Hass auf den ersten Blick?

44.: "Alkohol, Rauchen, Drogen und Sex"

"Hey" ich ignoriere ihn. "Bex?" Ich will einfach weiterschlafen. Hier neben ihm. Ich geh das Risiko ein und kuschel mich an seine Brust. Ich spüre, wie sie vibriert weil er lacht. "Becca!" Meint er jetzt, er scheint langsam ungeduldig zu werden, legt aber trotzdem leicht seinen Arm um mich, was mich Grinsen lässt. "Rebecca! Verdammt ich weiß dass du wach bist. Ich habe dein Grinsen gesehen!", meint Nick jetzt provozieren. "Das hast du dir eingebildet. Das sind die Halluzinationen von den Drogen. Nachwirkung und so.", murmle ich nur und kuschel mich enger an ihn. Er lacht noch mehr. "Ich bin der Medizinstudent von uns beiden" "ach wirklich?", meine ich nur und setze mich auf. Er sieht mich fragend an. "Soweit ich weiß, lässt du das Studium ganz schön schleifen", meine ich bevormundend. Er senkt den Kopf. "Ich weiß. Aber wie kommt es denn, wenn ich da high auftauche? Ganz toller Arzt." "Naja, dafür hätte es eine ganz einfach Lösung gegeben", meine ich nur. "Ich weiß, ich hätte auch einfach die Drogen weglassen können, aber irgendwie musste ich mich ablenken. Verstehst du?" "Besser als du denkst", antworte ich und muss an Nils denken. Nick hebt eine Augenbraue und sieht mich fragend an. Wie sehr ich ihn dafür hasse, dass er das kann. Ich habe echt lange geübt, aber meine Gesichtsmuskeln wollen einfach nicht so wie ich will. Naja, eigentlich meine ganzen Muskeln. Okay, ich hab vielleicht auch einfach nicht genug.
"Was hast du von dem Gespräch von mir und Mila vorgestern mitbekommen?" "Nicht viel. Du hattest Sex, das habe ich gehört." Puh. Okay, raus damit. "Naja ich hatte öfters sex. mit einem kumpel. Es war so was wie Freunde mit gewissen Vorzügen?" Nick sieht mich Stirnrunzelnd an und fängt plötzlich an zu lachen. "Lachst du mich grade aus?" Meine ich empört. "Nein, nur... du gehst eine sexbeziehung mit einem Kumpel ein?", er lacht immer noch. "Na und? Lass mich doch!", schmolle ich. "Hey, ich schreibe dir nichts vor, du kannst machen was du willst aber sei mal ganz ehrlich! Hat es was gebracht? Konntest du... mich- uns dadurch vergessen?" Ich senke den Kopf. "Ganz ehrlich?" "Ganz ehrlich!" "Ich habe jedes mal an dich gedacht. Und- ja ich gebe es zu- vielleicht habe ich mir dich auch schonmal vorgestellt.", meine ich beschämt und verstecke mein Gesicht in meinen Händen. Nick lacht wieder. Ernsthaft? Muss er immer lachen?? "Wir sind einfach beide so unglaublich dumm. Versuchen beide uns mit Sex voneinander abzulenken und stellen uns währenddessen vor, wie es wäre, wenn wir miteinander schlafen würden. Und anstatt es zu lassen, machen wir einfach immer weiter. Wirklich verdammt dumm." Auch ich muss leise lachen. "Ich habe so viel dumme Sachen gemacht, da macht es jetzt auch keinen Unterschied mehr.", meine ich. Er lacht immer noch. "Bist du eigentlich immer noch high?" Frage ich ihn irgendwann. Er schüttelt den Kopf. "Ne alles gut. Ich sollte nur nicht aufstehen. Ich denke dass ich dann kotzen werde und den Kater meines Lebens spüren werde", meint er grinsend, dreht mich zu sich zu mir, zieht mich am Shirt wieder in die liegeposition, kuschelt sich an mich und riecht in meinen Haaren. "Dein Ernst?", lache ich. "Was? Ich hab das eben vermisst!", schmollt er. "Ich habe seit Ewigkeiten nicht mehr geduscht, die letzte Nacht neben einen Betrunkenen verbracht und die davor unter freien Himmel. Und du sagst, du hast den Geruch meiner Haare vermisst?!", meiner ich skeptisch. "Das habe ich nicht gesagt! Eigentlich meinte ich damit, dass ich damit das alles vermisst habe. Dich, mich, uns..." ich muss lächeln. "Ich auch"
"Warum hast du mich eigentlich geweckt?", fällt mir plötzlich ein. Er zuckt nur mit den Schultern. "Ich kann nie lange schlafen, wenn ich abends... unterwegs war. Ich hatte eben Langeweile.", er grinst mich entschuldigend an. Ich seufze. "Wieviel Uhr haben wir denn?" "Ääähm... so halb sieben?" Ich setze mich ruckartig auf, drehe mich zu ihm und sehe ihn wütend an: "ist das dein verdammter ernst? Du weckst mich um halb sieben? Was fällt dir eigentlich ein!" Ich stehe auf und will aus seinem Zimmer stampfen, als er mich jedoch Ruft. "Was?" Meine ich genervt. "Wo willst du hin?" "In mein Bett? Da kann ich weiterschlafen!" "Das ist aber nicht so schön vorgewärmt wie meins", meint Nick verschmitzt. Shit. Ein sehr gutes Argument. Er weiß, wie sehr ich Kalte Betten hasse. Er grinst mich schon siegessicher hin und hält mir die Hand hin. Natürlich liegt er immer noch. "Dann geh ich eben zu Mike. Der hat sicher nichts dagegen wenn ich bei ihm schlafe.", meine ich. Diesmal grinse ich ihn siegessicher an, gehe aus seinem Zimmer und stehe bereits vor Mikes Tür, als mich eine Hand an meiner Hüfte aufhält. "Bitte, nicht", meint Nick leise, um niemanden in dem Haus zu wecken. "Wieso?" "Weil ich das nicht will" ich schnaube nur und lege meine Hand an die Türklinke. Er hebt beschwichtigend die Hände. "Ich will nicht, dass du bei ihm schläfst, weil ich dich gerne bei mir habe. Wenn du bei ihm bist, werde ich eifersüchtig. Also- bitte komm wieder zurück in mein Bett. Ich lass dich auch schlafen", meint er, immer noch leise. Ich will grade, ganz gelassen, die Augen verdrehen und ein abfälliges 'wenns denn sein muss', von mir geben (natürlich kann ich mir keinen schöneren Ort zum schlafen vorstellen als sein Bett, vor allem wenn er mit drin liegt), als er mich geschockt anguckt, mir andeutet, hier zu warten und Richtung Bad rennt. Ich bin mir sicher, dass er sich übergeben muss. Das hat er ja schließlich schon prophezeit. Gehässig grinsend folge ich ihm, lehne mich in den Türrahmen und beobachte ihn. "Soll ich deine Haare halten?", frage ich frech. "Ach, leck mich doch", grummelt er vor sich hin. Ich muss lachen, gehe aber zu ihm hin, streiche ihm beruhigend über den Rücken, helfe ihm letzten Endes auf, warte, bis er seine Zähne geputzt hat 'ich leg mich nicht neben dich ins Bett, wenn ich nach kotze rieche', war seine Aussage und bringe ihn letzten Endes wieder in sein Bett zurück. Und ja, ich lege mich dazu. Doch leider bin ich jetzt zu wach um wieder einzuschlafen. "Hast du Kopfschmerzen?", frage ich ihn stattdessen. "Hm..." murmelt er nur gequält. "Gut so! Ich bin nämlich jetzt wach und kann nicht mehr schlafen." Er grinst mich an und ich komme nicht umhin, es zu erwidern. "Erzähl mir was von dir. Etwas, was du in dem letzten Jahr gemacht hast", fragt er mich, aufrichtig interessiert. "Hm... kurze Zusammenfassung: ich bin ein paar Wochen durch England gereist, dann nach Deutschland zu Verwandten gefahren, wo ich klitschnass angekommen bin. Die haben mich erstmal in eine Badewanne gesteckt, von der ich dann Kontakt zu dir aufgenommen habe-" "warte mal! Du lagst da in einer Badewanne?", fragt er mich. "Eigentlich saß ich aber, Jap ich war in einer Badewanne und ja ich war nackt. Jedenfalls musste ich an unsere... Zeit in der Badewanne denken und musste dann einfach Kontakt zu dir aufnehmen, weil mir klar geworden bin, dass ich scheiße gebaut habe und wie sehr ich dich eigentlich liebe, vermisse und brauche. Naja wie das gelaufen ist, weißt du ja. Dann habe ich in einem tierheim gearbeitet und bin feiern gegangen. Irgendwann hat dann die Sache mit nils angefangen und kurz darauf bin ich in deren band gekommen. Dann hab ich eigentlich nur noch Musik gemacht, bin durch Europa gereist und hatte das ein oder andere mal Sex. Bis ich dann Mike getroffen habe und der mich so angekackt hat, dass ich ihm mit eingezogenem Schwanz nach hier hinterhergedackelt bin. Und wie lief es bei dir so?" Er sieht mich mit großen Augen an, ich habe wahrscheinlich etwas zu schnell für seinen verkarteten Kopf gesprochen. Doch irgendwann sickern auch die letzten Worte durch. "Alkohol, Rauchen, Drogen und sex", meint er nur. Ich nicke verständnisvoll, aber dann Klatsch ich ihm eine. "Au!" Meint er empört und hält sich die Wange. "Das hast du verdient. Ich hab Gehört, dass du Jare die Geburtstagstorte weggefressen hast und ihn vor seinen Freunden durch deinen Aufzug und dein Verhalten blamiert hast!" Er senkt den Kopf. "Ich- war auf Drogen...", meint er beschämt. "Das ist mir scheiß egal! Es ist sieben Uhr, er müsste jetzt langsam aufstehen zur Schule. Du gehst jetzt zu ihm und entschuldigst dich! Kann ja sein, dass alle anderen dich mit Samthandschuhen anpacken, weil sie Mitleid haben. Und mein Gott, es tut mir verdammt nochmal leid, dass ich scheiße gebaut habe, aber dafür bin nur ich verantwortlich! Also friss mir die Torte weg oder versau meinen Geburtstag aber scheiße nochmal nicht den deines kleinen Bruders." Resigniert steht er auf und geht aus dem Zimmer.