fühle mich fehl am Platz. Warum bin ich überhaupt hier geblieben? Ich spüre, wie Nick die Verbindung aufbauen will, doch ich lasse ihn nicht durch. Ich kann seine Verzweiflung spüren, doch ich kann das grade nicht. Als Mike in das Zimmer tritt, muss ich sofort wieder weinen. Er kommt wortlos auf mich zu und nimmt mich in den Arm. "Ich denke nicht, dass es dir hilft wenn ich sage, dass er das nicht wollte und er ein schlechtes Gewissen hat und es ihm unendlich Leid tut?" Ich schüttle schluchzend den Kopf und verkrieche mich in seinem T-Shirt, dass von meinen Tränen schon ganz nass ist.

"Das weiß ich doch alles. Aber ich versteh das einfach nicht. Woher kommt der Hass? Und warum habe ich es geschafft ruhig zu bleiben und er nicht? Und warum ist der ganze Hass weg, sobald wir uns berühren? Und was soll das mit den Träumen?", frage ich, als ich mich etwas beruhigt habe. "Das kann ich dir alles nicht beantworten, außer die Frage, warum du ruhig geblieben bist. Du glaubst an das Gute im Menschen und hast viel Selbstbeherrschung. Nick war schon immer skeptisch und vertraut Niemandem." "Hatte er deswegen noch nie eine Freundin?", rutscht es aus mir heraus, woraufhin ich mir schnell die Hand vor den Mund halte. "Das hat er dir erzählt?", fragt er verdutzt. Ich nicke nur zögerlich, nicht wissend, was ich ihm alles erzählen soll.
"Wo ist Jare eigentlich? Ich habe ihn überhaupt nicht gesehen?", fällt mir plötzlich ein.
"Er war gestern Nachmittag bei Clyde. Ich glaube, du bist mit seiner Schwester befreundet?" Ich nicke bestätigend. "Ich habe ihn abgeholt, als ihr in Nicks Zimmer wart, so gegen zwanzig Uhr." "Achso." Sage ich nur abwesend. In Gedanken bei den Sachen, die Nick und ich um zwanzig Uhr in seinem Zimmer gemacht haben. Mir kommen wieder die Tränen, doch ich kann sie unterdrücken. Ich weiß nicht wohin mit mir. Ich könnte nach Hause fahren, doch dann müsste ich mich Morgen den Fragen von Mum und Clark stellen- nein danke. "Kann ich hier schlafen?", frage ich leise. Er nickt und steht langsam auf. "War doch eh geplant.", meint er neckend. "Soll ich auf der Couch schlafen?", fragt er jedoch unsicher "Quatsch. Du bist schließlich ein Kumpel von mir und nicht der erste Kumpel, neben dem ich schlafe." Ein leichtes Lächeln macht sich auf meinem Gesicht breit. Er nickt und legt sich mit respektvollem Abstand neben mich. Ich Kuschel mich in meine Decke und schlafe schnell ein.

Hass auf den ersten Blick?Where stories live. Discover now