18.:"Ich stinke doch eh"

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"Kommt sofort", nehme ich die Bestellung auf und bringe sie anschließend in die Küche. Heute ist recht wenig los, weswegen ich kurz in der Küche verweile und eine Kleinigkeit esse.
"Mila, da sind neue Gäste. Gehst du oder ich?" Fragt Elijah, mein Kollege. "Ich geh schon!" Leicht genervt drücke ich mich von der Anrichte ab, an der ich gelehnt habe, atme einmal tief durch, setze ein Lächeln auf und gehe ich den Gastrobereich. Ich sehe den neu besetzten Tisch und zähle kurz die Köpfe. Vier Stück. Ich schnappe mir vier Karten und mache mich auf den Weg zum Tisch. Ich blicke auf und will grade die Leute begrüßen, als mein Lächeln plötzlich verrutscht und ich Hass in mir aufkeimen fühle. In Nicks Augen kann ich dasselbe wahrnehmen. Langsam kriecht die Kälte mir durch die Adern und ich bekomme eine leichte Gänsehaut- nicht von der angenehmen Sorte. Ich räuspre mich, wodurch auch die anderen am Tisch auf mich aufmerksam werden "Becca?" Mike versteht schnell, schnappt sich Nick, der grade schon aufspringen und Stress anfangen wollte. "Komm Kumpel, wir gehen an die frische Luft", meint er und zwinkert mir kurz zu.
Die zwei verschwinden durch die Tür und ich merke, wie meine Beine zu zittern beginnen. Ich sehe zu den verbliebenen - Jared und ein Mann, so um die fünfzig (denke mal, dass das ihr Vater ist) und lächle gezwungen. "Entschuldigt mich bitte kurz." Ich warte auf keine Antwort sondern mache mich schnell auf den Weg zur Küche. Kaum schließt sich die Schwingtür hinter mir, lasse ich mich auf den Boden plumpsen, verstecke mein Gesicht in meinen Händen und atme tief durch. "Alles ok?", fragt Elijah besorgt. "Übernimmst du?", frage ich leise. Ich werde da heute Abend nicht mehr raus gehen. "Natürlich." Ich mag Elijah. Er bedrängt einen nicht. Er weiß, wenn ich reden will, dann melde ich mich schon. Ich lächle ihn dankbar an, als mir was einfällt und greife mir in die Hosentasche. "Elijah? Gibst du den bitte dem Zwilling mit den grünen Augen? Sag Danke und dass sie draußen auf ihn wartet."

Ich hatte nur den ersten Tag im Bus ausgehalten. Anschließend bin ich doch mit Nicks Motorrad gefahren. Es fährt sich gut, ist jedoch nicht meins. Ich würde mit dem Trinkgeld von heute wieder tanken können. Elijah nimmt nickend den Schlüssel entgegen und verlässt die Küche.

Wie kommst du nach Hause? Nick hat also den Schlüssel bekommen und sich mittlerweile beruhigt. Ebenso wie ich, denn sonst hätte ich die Verbindung sicher nicht zugelassen. Hör auf dir immer Sorgen um mich zu machen. Entgegne ich genervt. Ich geb dem Typen den Schlüssel wieder! Meint er stur. Der TYP heißt Elijah und nein machst du nicht. Ich geh gleich direkt mit Mila in einen Pub hier um die Ecke feiern. Danach darf ich eh nicht mehr fahren. Und bevor du fragst, ich schlaf danach bei ihr, sie wohnt nicht weit weg. Er schweigt lange. Wahrscheinlich ist er grade beschäftigt. Akzeptiert. Was kann man hier so leckeres Essen? Ich vertraue dem Tipp von deinem Elijah nicht. Ich muss schmunzeln und berate ihn. Am Ende stellt sich heraus, dass Elijah ihm dasselbe empfohlen hat, was ich mir schon fast gedacht hatte.

"Nick war heute im Times", erzähl ich meiner besten Freundin von meiner heutigen Begegnung. "Habt ihr euch gekloppt?", kichert sie. Auch ich muss lachen. "Ne, Mike hat schnell reagiert." Wir waren beide beim zweiten Bier, die sie übrigens bezahlt hatte und wurden auch schon von einigen Kerlen hier auf eine Runde Kurze eingeladen. Wir waren beide nicht betrunken, doch ich merkte den Alkohol schon leicht. Ein angenehmes Gefühl. Man lebt im hier und jetzt und der Rest ist eigentlich zweitrangig. Wir trinken und tanzen noch einige Stunden. Schließlich bin ich wirklich betrunken und geh raus an die frische Luft, wo ich eine Truppe Jungs rauchend antreffe.

"Hey", stell ich mich grinsend zu Ihnen. Sie grinsen mich ebenfalls an und Grüßen mich vereinzelt. "Kann ich auch eine?", frag ich in die Runde. Der neben mir zuckt mit den Schultern, greift sich in die Jackentasche und holt aus einer Packung eine weitere Zigarette und ein Feuerzeug, welche er mir beide reicht "Danke" sage ich, nachdem ich die Zigarette angezündet habe und der erste Zug meine Lungen wieder verlassen hat. Ich rauche sehr selten, weshalb ich mich jedes Mal neu dran gewöhnen muss. Der zweite Zug ist etwas tiefer und beißt in meiner Lunge. Trotzdem genieß ich die Ruhe in die ich langsam verfalle. Rauchen ist unglaublich beruhigend, weil man bewusst tief atmet. Auch den Geschmack mag ich. Ich würde nur niemals richtig anfangen zu rauchen, da es mir A) zu ungesund, B) zu teuer ist und C) man stinkt nach abgestandenem Rauch. Den frischen mag ich ja, aber nur ein paar Minuten später stinkt es nur noch.

So stehe ich draußen vor dem Pub und denke über den heutigen Tag nach, als Mila neben mir auftaucht. Ich verdrehe die Augen, denn ich merke, dass sie wieder einen auf Moralapostel machen will, was ich grade echt nicht abhaben kann. "Mila. Es ist mein Leben, dass ich 'kaputt' mache. Außerdem werde ich von einer Kippe nicht süchtig. Du weißt selber, wie selten ich rauche." Sie schnaubt und meint nur : "ich hab keine Lust mehr. Kommst du mit nach Hause?" Ich verdrehe schon wieder die Augen. "Ich komm schon." Die Zigarette lass ich an. Den Gefallen tue ich ihr nicht, denn wie gesagt, es ist mein Leben. "Ciao", sage ich noch zu den Jungs, die nur kurz winken. Ich gehe los, ohne auf Mila zu achten. "Man jetzt warte doch!" "Warum? Ich stinke doch eh", antworte ich verächtlich. Sie hasst den Rauch. "Ach komm schon!", sagt sie genervt. Sie holt auf und geht neben mir her.

Bei ihr angekommen, ich will grade aus ihrem Zimmer raus ins Bad gehen, hält sich mich am Arm fest. "Was?" Ich bin echt genervt. Es tut mir selber leid dass ich so patzig bin. Aber der Alkohol macht mich immer etwas launisch. "Es tut mir leid. Ich weiß, dass das deine Entscheidung ist. Ich mache mir doch einfach nur sorgen!" Meint sie leise und ich sehe, dass sie es wirklich bereut. Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange. "Vergiss es einfach", meine ich nur und geh ins Bad. Als ich wiederkomme, sitzt Mila grinsend mit einer Flasche Safari auf ihrem Bett was mich grinsen lässt. "Pur?" "Klar!" Und so ging die Party erst richtig los. "Es tut mir wirklich leid wegen eben. Ich sollte lernen mich nicht immer einzumischen", nuschelt Mila. "Ach dafür liebe ich dich doch", grinse ich, mindestens genauso betrunken. "Ich liebe dich auch", meint Mila ernst und gibt mir einen kurzen Kuss auf den Mund, was wir zur Begrüßung schon öfters gemacht haben. Doch irgendwie war das anders. Ich weiß nicht ob es am Alkohol liegt, jedoch werde ich neugierig. "Ich hab noch nie ein Mädchen geküsst", kicher ich. Mila sieht mich mit großen Augen an. "Das kann man ändern", grinst sie jetzt und nähert sich mir. Sie legt eine Hand an meine Wange und küsst mich vorsichtig. Ich bin erst perplex. Ihre Lippen sind weicher und feiner als die der ganzen Typen bisher, doch fühlt es sich nicht schlecht an, also erwidere ich und schließe meine Augen. Nehmt es mir nicht übel, aber ich knutsche häufiger betrunken rum. Ich bin eben unzurechnungsfähig, wenn es soweit kommt. So vertiefen wir den Kuss. Meine Hände sind an ihrer Hüfte. Ihre eine in meinem Nacken, die andere an meinem Rücken. Sie drückt mich vorsichtig zurück ins Bett und streift unsicher mit ihrer Zunge über meine Lippen...

Hass auf den ersten Blick?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt