59.: Ich will nach Amerika zurück

43 1 0
                                    


Er war nicht grob und er hat auch nichts gegen meinen Willen getan, doch hat die Zärtlichkeit gefehlt. Ich habe mich gefühlt, wie eine von vielen und nicht wie seine Freundin, die er liebt. Ich habe die ganze Zeit still geweint. Geweint um das erste Mal mit Nick, was wir nie haben werden. Ich hoffe einfach, dass ich keinen Fehler gemacht habe. Als wir beide unsere Höhepunkt erreicht haben und er sich neben mir fallen gelassen hat, habe ich meine Kleidung gerichtet, die wir nicht ganz ausgezogen haben und bin in das Zimmer meiner Schwester geflüchtet, die eng umschlungen mit Mila in ihrem Bett lag. Als ich die Türe hinter mir schließe, schrecken beide auf. Clark braucht noch einen Moment um alles zu verstehen, doch Mila nimmt mich sofort in den Arm. "Ich habs getan", schluchze ich an ihrer Schulter. Sie zieht mich zum Bett und drückt mich zwichen sich und Clark, die mir nun auch beruhigend über die Schultern streicht. "Ihr habt miteinadner geschlafen?",fragen beide etwas überrascht. Ich lache verächtlich auf. "Das war kein 'miteinander schlafen'das war nicht mehr als ein Fick. Ich komm mir vor,wie ein verdammter One-Night- Stand." erkläreeich,am Ende meiner Nerven. Die beiden scheinen etwas geschockt und sprachlos zu sein, weshalb ich einfach weiter erzähle. "Er war nicht grob. Aber er war nicht er selbst. Er war high und betrunken. Aber ich habe es einfach nicht ausgehalten.Ich wollte einfach nicht nochmal diese Angst vor ihm haben müssen." ich werde immer leiser und am Ende sitze ich nur noch schluchzend wie ein kleines Häufchen Elend im Bett meiner Schwester. Diese blickt ihre Freundin fragend und überfordert an. Mila hat wie immer die Situation unter Kontrolle. "Du bleibst jetzt erstmal die Nacht hier bei Clark und ich gehe rüber und habe ein Auge auf Nick." ich nicke einfach nur, unfähig noch etwas zu sagen und kuschel mich in das Bett. Clark legt sich neben mich und schweigt lange. Ich denke schon, dass sie eingeschlafen ist, als ich ihre leise Stimme vernehme. "Meinst du, ihr bliebt zusammen?" "Ich weiß es nicht." antworte ich ehrlich. "Willst du es?" "Ich weiß es nicht." "Liebst du ihn." und wieder kommen mir die Tränen. "Mehr als alles andere." antworte ich leise, woraufhin Clark sich an mich kuschelt, wofür ich ihr unglaublich dankbar bin, da ich mich nicht mehr so einsam fühle. "Ich bin immer für dich da, okay?" Als antwortnicke ich nur, doch ich bin mir sicher, dass sie es wahrgenommen hat. Irgendwann falle ich schließlich noch in einen unruhigen Schlaf und werde irgendwann von einem Poltern wach.

Ich höre mehrere Stimmen auf dem Flur und als ich selber verschlafen nachsehe, was los ist, erkenne ich meine Mutter, die mit Mila diskutiert. "Was ist los?", frage ich neugierig. Meine Mutter sieht etwas verstört zu mir. Sicherlich ist sie etwas verwundert, dass ich aus dem Zimmer meiner Schwester komme, die mir ebenfalls auf den Flur gefolgt ist. "Nick ist im Bad." antwortet Mila. "Und kotzt." ergänzt meine Mutter. Ich nicke nur. "Was ist los!" fragt meine Mutter nun mich. "Er... er hat sich betrunken und Drogen genommen. Mila hat netterweise nach ihm gesehen, weil ich so wütend war. Ich habe bei Clark geschlafen." Erkläre ich nur die hälfte. Meine Mutter blickt etwas verwirrt zwischen uns hin und her und seufzt irgendwann. "Wir reden morgen, ok?" Ich antworte nur mit einem nicken und wende mich dem Bad zu, werde jedoch von Mila abgehalten. Bevor sie etwas sagen kann, schüttle ich stumm ihre Hand ab und betrete das Bad. Hinter mir schließe ich die Türe und setze mich neben Nick auf den Rand der Badewanne. Er sitzt neben dem Klo, doch übergeben tut er sich nicht mehr. Als er anfängt zu sprechen ist mir klar, dass er wieder nüchtern ist "Wieso?" mir kommen sofort die Tränen. "Ich wollte, dass es endlich aufhört.", flüstere ich, woraufhin er mich ansieht. Sein Blick ist unergründlich, aber er wirkt wirklich nüchtern. "Willst du einen Neuanfang ohne mich?" fragt er mich und einen kurzen Moment erschreckt mich seine Direktheit, doch dann wird mir klar, dass es das ist, was wir brauchen. Klare Worte. Doch wie soll ich klare Worte finden, wenn ich selber nicht weiß, was ich will? "Ich weiß es nicht. Ich- ich weiß nur, dass ich dich liebe und du mich und das uns diese Liebe im letzten Jahr ganz schön kaputt gemacht hat." er schweigt kurz. "Wir sind jetzt nicht mehr aneinander gebunden." stellt er fest und mit einem Mal wird mir klar, dass ER vielleicht derjenige ist, der ohne mich weiter machen möchte. Und das versetzt mich etwas in panik. Er bemerkt meine Panik. "Du hättest es anders verdient." haucht er leise. "Man sollte dich auf Händen tragen und nicht einfach ficken, so wie ich." Ihm kommen die Tränen. "Das hast du nicht verdient." nun scheint es, als würde er wütend werden. "Warum hast du das nur gemacht, verdammt!" ich schweige immer nur, mir laufen die Tränen runter. Wütend verlässt er das Badezimmer und ich denke schon, dass er einfach nach Hause geht, doch als ich selber auf den Flur trete, sehe ich ihn unruhig durch mein Zimmer laufen. Ich betrete es ebenfalls und beobachte ihn einfach. "Ich weiß einfach nicht, was ich davon halten soll." meint er irgendwann. "Bedeutet dir sex mit mir so wenig, dass du unser erstes Mal einfach so wegschmeißt?" Fassungslos blicke ich ihn an. "Du bist ein verdammter Arsch! Ich wollte immer, dass es etwas besonderes wird! Du weißt selber ganz genau, wie viel ich vor unserem ersten mal hatte, wegen dieser ganzen Brian-Geschichte. Aber ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten! Weder die Albträume, noch die Angst, bei jeder Begegnung von uns, dass einer den anderen wieder hassen und umbringen wird. Verdammt, DAS hat mich umgebracht! Der Sex war grauenvoll, und ich bereue, dass es unser erstes mal, am liebsten würde ich es einfach vergessen, aber ich bereue es nicht und würde es wieder tun, wenn dadurch uns beide eine einigermaßen normale Zukunft erwartet!" Perplex sieht er mich an. Er scheint genauso überfordert wie ich zu sein. "Aber wie sieht diese Zukunft in deiner Vorstellung aus?" "Das weiß ich noch nicht, Hauptsache du kommst darin vor. Ich liebe dich, und wenn du in irgendeiner weise das selbe denkst, dann flehe ich dich an, bitte versuch mir zu verzeihen und gib uns noch eine Chance."  Hätte man mich vor zwei Jahren gefragt, ob ich jemals um die Zuneigung von einem Typen betteln würde, hätte ich denjenigen ausgelacht, doch jetzt, als Nick sich von mir abwendet und sich auf mein Bett fallen lässt ist es so, als würde für mich eine Welt zusammenbrechen und rutsche die Türe runter.  Es herrscht lange ein schweigen zwischen uns, bis ich ein leises Schluchzen vernehme, was mich aufschauen lässt. Nick weint? Mit wackligen Beinen stehe ich auf und setze mich neben ihn. Ich traue mich nicht, ihn anzufassen, ich weiß nicht, ob er das will, doch ich atme erleichtert aus, als er nach meiner Hand greift, und stumm weinend mit meiner Hand spielt. Irgendwann hat er sich etwas beruhigt un spricht, ohne mich anzusehen. "Ich will vernünftig sein und das richtige tun. Ich will das alles beenden, nach Amerika zurückgehen und an meinem alten Leben anknüpfen." Die Worte schmerzen ungemein, doch ich kann nicht sagen, dass sie mich total unvorbereitet treffen. "Aber ich kann das nicht. Ich kann nicht von dir weg. Ich brauch dich, ich liebe dich einfach viel zu sehr." flüstert er und ich habe das Gefühl, dass ich mich verhört habe. Langsam hebe ich meinen Kopf und blicke ihn fassungslos an. Doch er sieht noch etwas verunsichert an. "Verzeihst du mir? Dass ich dir Angst gemacht habe und dass ich dich wie eine Schlampe behandelt habe?"Ich antworte nicht, sondern schlinge einfach meine Arme um ihn, kletter auf seinen Schoß  und drücke mich feste an ihn. Ich spüre, wie seine Brust leicht vor lachen vibriert, er jedoch meine Umarmung mindestens genauso feste erwidert. Irgendwann lässt er sich zurückfallen, sodass wir in meinem Bett liegen. Wir lösen uns, leicht lachend, voneinander um uns richtig hinzulegen, ich mit dem Kopf auf seiner Brust. Er streicht mit seinen Fingern leicht über meine Schulter. "Habe ich dir weh getan?", fragt er leise und ängstlich. "Nicht körperlich." antworte ich ehrlich, weshalb er sich näher zu sich zieht und mir einen Kuss auf die Stirn drückt. "Irgendwann werde ich das wieder gut machen" flüstert er und ich zweifle keine Sekunde daran, dass er das wird.

Hass auf den ersten Blick?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt