15.:-Nicks Geschichte-

59 2 0
                                    

"Du hast also vor Brian von mir geschwärmt? Als ihr noch zusammen wart?", neckt mich Nick. Ich schlage ihm auf die Brust. Wir liegen im Gras und schauen in den Himmel, ich mit den Kopf auf seiner Brust, er seinen Arm um mich geschlungen.

"Also das war so: es war das letzte Mal, dass ich von dir geträumt habe, es war also im Prinzip der Morgen, an dem wir uns kennen gelernt haben" "und du mir direkt eine reingehauen hast", unterbricht mich Nick belustigt. Ich lache schuldbewusst. "Ja, genau der morgen. Also ich bin vom Traum wach geworden und Brian ist auch aufgewacht und hat sich total aufgeregt, dass ich immer von einem anderen Typen Träume" -Nick schmunzelt- "und meinte, dass ich von ihm träumen sollte, anstatt von einem hässlichen und brutalem Typen." Mein Zuhörer schnappt empört nach Luft, was mich zum Lachen bringt. "Ich habe dann natürlich richtig gestellt, dass du weder brutal, noch hässlich bist. Obwohl ich das mit dem brutal an manchen Tagen vielleicht ausklammern sollte" ,stelle ich frech klar. Er zwickt mir leicht in die Seite und lächelt mich einfach nur gedankenverloren an.

"Der Tümpel war immer mein Platz und ich hätte nie freiwillig Jemanden mit hierhergebracht. Aber mit dir ist es noch schöner hier. Du machst die Atmosphäre nicht kaputt. Mit dir bin ich gerne her", sage ich Gedankenversunken, während ich kleine Kreise auf seine Brust Male. Er stoppt meine Hand, weshalb ich zu ihm aufschaue. "Es ist ein besonderer Ort", flüstert er, hebt mein Kinn an und küsst mich sanft. "Ebenso wie du", sagt er, noch leiser, ich weiß auch gar nicht ob ich es hören sollte oder nicht.
Doch als Antwort küsse ich ihn einfach erneut.

"Erzähl etwas von dir", fordere ich ihn auf, nachdem wir uns wieder gelöst haben. Er seufzt leise und resigniert. Ich platziere meinen Kopf erneut auf seiner Brust und er beginnt, irgendwelche Muster auf meinen Rücken zu malen, während er überlegt, wie er am besten anfängt. "Ich bin am 24.06.1997 geboren und habe meine ersten Jahre mit meinen Eltern und natürlich Mike in Irland verbracht. 2004, als Jared dann geboren wurde, wurde unsere Wohnung zu klein und meine Eltern wollten eine Veränderung. So sind wir in London gelandet. Mike und ich waren ja damals selber erst sieben, weshalb wir das Ganze noch irgendwie spannend fanden. Als wir Älter wurden, erfuhren wir jedoch den wahren Grund, warum wir nach London gezogen sind." Er schluckt einmal und sammelt sich, bevor er weiter redet.

"Dort gab es das Krankenhaus mit den besten Krebsspezialisten. Meine Mutter ist dann vor knapp zwei Jahren an der Krankheit gestorben. Wir waren Alle darauf vorbereitet, doch war es trotzdem hart. Wir hatten von der Krankheit erfahren, als wir Vierzehn waren, mit Sechzehn ging es dann bergab und sie brauchte Pflege.

Ich kümmerte mich viel um sie. Ich kam schon immer besser mit ihr klar, als mit meinem Vater. Als sie dann gestorben war, wusste ich nicht, wohin mit mir. Ich verlor die Kontrolle über mein Leben und isolierte mich. Ich hatte einen guten Abschluss gemacht, doch hatte mir vorher nie Gedanken über einen Beruf gemacht. Für mich war erstmal nur meine Mutter wichtig. Doch die war jetzt weg und auf die Ratschläge von Mike und Dad hörte ich nicht. Jare, der damals 11 Jahre alt war, meinte, ich solle Arzt werden, weil ich das mit Mum so gut gemacht hätte. Ich fand die Idee gar nicht so schlecht, wollte aber raus von Zuhause und den ganzen Erinnerungen und ging mit einem Teil meines Erbes nach Amerika und schrieb mich dort in die Uni ein.
Ich lebte nur noch für das Studium, schaute nicht nach links, nicht nach rechts, nur straight auf den Lehrplan. Ich war auch echt gut, bis die Träume anfingen. Sie warfen mich völlig aus der Bahn und ich bin nach dem ersten Monat zurück nach London gezogen. Ich wollte meine Familie wieder um mich haben. Ich war total verstört von den Träumen, erzählt aber auch erst Keinem davon.

Mein Dad bekam dann ein neues Stellenangebot, hier in Schottland. Zwar fängt sein Job erst in zwei Wochen an, doch wir wollten schon eher nach hier ziehen und uns einleben. Dad hat den Umzug noch mitgemacht und ist dann zu seinen Eltern nach Irland gefahren, um etwas Urlaub zu machen. Ja und ein paar Tage vor Jareds erstem Schultag saßen wir drei unten auf der Couch und Mike hat mich gefragt, warum ich wieder da bin und so erzählte ich Ihnen von den Träumen und nunja, viel mehr gibt es da auch nicht zu erzählen."

Er hat viel geredet. So viel hat er noch nie über sich erzählt. Ich habe das Gefühl, dass es ihm gut getan hat, all das mal loszuwerden. Ich blicke auf, um ihn anzusehen. Ich sehe die Tränen in seinen Augen. Er richtet sich auf und streicht sich beschämt einmal über die Augen.

"Danke", hauche ich nur leise und drücke ihn feste. Er drückt mich ebenfalls feste an sich und so sitzen wir eine Zeit da, bis wir uns wieder langsam voneinander lösen und wir uns beide leicht anlächeln. "Studierst du immer noch?", er schüttelt den Kopf. "Warum nicht?" "Ich weiß nicht. Ich habe wohl den Mut und die Hoffnung verloren." "Willst du denn immer noch Arzt werden?" Er nickt leicht mit dem Kopf "Gut. Dann suchen wir dir eine Uni raus und gehen dich Einschreiben!", meine ich voller Tatendrang, steh auf und zieh in mit mir hoch. "Was? Jetzt?", gibt er lachend von sich. "Ja wenn denn sonst?", gebe ich stur zurück und ziehe ihn hinter mir her zu seinem Motorrad. Er setzt sich vorne hin, ich hinten. Er reicht mir seinen Helm, "Aber dann hast du keinen?", protestiere ich. "Dann darf ich wohl keinen Unfall bauen", sagt er neckisch, startet die Maschine und fährt zu mir nach Hause.

Hass auf den ersten Blick?Where stories live. Discover now