20.:Mila

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Ich schaue zweifelnd über meine Schulter nach hinten zu Nick, der auf seiner Maschine sitzt und wartet, dass ich klingel. "Jetzt mach schon! Das wird schon alles wieder.", macht er mir Mut. Jedoch muss er sich ein leichtes Grinsen unterdrücken. Der Vollidiot macht sich über mich lustig! Ich schnaube und drehe mich wieder zur Türe. Ich atme noch einmal tief durch und klingel schnell, bevor ich es mir doch anders überlege. Clyde öffnet die Tür und sieht mich erleichtert an: "Becca! Tu was! Sie redet mit keinem mehr. Keine Ahnung was los ist!" Ich lächle gequält und wuschle durch seine doch etwas zu langen, blonden Haare. "Keine Sorge. Das wird schon wieder.", seufze ich. Er sieht mich zweifelnd an, doch ich lass ihn im Eingangsbereich stehen und mach mich mit großen Schritten auf den Weg zu Milas Zimmer. Ich klopfe leicht und öffne vorsichtig die Türe.

"Mila?" Sie liegt mit dem Rücken zu mir auf ihrem Bett, als sie jedoch meine Stimme hört, fährt sie rum, sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an und setzt sich auf. "Du siehst scheiße aus",  sage ich das Erste, was ich denke. Ich beiße mir auf die Zunge. So sollte man so ein Gespräch jetzt nicht anfangen... Ich habe aber Recht: sie hat verquollene Augen, zerzauste Haare und trägt immer noch ihre Schlafsachen. Sie hat anscheinend noch gar nicht das Bett verlassen.
"Danke gleichfalls", sie grinst leicht, was mir einiges meiner Anspannung nimmt. Ich setze mich neben sie auf ihr Bett und schaue sie an. "Ich bin nicht das erste Mädchen, dass du geküsst hast, oder?" Sie schüttelt leicht den Kopf. "Wie viele Jungs hast du geküsst?" Sie hat bisher auf den Boden gesehen. Jetzt hebt sie ihren Blick. Ich sehe die Entschlossenheit darin, dass sie mir die Wahrheit sagen will. "Einen. Vor zwei Jahren. Es haben immer alle von den Jungs Geschwärmt und ich dachte, irgendwas stimmt nicht mit mir. Naja... Auf einer Party habe ich dann Brian geküsst-" "du hast Brian geküsst?", muss ich lachen. "Ja man... tut mir leid dass ich dir nie etwas gesagt habe, doch ich fand es nicht grade toll... als ich dann das erste Mädchen geküsst habe, habe ich zum ersten Mal Lust verspürt... naja seit da weiß ich definitiv, dass ich lesbisch bin... die Vermutung habe ich jedoch schon seit ich klein bin..." sie schaut wieder runter und wartet auf eine Antwort. "Mensch Mila... warum hast du nie was gesagt? Das ist doch nicht schlimm!!" Sie lächelt mich gequält an.

"Weil mir gleichzeitig bewusst wurde, dass ich dich liebe...", meint sie leise. "Du bist in mich verliebt? Seit wann?" "Seit zwei Jahren ist es mir bewusst. Aber schon länger." "Danke für deine Ehrlichkeit.", meine ich leise und umarme sie von der Seite. "Magst du trotzdem meine beste Freundin bleiben?", frage ich sie. "Ich kann auch verstehen, wenn du Abstand möchtest..." "Natürlich! Du brauchst mich nunmal bei dem Chaos, dass du immer fabrizierst", entgegnet sie sofort. "Ich hatte nur Angst, dass du das nicht mehr willst, jetzt wo du die Wahrheit über mich weißt."
Ich schaue sie empört an: "Sowas denkst du von mir? Man, mir doch egal ob du auf Männer oder Frauen stehst!"

Plötzlich fällt mir was ein. "Oh man... es tut mir echt leid, wenn ich dir gestern falsche Hoffnungen gemacht habe! Es war auch nicht schlecht aber ich steh-" "auf Nick, weiß ich doch!", grinst sie. "Ist auch in Ordnung. Und ich fand es auch gut", zwinkert sie mir zu. Ich muss auch grinsen. Dann sehe ich sie an. "Du gehst jetzt sofort duschen! Ich mach was zu Essen und dann gucken wir uns ein paar folgen Suits an!", befehle ich ihr.

Bevor sie widersprechen kann, habe ich schon ihr Zimmer verlassen. Auf dem Weg nach unten sehe ich auf mein Handy. 18 Uhr. Ich entsperre es und schicke Nick flott eine Nachricht: <Haben geredet. Alles gut. Nochmal Danke für alles 😘>
Ich würde ihm sicher nachher noch alles erzählen.
"Lebt Mila wieder?", reißt Clyde mich aus meinen Gedanken. Ich muss schmunzeln: "Ja. Ich mach was zu essen. Willst du auch was?" Ich bin So oft bei Mila, dass es normal ist, dass ich was zu Essen mache, da Mila einfach gar nicht kochen kann.
"Ne Danke. Ich geh jetzt noch zu Jare." "Hast du Morgen keine Schule?" Er muss grinsen. "Nö, irgendeine Lehrerfortbildung. Die ganze Schule hat morgen frei." Frei! So schön! "Ui, gut zu wissen! Dann grüß mal die Jungs von mir!" Clyde grinst mich frech an. "Alle oder nur Nick?" "Alle" muss ich lachen. "Außer Nick", zwinkre ich ihm zu. Provozieren wir die Jungs mal was. "Viel Spaß", rufe ich ihm noch hinterher, als er grade lachend die Türe schließt.

Ich mache Mila und mir schnell Nudeln mit Tomatensauce. Grade als es fertig ist, kommt Mila die Treppe runter. "Wo ist die Kröte?", fragt sie neugierig. Normalerweise ist Clyde immer da, wo es Essen gibt. "Er meinte, dass er mit Jeremy verabredet ist", antworte ich ihr und stelle uns die Teller auf den Tisch. "Es reicht Sau lecker", grinst Mila und stürzt sich sofort aufs Essen. Auch ich beginne zu essen. Es schmeckt wirklich gut.

Um zwölf machen wir den Fernseher aus und ich mach mich auf den Weg nach Hause. Ich gehe zwar ungern nachts nach Hause, aber was Anderes bleibt mir jetzt nicht übrig.
Ich stecke mir Kopfhörer in die Ohren und höre Musik. Leise singe ich mit, als ich plötzlich einen Scheinwerfer auf mich gerichtet sehe. Ich drehe mich erschrocken zur Straße und sehe Mikes Auto neben mir stehen. Er fährt das Fenster runter und grinst mich an. "Taxi?" Ich grinse zurück und steige ein. Mike hört leise Musik. Wir schweigen und ich lehne meinen Kopf an die Fensterscheibe. Müde schließe ich die Augen.

Ich muss eingeschlafen sein, denke ich als ich langsam zu mir komme. Ich habe mich an Mike gekuschelt, als ich mich von ihm lösen will, regt er sich unter mir und öffnet die Augen. Überrascht sehe ich in die von Nick. Ich war schon verwirrt, dass ich neben Mike im Bett liege, dass es jetzt Nick ist, verwirrt mich nur noch mehr. Nick sieht aber ebenso verwirrt aus und fragt forsch: "Was machst du denn hier?" Unter seinem Ton zucke ich leicht zusammen. "Ich geh lieber", nuschle ich und will über ihn klettern. Er hält mich jedoch an meiner Hüfte fest, sodass ich wieder mal auf ihm sitze. "So war das nicht gemeint. Ich habe mich nur gewundert und nicht mit dir gerechnet. Aber das erklärt, warum ich so gut geschlafen habe", grinst Nick frech. Auch ich muss lächeln. "Ich habe mich doch genauso gewundert. Ich muss wohl in Mikes Auto eingeschlafen sein und er hat mich dann zu dir gebracht. Gar nicht mal so blöd der Kerl." "Warum?" "Naja, wir hassen uns nicht, weil wir uns schon berührt haben", gebe ich verlegen von mir, als ich daran denke, dass ich auf seiner nackten Brust aufgewacht bin und er auch jetzt fast nackt unter mir sitzt. Sein Grinsen wird noch breiter. "Wir sollten das ausnutzen...", sagt er leise, während er sich mir nähert. Doch bevor sich unsere Lippen berühren, fragt er nur: "Oder bist du jetzt lesbisch?"

Ich muss lachen und als Antwort küsse ich ihn fordernd. Er grinst in den Kuss rein und erwidert sofort. Seine Hände machen sich auf Wanderschaft. Eine von der Hüfte unter meinem Hoodie aufwärts, eine abwärts an meinen Arsch. Plötzlich wird mir eines schlagartig bewusst und ich reiße seine Hand aus meinen Hoodie, rutsche von seinem Schoß und setze mich verlegen neben ihn. Er zieht seine Augenbrauen hoch und sieht mich skeptisch an. "Was ist los?" "Ääähm..." Seine Blicke durchdringen mich quasi. "Heute war ich ja nicht wirklich unterwegs, also ach du weißt ja selber was heute war. Auf jedenfall habe ich mir heute morgen, als ich mich umgezogen habe gedacht, dass ich schlafen werde und keinen BH angezogen. Wenn ich meine Gammeltage habe, kommt das häufiger vor aber...", ich werde immer leise und verstumme letztendlich. Nick sieht mich verwirrt an. "Und du denkst das hilft mir jetzt, meine Finger von dir zu lasse?" Er sieht mich gierig an und krabbelt zu mir. Oder besser gesagt über mich drüber, da ich von ihm zurückgedrückt werde. Er legt eine Hand an meine Hüfte, mit der anderen stützt er sich ab und küsst mich fordernd. Ich kann nicht mehr widerstehen, vergrabe meine Hände in seinen Haaren und ziehe ihn zu mir runter. Er keucht überrascht auf, doch ich gebe ihm keine Chance, sich zurückzuziehen. Ich schiebe meine Zunge in seinen Mund und lass unsere Zungen miteinander spielen. Nick kann sich auch nicht mehr zurückhalten und drückt seine Hüfte auf meine. Nun muss ich leicht stöhnen. Verdammt der Kerl macht mich echt an! Ich fahre seinen Bauch entlang. Meine Bewegung endet an dem Bund seiner Boxershorts. "Gott, Bex", nuschelt Nick zwischen zwei Küssen.

Hass auf den ersten Blick?Where stories live. Discover now